AOK : Mit dem Neujahrsfeuerwerk gibt es was auf die Ohren. Menschen im Hochsauerlandkreis sollten Abstand halten

Böllern oder nicht ? Mit dem Neujahrsfeuerwerk gibt es was auf die Ohren – Menschen im Hochsauerlandkreis sollten Abstand halten !

Böl­lern oder nicht ? Die­se Fra­ge hat die Deut­schen in den ver­gan­ge­nen Jah­ren immer wie­der bewegt und auch gespal­ten. Völ­lig unnö­tig, sagen die einen. Dazu die immense Fein­staub­be­las­tung für die Men­schen und die durch das nächt­li­che ‚Geknal­le‘ ein­ge­schüch­ter­ten Tie­re. Eine unver­zicht­ba­re Tra­di­ti­on, fin­den die ande­ren, die sich durch Ver­bo­te gegän­gelt füh­len. Eine Erhe­bung mit Unter­stüt­zung der ‚Deut­schen Gesell­schaft für Hals-Nasen-Ohren-Heil­kun­de, Kopf- und Hals-Chir­ur­gie (DGH­NO KHC)‘ stimmt jedoch nach­denk­lich. Danach haben zuletzt zum Mil­le­ni­um-Wech­sel 1999/2000 in Deutsch­land ver­mut­lich meh­re­re 1000 Men­schen ein soge­nann­tes Knall­trau­ma erlit­ten, weil ein Feu­er­werks­kör­per zu dicht an ihren Ohren explo­diert ist. Mit Beginn zum Jah­res­wech­sel 2021/2022 wur­de eine neue Erhe­bungs­stu­die mit allen HNO-Kli­ni­ken in Deutsch­land auf­ge­legt, um der Dis­kus­si­on um die schä­di­gen­de Wir­kung vom Feu­er­werk eine fun­dier­te und aktu­el­le Daten­ba­sis zu geben. „Ein Knall­trau­ma, durch Sil­ves­ter­b­öl­ler ver­ur­sacht, ist eine häu­fi­ge Gefah­ren­quel­le für dau­er­haf­ten Hör­ver­lust und Tin­ni­tus. Ins­be­son­de­re in der Alters­grup­pe bis 30 Jah­re ist die Anzahl der Betrof­fe­nen alar­mie­rend“, warnt AOK-Ser­vice­re­gi­ons­lei­ter­Dirk Schneider.

Je gerin­ger der Abstand zum Feu­er­werk ist, des­to höher ist der mess­ba­re Schallpegel : 

Bei einem Abstand von zwei Metern wur­den bis zu 160 Dezi­bel erreicht. Die­ser Wert ent­spricht dem Schall­pe­gel einer abge­feu­er­ten Pis­to­le. Pro­fes­sio­nel­le Feu­er­wer­ke über­stei­gen die­se Wer­te sogar mit Schall­pe­geln über 190 Dezi­bel abhän­gig von der ange­nom­me­nen Ent­fer­nung zur Lärm­quel­le. „Die Schwel­le, ab der das Gehör Scha­den neh­men kann, liegt aber schon bei einer Dau­er­be­schal­lung von mehr als 85 Dezi­bel“, so Prof. Dr. Ales­san­dro Boz­za­to, der die neue Erhe­bungs­stu­die mit Unter­stüt­zung der DGH­NO KHC durch­ge­führt hat. Ein Knall­trau­ma kann auch aus­ge­löst wer­den durch eine am Ohr abge­feu­er­te Pis­to­le, durch einen Air­bag oder einen Schlag aufs Ohr.

Durch die hohen Schall­druck­pe­gel kön­nen Sin­nes­zel­len der Hör­schne­cke im Innen­ohr auch irrever­si­bel geschä­digt werden. 

Die Haupt­sym­pto­me sind anhal­ten­de Ohr­ge­räu­sche (Tin­ni­tus) und Schwer­hö­rig­keit. Die Betrof­fe­nen haben vor allem Pro­ble­me bei der Wahr­neh­mung hoher Fre­quen­zen. Sie hören Klin­gel­tö­ne und hohe Stim­men deut­lich schlech­ter als zuvor. Das Ohr fühlt sich wie ver­stopft an, dazu kön­nen ste­hen­de Schmer­zen im Ohr, im Extrem­fall auch eine Trom­mel­fell­ver­let­zung kom­men. Je nach aus­lö­sen­dem Mecha­nis­mus sind eines oder bei­de Ohren betroffen.

In der letz­ten sys­te­ma­ti­schen Erhe­bung zum The­ma, in der alle 37 HNO-Kli­ni­ken befragt wur­den, waren zum Jah­res­wech­sel 2021/2022 trotz Ver­bot erneut dut­zen­de Pati­en­ten von einer Ver­let­zung des Hör­or­gans betrof­fen. 60 Pro­zent der gemel­de­ten Betrof­fe­nen waren in der Alters­ko­hor­te der elf- bis 30-jäh­ri­gen ange­sie­delt. Mehr als jeder Fünf­te war noch nicht voll­jäh­rig. Über 80 Pro­zent der gemel­de­ten Pati­en­tIn­nen waren männ­lich. „Her­vor­zu­he­ben ist, dass 60 Pro­zent der Betrof­fe­nen nicht beim akti­ven Zün­den von Feu­er­werks­kör­pern ver­letzt wur­den, son­dern als unbe­tei­lig­te Zuschau­er anwe­send waren“, sagt Prof. Dr. Boz­za­to. AOK Nord­West und DGH­NO KC raten daher drin­gend, die Nähe zu Neu­jahrs­feu­er­wer­ken zu mei­den. Lieb­ha­ber gro­ßer Feu­er­wer­ke soll­ten bes­ser einen Gehör­schutz tra­gen. Ohr­stöp­sel sind in Dro­ge­rien, Bau­märk­ten, Apo­the­ken oder auch in Musik­ge­schäf­ten erhält­lich. Abstand ist der bes­te Schutz vor Knalltrauma.

„Klin­gen die Sym­pto­me nicht inner­halb von 24 Stun­den ab, soll­ten die Betrof­fe­nen unbe­dingt einen Hals-Nasen-Ohren­arzt auf­su­chen, um blei­ben­de Schä­den zu vermeiden“. 

Zu den the­ra­peu­ti­schen Mög­lich­kei­ten gehö­ren vor allem Infu­sio­nen mit Kor­ti­son, die häu­fig auch ambu­lant gege­ben wer­den kön­nen“, so Schneider.

BU Bericht : Ein Knall­trau­ma durch Sil­ves­ter­b­öl­ler ver­ur­sacht, ist eine häu­fi­ge Gefah­ren­quel­le für dau­er­haf­ten Hör­ver­lust. Ins­be­son­de­re in der Alters­grup­pe der sechs bis 25-Jäh­ri­gen ist die Anzahl der Betrof­fe­nen alar­mie­rend.  Foto : © AOK/​hfr.

BU Titel : Damit die Sil­ves­ter­nacht nicht den Ohren scha­det, soll­ten Men­schen im Hoch­sauer­land­kreis Hör­schutz tra­gen und einen aus­rei­chen­den Sicher­heits­ab­stand zum Feu­er­werk hal­ten.  Foto : © AOK/​hfr.

 

Quel­le : Jörg Lewe, Spe­zia­list Pres­se Ser­vice­re­gi­on, AOK Nord­West, Die Gesundheitskasse.
Foto­credits : © AOK/​hfr.

 

 

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