Krankenhausreform: Sicherung und Steigerung der Behandlungsqualität und die Entbürokratisierung als zentrale Ziel

Susanne Johna: Krankenhausreform braucht verlässliche Datengrundlage

State­ment von Dr. Susan­ne Joh­na, 1. Vor­sit­zen­de des Mar­bur­ger Bun­des, zur Dis­kus­si­on über die fünf­te Stel­lung­nah­me der „Regie­rungs­kom­mis­si­on für eine moder­ne und bedarfs­ge­rech­te Krankenhausversorgung“:

Die jetzt vor­ge­leg­te Stu­die von Prof. Dr. Eri­ka Raab und wei­te­ren zur fünf­ten Stel­lung­nah­me der Regie­rungs­kom­mis­si­on („Ver­bes­se­rung von Qua­li­tät und Sicher­heit der Gesund­heits­ver­sor­gung“) ist eine äußerst ver­dienst­vol­le Arbeit, weil sie die zugrun­de­lie­gen­den Daten ana­ly­siert und die damit ver­bun­de­nen Aus­sa­gen der Kom­mis­si­on einer kri­ti­schen Wür­di­gung unter­zieht. Es wird deut­lich, dass die Kom­mis­si­on teil­wei­se ver­al­te­te Daten ver­wen­det und wich­ti­ge Para­me­ter unbe­rück­sich­tigt gelas­sen hat.

Da Schluss­fol­ge­run­gen der Regie­rungs­kom­mis­si­on zur Qua­li­tät der Kran­ken­haus­ver­sor­gung nach die­ser Unter­su­chung auf einer unzu­rei­chen­den Daten­ana­ly­se beru­hen, erwar­ten wir jetzt eine selbst­kri­ti­sche Auf­ar­bei­tung. Da fällt nie­man­dem ein Zacken aus der Kro­ne. Gute Wis­sen­schaft zeich­net sich dadurch aus, kri­ti­sche Ein­wän­de auf­zu­neh­men und zu bewer­ten. Stan­dards guter wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis dür­fen nie­mals in Fra­ge stehen.

Das Team um Frau Pro­fes­sor Raab hat ermit­telt, dass bei­spiels­wei­se die Hoch­rech­nung der Kom­mis­si­on zu ver­meid­ba­ren Todes­fäl­len von Schlag­an­fall­pa­ti­en­ten grob feh­ler­haft ist. Auch wur­den bei den Berech­nun­gen der Kom­mis­si­on pal­lia­ti­ve Fäl­le unzu­rei­chend berück­sich­tigt. Bereits jetzt wer­den in den meis­ten Bun­des­län­dern mehr als 90 Pro­zent der Pati­en­ten auf spe­zia­li­sier­ten Schlag­an­fall­sta­tio­nen (Stro­ke Units) behandelt.

Nach der vor­lie­gen­den kri­ti­schen Ana­ly­se stellt sich mehr noch als bis­her die Fra­ge, ob die Qua­li­täts­dis­kus­si­on dazu miss­braucht wird, beab­sich­tig­te Struk­tur­be­rei­ni­gun­gen zu rechtfertigen.

Bund und Län­der haben in ihren Eck­punk­ten vom 10. Juli die Gewähr­leis­tung von Ver­sor­gungs­si­cher­heit (Daseins­vor­sor­ge), die Siche­rung und Stei­ge­rung der Behand­lungs­qua­li­tät und die Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rung als zen­tra­le Zie­le der Kran­ken­haus­re­form genannt. Um die­se grund­sätz­lich sinn­vol­len Zie­le tat­säch­lich zu errei­chen, brau­chen wir drin­gend eine fun­dier­te Ana­ly­se der Ist-Situa­ti­on. Schon jetzt ist ein gro­ßer Teil der vor­han­de­nen Bet­ten auf Grund des Per­so­nal­man­gels nicht betreib­bar. Bund und Län­der sind daher gefor­dert, recht­zei­tig vor Fer­tig­stel­lung des Refe­ren­ten­ent­wur­fes eine belast­ba­re Aus­gangs­ana­ly­se und Fol­gen­ab­schät­zung unter Berück­sich­ti­gung einer immer älter wer­den­den Bevöl­ke­rung vor­zu­le­gen, die auch regio­na­le Aspek­te berück­sich­tigt. Wir kön­nen uns eine Reform im Blind­flug nicht leisten.

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Quel­le: Hans-Jörg Free­se (Pres­se­spre­cher), Mar­bur­ger Bund Bun­des­ver­band, Refe­rat Verbandskommunikation
Ori­gi­nal-Con­tent von: Mar­bur­ger Bund – Bun­des­ver­band, über­mit­telt durch news aktuell

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