„Man muss jungen Menschen etwas zutrauen und auch etwas verlangen“

Urkundenübergabe: Becker 360 aus Medebach für Ausbildungspreis des südwestfälischen Handwerks nominiert

win­ter­berg-total­lo­kal: HWK-SWF: Ein „Aben­teu­er“ mit Erfolg: Auf den Punkt gebracht, sind dies die Wood­ga­mes 1.0. Ein Wett­be­werb rund ums Arbei­ten mit Holz zur Nach­wuchs­ak­qui­se. Die­se inno­va­ti­ve Idee bescher­te Becker 360 drei neue Aus­zu­bil­den­de und die Nomi­nie­rung zum Aus­bil­dungs­preis des süd­west­fä­li­schen Hand­werks in der Kate­go­rie „Ehren­preis“.

Doch nicht allein damit über­zeug­te das Mede­ba­cher Unter­neh­men, das sich auf Fens­ter- und Holz­haus­bau spe­zia­li­siert hat. Viel­mehr ist es der Blick auf die Men­schen, auf ihre Per­sön­lich­keit. Das wie­der­um macht auch das posi­ti­ve Ergeb­nis der Wood­ga­mes aus. Das Kon­zept brach­te Fir­men­chef Mar­kus Becker aus Ber­lin mit und leg­te die Umset­zung ver­trau­ens­voll in die Hän­de sei­ner Assis­ten­tin Brit­ta Hes­se. „Wir wuss­ten nicht, wie vie­le Schü­le­rin­nen und Schü­ler sich anmel­den“, blickt sie zurück. So star­te­te man im Novem­ber des ver­gan­ge­nen Jah­res ins Unge­wis­se. Letzt­lich bekun­de­ten 16 für die Ver­an­stal­tung an einem Sams­tag ihr Inter­es­se, die Teil­nah­me blieb auf zehn beschränkt.

Woodgames als Einstellungstest

Auf­ge­teilt in Grup­pen muss­ten die Inter­es­sen­ten vier Auf­ga­ben lösen: Unter ande­rem eine Brü­cke bau­en und balan­cie­ren, einen Steh­tisch tisch­lern, an Maschi­nen arbei­ten, Plä­ne lesen. Mit im Blick der Auf­merk­sam­keit: Wie arbei­ten die poten­ti­el­len Bewer­ber im Team, wie sind ihre hand­werk­li­chen Fer­tig­kei­ten? „Wir haben die Teil­neh­mer dabei ganz genau beob­ach­tet“, berich­tet der Fir­men­chef, „dabei sieht man gut, wer geeig­net ist.“ Kei­ne leich­te Auf­ga­be, denn alle sei­en 100 Pro­zent begeis­tert gewe­sen und hät­ten gro­ßes Inter­es­se gezeigt. Das Ergeb­nis: Zwei Tisch­ler und ein Zim­me­rer fan­gen zum neu­en Aus­bil­dungs­jahr in Mede­bach an. Kei­ne Fra­ge, dass es bei die­sem Ein­stel­lungs­test blei­ben soll, nach den Som­mer­fe­ri­en star­tet die Wer­bung – pri­mär an Schu­len und über Social Media – für die Wood­ga­mes 2.0 im November.

Engen Kon­takt unter­hält Geschäfts­füh­rer Becker zu den Schu­len im Umkreis, der Betrieb betei­ligt sich an der Zukunfts­werk­statt der Sekun­dar­schu­le Mede­bach-Win­ter­berg. Lang­zeit­prak­ti­kan­ten sind will­kom­men, dabei kann man sich gut ken­nen­ler­nen und bei­de Sei­ten kön­nen fest­stel­len, ob man zusam­men­passt. Auch hier hat Becker den Blick auf den Men­schen, sei­ne Per­sön­lich­keit und die Moti­va­ti­on gerich­tet, Schul­no­ten sind zweit­ran­gig. Falls Unter­stüt­zung not­wen­dig sein soll­te, wer­den indi­vi­du­el­le Lösun­gen angeboten.

Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter sind Eigengewächse

Im Umgang mit den Aus­zu­bil­den­den ver­folgt Becker einen Grund­satz: „Wir spre­chen sie immer als Erwach­se­ne an, sie sind kei­ne klei­nen Kin­der. Wir begeg­nen ihnen so, wie es ihnen ent­spricht.“ In die Pra­xis umge­setzt, heißt das auch: „Man muss jun­gen Men­schen etwas zutrau­en und auch etwas verlangen.“

Da wun­dert es nicht, dass rund die Hälf­te der 37 Mit­ar­bei­ter Eigen­ge­wäch­se sind. Sie alle sei­en, lobt der Fir­men­chef, hoch moti­viert, ihnen sei es wich­tig, dass sie am Ende des Tages Qua­li­tät ablie­fern. Das lie­ge dar­an, dass das Mit­ein­an­der im Team pas­se. „Das Kli­ma muss stim­men.“ Mar­kus Becker führt den vom Groß­va­ter 1926 gegrün­de­ten Betrieb in der drit­ten Gene­ra­ti­on. Die Auf­trags­bü­cher sind mehr als gefüllt, trotz­dem „dür­fen wir Demut nicht verlieren.“

„Meine Türen stehen immer offen“

Zum Team­ge­dan­ken trägt auch die Ent­wick­lung der Arbeit­ge­ber­mar­ke bei: Bikelea­sing, betrieb­li­che Alters­ver­sor­ge und gemein­sa­me Akti­vi­tä­ten gehö­ren zu den Bene­fits. Bei der Vor­be­rei­tung des all­jähr­li­chen Som­mer­fests wer­den die Mit­ar­bei­ter mit ein­ge­bun­den. Eine inter­ne Whats­app-Grup­pe sorgt zudem für Trans­pa­renz. So erfah­ren alle, was im Unter­neh­men pas­siert. Stell­schrau­be zur Mit­ar­bei­ter­bin­dung ist eben­falls die Lauf­bahn­pla­nung: Ob Meis­ter­prü­fung oder berufs­be­glei­ten­des Stu­di­um – hier ist finan­zi­el­le Unter­stüt­zung gewiss. Becker betont: „Mei­ne Tür steht immer offen.“

Die­se Ideen bescher­te dem Unter­neh­men jetzt die Nomi­nie­rung im Wett­be­werb um den Aus­bil­dungs­preis des süd­west­fä­li­schen Hand­werks in der Kate­go­rie „Ehren­preis“, den die Hand­werks­kam­mer all­jähr­lich in Koope­ra­ti­on mit den Kreishandwerkerschaften
und unter­stützt von Spon­so­ren auslobt.

Zur Urkun­den­über­ga­be besuch­ten HwK-Geschäfts­füh­rer Fabi­an Bräu­ti­gam, Rüdi­ger Schnütt­gen, Lei­ter Aus­bil­dungs­we­sen bei der Hand­werks­kam­mer, Ingo­mar Schen­nen, Geschäfts­füh­rer der KH-Hoch­sauer­land, sowie als Ver­tre­ter des Spon­sors Signal-Iduna,
Tho­mas Koß­mann, den Betrieb.

Wer letzt­end­lich die Aus­zeich­nung Aus­bil­dungs­preis des Jah­res 2022 erhält, bleibt span­nend: Als nomi­nier­ter Betrieb darf sich Becker 360 schon jetzt über 500 Euro, gestif­tet von der IKK clas­sic, freu­en. Ob dar­aus 2000 Euro für den Gewin­ner in der Kate­go­rie Ehren­preis wer­den, gestif­tet von der Signal-Iduna, ent­schei­det sich am 23. Sep­tem­ber bei der Preisverleihung.

Bild: Becker 360 gehört zu den zehn nomi­nier­ten Betrie­ben im Ren­nen um den Aus­bil­dungs­preis. Dafür gab es jetzt die Nomi­nie­rungs­ur­kun­de. Im Bild von links nach rechts: Tho­mas Koß­mann (Signal-Iduna), Ingo­mar Schen­nen (KH Hochsauerland),
Mar­kus Becker und Brit­ta Hes­se, Fabi­an Bräu­ti­gam und Rüdi­ger Schnütt­gen (HwK Südwestfalen).

 

Foto­credits: Hand­werks­kam­mer Südwestfalen

Quel­le: Hand­werks­kam­mer Südwestfalen