Handwerk befindet sich im freien Fall. „Ich habe wirklich Angst ums Handwerk.“ Es muss gehandelt werden – und zwar sofort !

Energiepreiskrise : Kammerpräsident Renfordt und Hauptgeschäftsführer Schmitt fordern : Es muss gehandelt werden – und zwar sofort. 

Das Hand­werk steckt in einer mul­ti­plen Kri­se, die ihres­glei­chen sucht : Coro­na, Mate­ri­al­eng­päs­se, Preis­stei­ge­run­gen und jetzt auch noch galop­pie­ren­de Ener­gie­prei­se. Die dra­ma­ti­sche Situa­ti­on des süd­west­fä­li­schen Hand­werks schil­der­ten der Prä­si­dent der Hand­werks­kam­mer Süd­west­fa­len, Jochen Ren­fordt, und Haupt­ge­schäfts­füh­rer Hen­drik Schmitt dem stell­ver­tre­ten­den Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on, Dirk Wie­se, und for­der­ten die Bun­des­re­gie­rung ein­dring­lich dazu auf, mit einem Ener­gie­ent­las­tungs­pro­gramm umge­hend Sofort­maß­nah­men zu ergrei­fen. 

Wie die­se aus­se­hen soll­ten, mach­te Schmitt deut­lich : „Wir brau­chen eine För­der­ku­lis­se abge­stimmt auf Mit­tel­stand und Hand­werk, Preis­ent­las­tun­gen auf Kun­den­sei­te und Kal­ku­lier­bar­keit bei den Ener­gie­kos­ten.“ Gelin­ge das nicht, sieht Schmitt „schwe­re Zei­ten“ auf das Hand­werk zukom­men und fürch­tet eine Wel­le von Betriebs­auf­ga­ben. 

 In der Exis­tenz bedroht 

Wie exis­ten­zi­ell bedroh­lich sich die gestie­ge­nen Ener­gie­prei­se aus­wir­ken, mach­te Schmitt am Zwi­schen­er­geb­nis der aktu­ell lau­fen­den Kon­junk­tur­um­fra­ge deut­lich : Ein Drit­tel der befrag­ten Betrie­be sieht sich in ihrer Exis­tenz gefähr­det. „Über 70 Pro­zent konn­ten bis­lang kei­ne neu­en Ener­gie­ein­kaufs­ver­trä­ge abschlie­ßen. Die Fol­ge : Pla­nungs­si­cher­heit fehlt.“ 

„Mas­si­ve Preis­stei­ge­run­gen auf der einen Sei­te und damit ein­her­ge­hen­de Stor­nie­run­gen auf der ande­ren füh­ren zu einem Infla­ti­ons­schock“, unter­strich der Haupt­ge­schäfts­füh­rer. So haben 45 Pro­zent der an der Umfra­ge teil­neh­men­den Betrie­be bereits ihre Prei­se anhe­ben müs­sen, weil sie sich nicht mehr anders zu hel­fen wis­sen. 77 Pro­zent pla­nen aktu­ell, dies wegen der stei­gen­den Ener­gie­kos­ten in den nächs­ten Mona­ten zu tun – und zwar um bis zu 50 Pro­zent, wie rund die Hälf­te der Befrag­ten angab. Die Fol­gen sind bereits jetzt spür­bar : Auf­trags­stor­nie­run­gen ver­zeich­nen fast 40 Pro­zent der Betrie­be. Das Kon­junk­tur­kli­ma kata­stro­phal. Der Kli­ma­in­dex sank gegen­über dem Vor­jahr von 120 auf 87 Punk­te ! 

„Wir müs­sen mehr tun“ 

Auch Dirk Wie­se mach­te unmiss­ver­ständ­lich deut­lich, dass die Situa­ti­on her­aus­for­dernd sei. „Wenn wir nicht mas­siv gegen­steu­ern, wer­den die Fol­gen einer Rezes­si­on höher sein.“ Ent­las­tungs­pa­ke­te sei­en auf den Weg gebracht, „doch wir mer­ken sehr deut­lich, dass wir mehr tun müs­sen“ – bei­spiels­wei­se beim soge­nann­ten Ener­gie­kos­ten­dämp­fungs­pro­gramm. Ziel sei es, zusätz­li­che finan­zi­el­le Spiel­räu­me für Hilfs­pa­ke­te zu bekom­men. Ein­fluss­fak­to­ren sei­en die Dis­kus­si­on um die Schul­den­brem­se und die erwar­te­te Steu­er­schät­zung im Okto­ber. Mit Ergeb­nis­sen rech­net Wie­se in den nächs­ten zwei Wochen. 

Das Vor­ge­hen eini­ger Ener­gie­ver­sor­ger, über­höh­te Abschlags­zah­lun­gen zu ver­lan­gen, kri­ti­sier­te Wie­se deut­lich. Das sei recht­lich unzu­läs­sig und daher auf dem Prüf­stand. Als Bei­spiel nann­te er die Stei­ge­rung von 120 auf 1.360 Euro. „Das ist Miss­brauch, um sich Liqui­di­tät zu sichern.“ 

Düs­ter ist das Sze­na­rio, das Prä­si­dent Ren­fordt beschrieb : Das Hand­werk befin­det sich im frei­en Fall. „Ich habe wirk­lich Angst ums Hand­werk.“ Es muss gehan­delt wer­den – und zwar sofort 

Quelle:Kathrin Dic­tus, Mar­ke­ting und Kom­mu­ni­ka­ti­on, Hand­werks­kam­mer Süd­west­fa­len, Arnsberg

Foto­credits : Ado­be­Stock 60404568 – Brilon-Totallokal

 

 

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