„Neustart für erfolgreiche Verwaltungsdigitalisierung nötig“ Digitalisierung braucht Planungssicherheit

Die nordrhein-westfälischen Städte, Kreise und Gemeinden stellen in einem gemeinsamen Papier die Anforderungen der Kommunen an ein OZG-Nachfolgegesetz für eine erfolgreiche Verwaltungsdigitalisierung dar.

Die Kom­mu­nen wol­len die Digi­ta­li­sie­rung der Ver­wal­tung zum Erfolg füh­ren. Dafür muss der Nach­fol­ger des Online­zu­gangs­ge­set­zes (OZG) den kla­ren recht­li­chen Rah­men lie­fern. Inzwi­schen ist allen Betei­lig­ten klar, der Bund ist mit dem bis­he­ri­gen Online­zu­gangs­ge­setz zu kurz gesprun­gen. Des­sen Umset­zung hat sich zu sehr auf Online-For­mu­la­re kon­zen­triert. Nötig ist aber eine ganz­heit­li­che IT-Archi­tek­tur mit Stan­dards, offe­nen Schnitt­stel­len und nach­nutz­ba­ren Diens­ten. Die Kom­mu­nen haben bereits das bis­he­ri­ge Gesetz als Chan­ce ver­stan­den, die Digi­ta­li­sie­rung wei­ter vor­an­zu­trei­ben und den Ser­vice für die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger vor Ort zu ver­bes­sern. Trotz aller kom­mu­na­ler Anstren­gun­gen ist aber die wei­te­re Umset­zung des OZG im neu­en Jahr unsicher.

„Städ­te, Krei­se und Gemein­den sind bei der Ver­wal­tungs­di­gi­ta­li­sie­rung trei­ben­de Kräf­te, denn sie ste­hen in direk­ten Kon­takt mit den Men­schen vor Ort und wol­len ihren Ansprü­chen an eine moder­ne Ver­wal­tung gerecht wer­den. Wenn­gleich das Online­zu­gangs­ge­setz die Kom­mu­nen nicht unmit­tel­bar ver­pflich­tet, stel­len die­se bereits ein breit­ge­fä­cher­tes Leis­tungs­an­ge­bot an Online-Diens­ten zur Ver­fü­gung. In bun­des­wei­ten Ver­gleich lie­gen die Kom­mu­nen in NRW bei der Digi­ta­li­sie­rung weit vorn“, beto­nen die Haupt­ge­schäfts­füh­rer der kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de in NRW, Hel­mut Dedy (Städ­te­tag), Dr. Mar­tin Klein (Land­kreis­tag) und Chris­tof Som­mer (Städ­te- und Gemeindebund).

„Die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on der Ver­wal­tung ist eine Dau­er­auf­ga­be, die mit einem Stich­tag nicht abge­schlos­sen ist. Bund und Land müs­sen kla­re recht­li­che, zeit­li­che und finan­zi­el­le Vor­aus­set­zun­gen für die flä­chen­de­cken­de Digi­ta­li­sie­rung und Ver­net­zung der Ver­wal­tung für 2023 und dar­über hin­aus schaf­fen und dür­fen alte Feh­ler nicht wie­der­ho­len“, for­dern Dedy, Klein und Som­mer. „Die Kom­mu­nen brau­chen finan­zi­el­le Unter­stüt­zung und Pla­nungs­si­cher­heit.“ In einem gemein­sa­men Papier haben die kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de NRW die zen­tra­len Pro­ble­me bei der OZG-Umset­zung zusam­men­ge­fasst, die ein Nach­fol­ge­ge­setz lösen muss.

Eine ent­schei­den­de Fra­ge sei, wie es mit den soge­nann­ten Einer-für-Alle-Lösun­gen (EfA-Pro­jek­te) wei­ter­ge­he. Die OZG-Umset­zung setzt auf Online-Diens­te für Ver­wal­tungs­leis­tun­gen, die von einem IT-Dienst­leis­ter auf kom­mu­na­ler oder Lan­des­ebe­ne ent­wi­ckelt und betrie­ben wer­den und von ande­ren nach­ge­nutzt wer­den kön­nen. „Ein rich­ti­ger Ansatz, es feh­len aber tech­ni­sche und finan­zi­el­le Vor­aus­set­zun­gen, um die Efa-Diens­te bun­des­weit aus­zu­rol­len und dau­er­haft zu betrei­ben. Anstatt ein­mal ent­wi­ckel­te Lösun­gen nach­zu­nut­zen und damit Zeit, Res­sour­cen und Kos­ten zu spa­ren, müs­sen die Kom­mu­nen lei­der häu­fig immer noch auf eige­ne Ent­wick­lun­gen set­zen“, lau­tet die ernüch­tern­de Bilanz der kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de in NRW.

Um bei der Digi­ta­li­sie­rung an Fahrt zu gewin­nen, muss aus Sicht der NRW-Kom­mu­nen nach­ge­steu­ert wer­den. Die wich­tigs­ten Punk­te sind :

  • Auf­bau von ver­läss­li­chen und qua­li­ta­ti­ven Sup­port­struk­tu­ren : Die­se sind Vor­aus­set­zung für Roll­out und dau­er­haf­ten Betrieb von Verwaltungsleistungen.
  • Stan­dar­di­sie­rung und flä­chen­de­cken­de Ein­setz­bar­keit von EfA-Lösun­gen : Ins­be­son­de­re Daten­schutz­fra­gen stel­len aktu­ell enor­me Hür­den bei der Nach­nutz­bar­keit dar.
  • Abschaf­fung des Portaldschungels.
  • Ein­füh­rung eines ein­heit­li­chen Nut­zer­kon­tos, damit bun­de­weit EfA-Diens­te ver­läss­lich und gesi­chert genutzt wer­den können.
  • Bun­des­wei­te Fest­le­gung und Bereit­stel­lung von Stan­dards für Schnitt­stel­len, Daten­trans­port­stan­dards, Anbin­dungs- und Nach­nut­zungs­stan­dards sowie gesetz­lich nor­mier­te Basis­diens­te wie etwa elek­tro­ni­sche Signa­tur ver­läss­lich fest­le­gen und bereitstellen.
  • Schaf­fung von digi­tal­taug­li­chen Geset­zen, die recht­li­che Unsi­cher­hei­ten beim Ein­satz von Online-Ver­wal­tungs­diens­ten ausräumen.
  • Ver­zah­nung des OZG mit der not­wen­di­gen Regis­ter­mo­der­ni­sie­rung : Die­se ist ins­be­son­de­re für eine medi­en­bruch­freie Digi­ta­li­sie­rung notwendig.
  • Erhö­hung der Reich­wei­te der bereits geschaf­fe­nen Online-Diens­te der öffent­li­chen Ver­wal­tung, etwa durch Auf­klä­rung und Anrei­ze zur Nutzung.
  • Dau­er­haf­te Siche­rung der Finan­zie­rung für die Bereit­stel­lung von Online-Diens­ten : Die­se ist Vor­aus­set­zung für eine tech­ni­sche und per­so­nel­le Aus­stat­tung, um die digi­ta­len Dienst­leis­tun­gen aus­zu­bau­en und dau­er­haft zu betreiben.

Die Kom­mu­nen sei­en bereit, sich wei­ter ein­zu­brin­gen und die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on vor­an­zu­trei­ben : „Die Digi­ta­li­sie­rung der Ver­wal­tung wird maß­geb­lich von den Kom­mu­nen umge­setzt. Bei der Wei­ter­ent­wick­lung des Digi­ta­li­sie­rungs­pro­zes­ses müs­sen die Kom­mu­nen daher stär­ker ein­ge­bun­den wer­den“, for­dern Dedy, Klein und Som­mer abschließend.

 

Quel­le : Rosa Moya, Pres­se­re­fe­ren­tin, Land­kreis­tag Nordrhein-Westfalen
Foto­credit : Ado­be­Stock 315258424

 

 

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