Studie der Internationalen Hochschule: Lebensverbesserer ChatGPT?

Ein Drittel der Erwerbstätigen finden, dass KI-Technologien wie ChatGPT die Lebensqualität in den nächsten 10 Jahren sehr verbessern werden. Neben allgemeiner Zustimmung gibt es auch Bedenken.

„ChatGPT und ver­gleich­ba­re KI-Tech­no­lo­gien wer­den die Lebens­qua­li­tät der Men­schen in den nächs­ten 10 Jah­ren sehr ver­bes­sern.“ Die­ser Aus­sa­ge stim­men ein Drit­tel (32,9) der Befrag­ten einer IU-Stu­die voll und ganz bzw. eher zu, die unter Erwerbs­tä­ti­gen in Deutsch­land durch­ge­führt wur­de. Für die Stu­die „ChatGPT & Co. in der Dis­kus­si­on“ der IU Inter­na­tio­na­len Hoch­schu­le (IU) wur­den 2.030 Arbei­ten­de in Deutsch­land zwi­schen 16 und 65 Jah­ren, reprä­sen­ta­tiv für den deut­schen Arbeits­markt nach Alter und Geschlecht im April 2023 befragt. Gefragt wur­den sie unter ande­rem, wie sie KI-Bots bewer­ten und wel­che Beden­ken sie haben.

Gen Z fühlt sich noch am ehes­ten über KI informiert

76,5 Pro­zent der Umfra­ge­teil­neh­men­den sind grund­sätz­lich an KI-Tech­no­lo­gien wie ChatGPT inter­es­siert. In Bezug auf mög­li­che Chan­cen und Risi­ken, die KI-Soft­ware wie ChatGPT mit sich brin­gen, füh­len sich ledig­lich 24,0 Pro­zent der Arbei­ten­den in Deutsch­land gut informiert.

43,1 Pro­zent der Befrag­ten stim­men eher nicht oder gar nicht zu, gut über die poten­zi­el­len Chan­cen und Risi­ken infor­miert zu sein. Unter den Baby­boo­mern, also der Gene­ra­ti­on der 56- bis 65-Jäh­ri­gen, sind es sogar 51,0 Prozent.

Am häu­figs­ten (mit 35,0 Pro­zent) fühlt sich die Gene­ra­ti­on Z, d.h. Befrag­te im Alter von 16 bis 25 Jah­ren, gut über mög­li­che Chan­cen und Risi­ken von KI-Tech­no­lo­gien wie ChatGPT informiert.

Daten­schutz weit oben auf der Lis­te der Bedenken

Laut IU-Stu­die haben 29,9 Pro­zent der Befrag­ten Beden­ken, dass die Ant­wor­ten von KI-Bots wie ChatGPT falsch sein könn­ten. Nahe­zu eben­so vie­le Befrag­te (29,0) Pro­zent haben bei der Nut­zung von KI-Tech­no­lo­gien ihre Zwei­fel hin­sicht­lich des Daten­schut­zes. 25,4 Pro­zent haben Beden­ken, weil sie sich nicht sicher sind, woher die Ant­wor­ten von ChatGPT & Co. kommen.

Mehr als jede:r zehn­te Arbei­ten­de (12,7) in Deutsch­land hat kei­ne Beden­ken, wenn es um die Nut­zung von ChatGPT & Co. geht.

ChatGPT: Für vie­le auf einer Ebe­ne mit der Klima-Debatte

Für vie­le Befrag­te stel­len KI-Tech­no­lo­gien wie ChatGPT ein gesell­schaft­lich hoch­re­le­van­tes The­ma dar: So sind immer­hin 29,6 Pro­zent der Mei­nung, dass der Umgang und die Regu­lie­rung für KI-Tech­no­lo­gien wie ChatGPT ähn­lich wich­tig ist wie der Kampf gegen den Klimawandel.

Dem­ge­gen­über ste­hen 35,9 Pro­zent, die der nach­fol­gen­den Aus­sa­ge eher nicht bzw. über­haupt nicht zustimmen.

Wenn es um die Rele­vanz der Regu­lie­rung geht, ist die Zustim­mung unter den Befrag­ten hoch. Über die Hälf­te der Befrag­ten (55,1 Pro­zent) stim­men voll und ganz oder eher zu, dass es stren­ge regu­la­to­ri­sche Rah­men­be­din­gun­gen für die Ent­wick­lung und Anwen­dung von ChatGPT & Co. geben sollte.

Ins­ge­samt las­sen die Stu­di­en­ergeb­nis­se fol­gen­de Ent­wick­lung erken­nen: Je älter die Gene­ra­ti­on, des­to häu­fi­ger wird die enge Regu­lie­rung von ChatGPT und Co. als sehr wich­tig gese­hen. Am häu­figs­ten stim­men die Baby­boo­mer der fol­gen­den Aus­sa­ge eher oder voll und ganz zu (61,4 Pro­zent): „Es ist sehr wich­tig, dass es enge regu­la­ti­ve Rah­men­be­din­gun­gen für die Ent­wick­lung und Anwen­dung von ChatGPT gibt, auch wenn dies die Inno­va­ti­on einschränkt.“

Am sel­tens­ten stim­men dem die Vertreter:innen der Gen Z eher oder voll und ganz zu (47,6 Prozent).

„Regu­lie­rung von KI kann dazu bei­tra­gen, Ver­trau­en in die­se Tech­no­lo­gie auf­zu­bau­en und ein Gleich­ge­wicht zwi­schen Inno­va­ti­on und gesell­schaft­li­cher Ver­ant­wor­tung her­zu­stel­len. Da die älte­re Gene­ra­ti­on mehr Lebens­er­fah­rung besitzt, ist es wenig ver­wun­der­lich, wenn sie sich eher als die Jün­ge­ren für Rah­men­be­din­gun­gen ein­setzt, die den Miss­brauch von KI ver­hin­dern sol­len“, sagt Prof. Dr. Tho­mas Zöl­ler, Pro­fes­sor für Data Sci­ence und Arti­fi­ci­al Intel­li­gence an der IU Inter­na­tio­na­len Hochschule.

Vie­len ist die öffent­li­che Debat­te zu wenig 

Vie­len ist die der­zeit öffent­lich geführ­te Debat­te noch zu wenig. Bei der Fra­ge, ob die „Dis­kus­si­on über die Chan­cen und Risi­ken von ChatGPT und Co. aus­rei­chend in der deut­schen Öffent­lich­keit und Poli­tik geführt wird“, stim­men nahe­zu die Hälf­te der Befrag­ten (47,3 Pro­zent) die­ser Aus­sa­ge eher nicht bzw. über­haupt nicht zu.

Prof. Dr. Zöl­ler ord­net die Ergeb­nis­se fol­gen­der­ma­ßen ein: „Es feh­len kla­re Leit­li­ni­en und Geset­ze zur umfas­sen­den Regu­lie­rung von KI in Deutsch­land“. Dadurch herr­schen Unsi­cher­heit und Zöger­lich­keit bei der Initi­ie­rung einer brei­ten Debat­te über KI. Um die­se Lücke zu schlie­ßen, müs­sen sich poli­ti­sche Ent­schei­dungs­trä­ger, Expert:innen und die Öffent­lich­keit zusam­men­fin­den und umfas­send über KI-Tech­no­lo­gien wie ChatGPT dis­ku­tie­ren. Dies erfor­dert eine ver­bes­ser­te Auf­klä­rung über Poten­zia­le und Risi­ken von KI sowie eine stär­ke­re Betei­li­gung der Zivil­ge­sell­schaft zur ange­mes­se­nen Berück­sich­ti­gung der Bür­ger­inter­es­sen. Nur durch die­se Dis­kus­si­on lässt sich eine ver­ant­wor­tungs­vol­le und zukunfts­ori­en­tier­te KI-Poli­tik schaffen.

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