Zum 1. Oktober steigt der gesetzliche Mindestlohn auf 12 Euro je Stunde

Knapp 20.000 Beschäftigte im Hochsauerlandkreis profitieren von der Erhöhung

Der gesetz­li­che Min­dest­lohn steigt zum 1. Okto­ber 2022 auf 12 Euro je Stun­de. Dar­auf hat der Deut­sche Gewerk­schafts­bund (DGB) am 28. Sep­tem­ber mit einer Info-Akti­on auf mehr als 230 Bahn­hö­fen und Markt­plät­zen im gesam­ten Bun­des­ge­biet auf­merk­sam gemacht. Haupt- und ehren­amt­li­che Gewerk­schaf­te­rin­nen und Gewerk­schaf­ter waren auch am früh mor­gens an den Bahn­hö­fen Neheim-Hüs­ten und Ols­berg unter­wegs und haben Infor­ma­ti­ons­ma­te­ria­li­en an die Pas­san­tin­nen und Pas­san­ten verteilt.

Diet­mar Schwalm, Vor­sit­zen­der des DGB-Kreis­ver­ban­des Hoch­sauer­land­kreis sag­te am Mitt­woch dazu : „In ganz Deutsch­land kommt der höhe­re Min­dest­lohn 6,6 Mil­lio­nen Beschäf­tig­ten zugu­te. Aktu­ell ver­die­nen 20.168 Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer hier bei uns im HSK weni­ger als 12 Euro pro Stun­de. Das sind 16,3 Pro­zent aller Beschäf­tig­ten im Kreis­ge­biet, die grund­sätz­lich Anspruch auf den gesetz­li­chen Min­dest­lohn haben. Sie pro­fi­tie­ren nun von der Erhö­hung. Die­se Zah­len zei­gen : Der Min­dest­lohn wirkt. Wir Gewerk­schaf­ten haben uns lan­ge dafür ein­ge­setzt, die Lohn­un­ter­gren­ze auf 12 Euro je Stun­de anzu­he­ben – mit Erfolg.“

Vor allem Frau­en und gering­fü­gig Beschäf­tig­ten hel­fe die neue Lohn­un­ter­gren­ze. Beson­ders in Bran­chen wie dem Gast­ge­wer­be, bei Lie­fer­diens­ten und im Ein­zel­han­del ver­wei­gern Arbeitgeber*innen den Beschäf­tig­ten oft anstän­di­ge Löh­ne. Und in Betrie­ben ohne Tarif­ver­trag wer­den beson­ders häu­fig Nied­rig­löh­ne bezahlt. „Der gesetz­li­che Min­dest­lohn ist auch ein Mit­tel gegen Lohn­dum­ping-Kon­kur­renz durch Unter­neh­men, die sich Tarif­ver­trä­gen ver­wei­gern“, erklär­te Schwalm. Den­noch sei klar : „Der Min­dest­lohn kann immer nur die unters­te Hal­te­li­nie sein. Gute Löh­ne gibt es nur mit Tarif­ver­trag. Umso wich­ti­ger ist es, die Tarif­bin­dung wie­der zu stärken.“

Quer durch alle Bran­chen erhal­ten jedoch nach wie vor vie­le den gesetz­li­chen Min­dest­lohn trotz Anspruchs nicht. Der DGB for­dert des­halb mehr Kon­trol­len. „Die Bun­des­re­gie­rung muss die zustän­di­ge Behör­de Finanz­kon­trol­le Schwarz­ar­beit per­so­nell deut­lich stär­ken. Min­dest­lohn­be­trü­ge­rei­en sind kei­ne Kava­liers­de­lik­te, son­dern müs­sen geahn­det wer­den. Das geht nicht ohne effek­ti­ve Kon­trol­len und Sank­tio­nen“, sag­te Schwalm.

Trotz der Min­dest­lohn­an­he­bung weist der DGB mit Nach­druck auf die Sor­gen vie­ler Men­schen hin. „Auch mit Min­dest­lohn ist eine ech­te Teil­ha­be am kul­tu­rel­len und gesell­schaft­li­chen Leben nicht mög­lich. Schlim­mer noch : Vie­le machen sich aktu­ell ernst­haf­te Sor­gen, was im Herbst und Win­ter auf sie zukommt“, sagt Diet­mar Schwalm. „Die gestie­ge­nen Ener­gie- und Lebens­mit­tel­prei­se kann auch der neue Min­dest­lohn nicht auf­fan­gen. Die Bun­des­re­gie­rung muss jetzt schnells­tens eine Ener­gie­preis­pau­scha­le und einen Ener­gie­preis­de­ckel beschlie­ßen. Um das zu finan­zie­ren, muss der Gesetz­ge­ber die Über­ge­win­ne der gro­ßen Ener­gie- und Mine­ral­öl­kon­zer­ne abschöpfen.“

Hin­ter­grund :

Die Daten zu den Pro­fi­teu­ren des Min­dest­lohns beru­hen auf einer Aus­wer­tung des Wirt­schafts- und Sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Insti­tuts (WSI) in der Hans-Böck­ler-Stif­tung, die detail­lier­te Daten für die Bun­des­län­der und die rund 400 deut­schen Land­krei­se und kreis­frei­en Städ­te lie­fert. In der Unter­su­chung haben die For­scher das Sozio-oeko­no­mi­sche Panel (SOEP) und die neu­es­ten ver­füg­ba­ren Daten des Sta­tis­ti­schen Bun­des­amts und der Bun­des­agen­tur für Arbeit aus­ge­wer­tet und bis Sep­tem­ber 2022 fort­ge­schrie­ben. Die Aus­wer­tung betrach­tet alle Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se ohne Aus­zu­bil­den­de, Praktikantinnen/​Praktikanten sowie Minderjährige.

Quel­le : Diet­mar Schwalm, DGB-Kreis­ver­bands­vor­sit­zen­der HSK
Foto­credits : Diet­mar Schwalm, DGB-Kreis­ver­bands­vor­sit­zen­der HSK

 

 

 

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