Deutschland schiebt mehr abgelehnte Asylbewerber ab

Linke kritisiert den Anstieg und fordert eine „Offensive für Menschlichkeit“

Die Zahl der Abschie­bun­gen aus Deutsch­land ist im ers­ten Halb­jahr um mehr als ein Vier­tel gestie­gen. Es wur­den 7861 Per­so­nen abge­scho­ben, knapp 27 Pro­zent mehr als im Vor­jah­res­zeit­raum. Das geht aus der Ant­wort des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­ums auf eine Klei­ne Anfra­ge der Lin­ken her­vor, die der „Neu­en Osna­brü­cker Zei­tung“ (NOZ) vor­liegt. Davon waren 1664 Frau­en und 1375 Minderjährige.

Men­schen, deren Asyl­an­trag abge­lehnt wird oder deren Visum oder Auf­ent­halts­ti­tel abge­lau­fen ist, müs­sen Deutsch­land ver­las­sen. Tun sie das nicht und es lie­gen kei­ne Hin­de­rungs­grün­de wie etwa eine Krank­heit oder ande­re Dul­dungs­grün­de vor, muss die Aus­län­der­be­hör­de sie abschie­ben. Aller­dings schei­tern in der Pra­xis in Deutsch­land zwei von drei Abschiebungen.

So muss­ten im ers­ten Halb­jahr laut Minis­te­ri­um allein 520 Abschie­bungs-Ver­su­che auf dem Luft­weg in letz­ter Minu­te abge­bro­chen wer­den, weil die Betrof­fe­nen Wider­stand leis­te­ten, die Pilo­ten oder Flug­ge­sell­schaf­ten sich wei­ger­ten oder die Bun­des­po­li­zei die Über­nah­me verweigerte.

Die meis­ten Aus­län­der wur­den auch im ers­ten Halb­jahr 2023 in ihre Her­kunfts­län­der zurück­ge­bracht: Geor­gi­en, Nord­ma­ze­do­ni­en, Alba­ni­en, Mol­dau und Ser­bi­en. Abschie­bun­gen sind ein kon­tro­vers dis­ku­tier­tes The­ma. Die Koali­ti­on aus SPD, Grü­nen und FDP hat­te schon in ihrem Koali­ti­ons­ver­trag eine Rück­füh­rungs­of­fen­si­ve ange­kün­digt, um Aus­rei­sen kon­se­quen­ter durch­zu­set­zen. Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin Nan­cy Fae­ser will die Regeln für Abschie­bun­gen verschärfen.

Am 30. Juni 2023 leb­ten laut Minis­te­ri­um 279.098 aus­rei­se­pflich­ti­ge Per­so­nen in Deutsch­land, davon besa­ßen 224.768 eine Dul­dung. Die Zahl der Aus­rei­se­pflich­ti­gen ist damit erst­mals seit vie­len Jah­ren gesun­ken. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren hat­te es – vor allem wegen der Coro­na-Pan­de­mie – deut­lich weni­ger Abschie­bun­gen als in den Jah­ren zuvor gege­ben. 2022 wur­den aus Deutsch­land 12.945 Men­schen abgeschoben

Zusätz­lich wur­den in den ers­ten sechs Mona­ten 2023 auch 2186 Per­so­nen, die uner­laubt ein­ge­reist waren, direkt an der Gren­ze zurückgeschickt.

Ähn­lich stark wie die Abschie­bun­gen stieg auch die Zahl der Men­schen, die frei­wil­lig aus Deutsch­land aus­reis­ten. Mit Bun­des-För­der­gel­dern ver­lie­ßen 4892 Men­schen wie­der das Land, mit Gel­dern von Län­dern und Kom­mu­nen 2309 Personen.

Die flucht­po­li­ti­sche Spre­che­rin der Lin­ken Cla­ra Bün­ger, die die Anfra­ge gestellt hat­te, kri­ti­sier­te die gestie­ge­nen Zah­len. Bün­ger sag­te: „All­zu oft wer­den dadurch Men­schen unter Andro­hung oder Anwen­dung von Gewalt an Orte zurück­ge­zwun­gen, an denen ihnen Krieg, extre­me Armut und Per­spek­tiv­lo­sig­keit dro­hen. Das ist unver­ant­wort­lich.“ Statt einer Abschie­bungs­of­fen­si­ve for­der­te sie von der Bun­des­re­gie­rung „eine Offen­si­ve für Huma­ni­tät und Menschlichkeit“.

_________________

Quel­le: Neue Osna­brü­cker Zei­tung, Redaktion
Ori­gi­nal-Con­tent von: Neue Osna­brü­cker Zei­tung, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit: AdobeStock612679637 / Brisystem

 

Print Friendly, PDF & Email