Wie ein bockiges Kind – Kommentar zur Äußerungen von Christian Lindner zur Kindergrundsicherung

„nd.DerTag“: Wie ein bockiges Kind – Kommentar zu den jüngsten Äußerungen von Finanzminister Christian Lindner zur Kindergrundsicherung

Natür­lich konn­te sich Chris­ti­an Lind­ner am Wochen­en­de nicht die Chan­ce ent­ge­hen las­sen, im Streit mit Fami­li­en­mi­nis­te­rin Paus noch eine Schip­pe drauf­zu­le­gen. Die hat­te den Finanz­mi­nis­ter letz­te Woche näm­lich ziem­lich blöd daste­hen las­sen, als sie ein­fach sein Her­zens­pro­jekt, das Wachs­tums­chan­cen­ge­setz, mit ihrem Veto im Kabi­nett blo­ckier­te, um mehr Geld für ihre Kin­der­grund­si­che­rung ein­zu­for­dern. Als Gegen­schlag für die­se Ego-Krän­kung stell­te er Paus‘ Vor­ha­ben nun noch mal ganz grund­sätz­lich infra­ge. Der Schutz der etwa drei Mil­lio­nen armuts­be­trof­fe­nen Kin­der scheint für ihn eher zweit­ran­gig zu sein.

Mit sei­ner Retour­kut­sche konn­te er zwei Flie­gen mit einer Klap­pe schla­gen: Lisa Paus eins aus­wi­schen und den rhe­to­ri­schen Arm nach rechts aus­stre­cken, um dort mög­lichst noch ein paar Wähler*innen abzu­grei­fen. Grund für die hohe Kin­der­ar­mut sei, so Lind­ner, vor allem die Ein­wan­de­rung nach Deutsch­land nach 2015 – gleich: Geflüch­te­te – und nicht etwa „deut­sche Fami­li­en“. Dem­entspre­chend müs­se man Kin­der­ar­mut mit Sprach- und Inte­gra­ti­ons­kur­sen bekämp­fen, statt Eltern ein­fach Geld zu überweisen.

Was er damit impli­ziert – wenn Lind­ner auch klug genug ist, es nicht so aus­zu­spre­chen: Migran­ti­sche Fami­li­en wür­den das Geld weni­ger sinn­voll aus­ge­ben als „deut­sche Fami­li­en.“ Denn wür­de der FDP-Chef wirk­lich glau­ben, Armut müs­se über staat­lich geför­der­te Sozi­al­struk­tu­ren statt über Direkt­zah­lun­gen bekämpft wer­den, trä­fe das auf alle Fami­li­en glei­cher­ma­ßen zu. Und auch sein Spare­tat, mit dem er bei­spiels­wei­se ein Bil­dungs­pro­gramm für Geflüch­te­te weg­kürz­te, lässt nicht dar­auf schlie­ßen, dass Lind­ner die Bekämp­fung struk­tu­rell beding­ter Armuts­ur­sa­chen son­der­lich wich­tig ist. Haupt­sa­che, er bekommt das letz­te Wort, wie ein bocki­ges Kind.

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