„Ich habe mich nicht verändert, nur mein Ansehen hat sich (ein wenig) verändert“

Hannah Neise will sich nicht am Olympiasieg messen – „Ich habe mich nicht  verändert, nur mein Ansehen hat sich (ein wenig) verändert“

Win­ter­berg. (ske) Han­nah Nei­se hat mit ihrer Ske­le­ton-Gold­me­dail­le bei den Olym­pi­schen Spie­len in Peking für eine Sen­sa­ti­on gesorgt. Wie hat sich das Leben für die 22-Jäh­ri­ge vom BSC Win­ter­berg nach dem Gold-Coup ver­än­dert? „Ich habe mich nicht ver­än­dert, nur mein Anse­hen hat sich ver­än­dert“, erklär­te sie im Gespräch mit dem Sport­zen­trum Win­ter­berg (SZW). Aber im Gro­ßen und Gan­zen sei ihr Anse­hen gleich geblie­ben. Seit zwei Jah­ren machen ihr Beschwer­den an der Patel­la-Seh­ne zu schaf­fen, die mit einer Eigen­blut-The­ra­pie behan­delt wer­den. In der neu­en Sai­son will sie sich nicht unter Druck set­zen (las­sen), son­dern wei­ter Erfah­run­gen im Welt­cup sam­meln. „Alles kann, nichts muss“, so Nei­se wei­ter.        

SZW: Die nach­olym­pi­sche Sai­son beginnt Ende Novem­ber, die Vor­be­rei­tun­gen lau­fen: Wie geht es Dir momentan?

Nei­se: Mir geht es gut, bis auf ein paar Pro­ble­men mit mei­nem Knie, die noch gere­gelt wer­den müssen.

SZW: Bevor wir auf die Beschwer­den im Knie zu spre­chen kom­men: Du befin­dest Dich mit­ten in der Aus­bil­dung zur Poli­zei­meis­te­rin in Bad Endorf. Wie weit ist die Aus­bil­dung fortgeschritten?

Nei­se: Ich habe jetzt die Halb­zeit geschafft. Ich habe in die­sem Jahr mei­ne Zwi­schen­prü­fung abge­legt und bin für die­ses Jahr fer­tig. Nächs­tes Jahr geht es im März wei­ter mit dem drit­ten von vier Ausbildungsjahren.

SZW: Lass uns auf Dei­ne Knie­be­schwer­den zu spre­chen kommen.

Nei­se: Es sind genau zwei Jah­re, dass ich Pro­ble­me mit der Patel­la-Seh­ne habe. Wir haben alles Kon­ser­va­ti­ve aus­pro­biert, was uns in den Sinn gekom­men ist. Es hat lei­der nicht wirk­lich funk­tio­niert. Des­halb habe ich mit einer Eigen­blut-The­ra­pie ange­fan­gen. Man bekommt dabei drei Sprit­zen mit Eigen­blut in die Seh­ne gespritzt. Dadurch soll der Hei­lungs­pro­zess ange­regt wer­den – in der Hoff­nung, dass dann auch alles wirk­lich wie­der gut ist. Man kann natür­lich erst hin­ter­her sehen, ob die­se The­ra­pie ange­schla­gen ist. Wir hof­fen das alle, dass dadurch das nor­ma­le Trai­ning wie­der wei­ter­ge­hen kann.

SZW: Wie hat sich Dein Leben nach dem Olym­pia­sieg verändert?

Nei­se: Ich kann nur immer wie­der das­sel­be sagen: Ich habe mich nicht ver­än­dert. Es hat sich nur mein Anse­hen ver­än­dert, aber im Gro­ßen und Gan­zen ist es immer noch genau so wie vor­her. Außer dass eine Medail­le mehr im Schrank hängt.

SZW: Ein Olym­pia­sieg hat in der Regel eine Sog­wir­kung für eine nach­hal­ti­ge Nach­wuchs­ar­beit. Wie sieht es mit Spon­so­ren aus?

Nei­se: Momen­tan ist es schwie­rig mit Coro­na und dem Ukrai­ne­krieg. Es ist nicht so leicht, pas­sen­de Spon­so­ren zu fin­den. Ske­le­ton ist eine Sport­art, die nicht so im Ram­pen­licht steht wie ande­re Sport­ar­ten. Wir sind der­zeit auf der Suche und hof­fen, dass wir noch Spon­so­ren fin­den. 

SZW: Die Vor­be­rei­tun­gen für die neue Sai­son lau­fen. Wo liegt der­zeit der Schwerpunkt?

Nei­se: Am Start arbei­ten, Schnell­kraft wie­der her­zu­stel­len und das auf­ho­len, was ich in die­sem Jahr wegen mei­ner Knie­pro­ble­me ver­passt habe. Ich habe zwar schon gut trai­niert, aber zunächst fehl­te mir das Ver­trau­en, dass rich­tig durch­zu­drü­cken, da ich immer wie­der Schmer­zen hat­te. Wir müs­sen schau­en, wie es läuft.

SZW: Ende Novem­ber star­tet die neue Sai­son mit den Ren­nen in Über­see, in Whist­ler (Kana­da), Park City und Lake Pla­cid (USA). Wie sehen Dei­ne Zie­le für die nach­olym­pi­sche Sai­son aus?

Nei­se: Ich war noch nie in Kana­da, nur ein­mal in Lake Pla­cid. Mit Whist­ler und Park City ste­hen schon zu Beginn zwei Welt­cups aus der Lis­te, mit denen ich noch kei­ne Erfah­run­gen habe, mit Lake Pla­cid nur gerin­ge. Da möch­te ich mich nicht am Olym­pia­sieg mes­sen (las­sen), gene­rell auch nicht. Ich möch­te wei­ter­hin Erfah­run­gen im Welt­cup sam­meln und da an mei­ne Erfol­ge anknüp­fen. Viel­leicht mal aufs Podi­um fah­ren. Aber unter Druck will ich mich nicht setzen.

SZW: Anfang Janu­ar 2023 gas­tiert der Welt­cup in Win­ter­berg. Ende Januar/​Anfang Febru­ar steigt die WM in St. Moritz …

Nei­se: Natür­lich freue ich mich auf mei­ne Heim­bahn. Aber bis dahin kann noch viel pas­sie­ren. Ich hof­fe nur Gutes. Ich set­ze mir da kei­nen Druck. Alles kann, nichts muss. Dann wer­den wir sehen, was dabei herauskommt.

SZW: Vie­len Dank für das Gespräch und alles Gute für die neue Saison.

 

Quel­le: VELTINS-Eis­Are­na, i.A. Lui­sa Mette

Bild: Han­nah Nei­se will sich nicht unter Druck set­zen. Foto­credits: Inga Bremenkamp