Corona und Ukraine-Krise belasten Konjunktur im südwestfälischen Handwerk

Die Hoffnung auf eine Erholung im südwestfälischen Handwerk in 2022 wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erfüllen

win­ter­berg-total­lo­kal : Arnsberg/​HWK : Einer der Grün­de für die schwä­cheln­de Kon­junk­tur ist die Coro­na-Pan­de­mie, die den hei­mi­schen Betrie­ben im Erhe­bungs­zeit­raum der Früh­jahrs-Kon­junk­tur­um­fra­ge erneut Pro­ble­me berei­tet hat. Zudem wird der Angriffs­krieg Russ­lands in der Ukrai­ne den Betrie­ben in den kom­men­den Mona­ten spür­bar zusetzen.

Stö­run­gen der Lie­fer­ket­ten und stei­gen­de Ener­gie- wie Roh­stoff­prei­se tref­fen hier das Hand­werk emp­find­lich. Sowohl auf dem Beschaf­fungs­markt – durch stei­gen­de Prei­se bzw. feh­len­de Roh­stof­fe – als auch durch zurück­hal­ten­des Inves­ti­ti­ons- und Kon­sum­ver­hal­ten der Kunden.

„Die sehr hohe Infla­ti­on wird für das Hand­werk und sei­ne Kun­den immer pro­ble­ma­ti­scher“, ver­deut­licht Hen­drik Schmitt, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Hand­werks­kam­mer Süd­west­fa­len. „Umso wich­ti­ger ist jetzt, dass die Euro­päi­sche Zen­tral­bank ent­schlos­sen die Infla­ti­on bekämpft.“

Geschäftsklima trübt sich ein

Das Geschäfts­kli­ma hat im Ver­gleich zum Früh­jahr 2021 bereits um 2,9 Pro­zent­punk­te nach­ge­ge­ben und steht nun bei 110,2. Ein­zig ver­blie­be­ne Stüt­ze bleibt das Bau- und Aus­bau­ge­wer­be, des­sen Leis­tun­gen nach wie vor gefragt sind.

Bei den Umsät­zen gehen die Bau- und Aus­bau­be­trie­be aktu­ell noch von einer sta­bi­len Lage aus. Glei­ches gilt für den Nah­rungs­mit­tel­sek­tor. Den größ­ten Umsatz­rück­gang sehen hin­ge­gen die Unter­neh­men aus dem Gesund­heits­be­reich und die Kfz-Bran­che auf sich zukom­men. Gene­rell wird der Umsatz in Süd­west­fa­len nur wenig zule­gen und aller Vor­aus­sicht nach hin­ter die all­ge­mei­ne Preis­ent­wick­lung zurück­fal­len. Die­se liegt aktu­ell bei 7,9 Pro­zent.  Ten­denz : steigend

Wei­ter­hin sind vie­le Betrie­be mit einer extrem aus­ge­präg­ten Preis­dy­na­mik kon­fron­tiert. Das führt dazu, dass vie­le Kal­ku­la­tio­nen hin­fäl­lig wer­den. Zudem macht sich auch und vor allem im Bau- und Aus­bau­be­reich der Fach­kräf­te­man­gel bemerk­bar. Auf­trä­ge kön­nen man­gels Per­so­nals nicht abge­ar­bei­tet werden.

Im regio­na­len Ver­gleich der Krei­se Süd­west­fa­lens wird deut­lich, dass sich der durch die Indus­trie stark gepräg­te Mär­ki­sche Kreis den kon­junk­tu­rell rück­läu­fi­gen Ent­wick­lun­gen die­ses Wirt­schafts­zwei­ges nicht in Gän­ze ent­zie­hen kann und somit auch auf das hei­mi­sche Hand­werk Aus­wir­kun­gen hat.

Der Rück­schlag in Süd­west­fa­len zeigt sich in den aktu­el­len Zah­len zwar noch mode­rat, spä­tes­tens beim Blick in die Zukunft wird er aber deut­lich sicht­bar. Aktu­ell mel­det fast jeder zwei­te Betrieb noch gute Geschäf­te, nur 14 Pro­zent schät­zen die Lage der letz­ten Mona­te als schlecht ein.

Die Erwar­tun­gen für den Som­mer sind aller­dings stark ein­ge­trübt. Nur noch 18 Pro­zent der Betrie­be gehen von bes­se­ren Geschäf­ten aus, fast ein Drit­tel aller Unter­neh­mer sieht schlech­te­re Zei­ten auf sich zukommen.

Konjunkturmotoren im Bau- und Ausbaugewerbe

Opti­mis­tisch blei­ben vor­erst nur die Kon­junk­tur- „Moto­ren“ aus dem Bau- und Aus­bau­be­reich. Im Erhe­bungs­zeit­raum mel­den 64 Pro­zent der Unter­neh­men des Bau­haupt­ge­wer­bes gute Geschäf­te. Im Aus­bau­ge­wer­be liegt der Anteil mit 70,75 Pro­zent sogar noch höher. Für die Zukunft befürch­ten jedoch auch 46 Pro­zent der Bau­be­trie­be eine Ein­trü­bung, im Aus­bau­ge­wer­be tei­len 27 Pro­zent die­se Meinung.

Vie­le Betrie­be haben nach der letz­ten Kon­junk­tur­um­fra­ge im Herbst 2021 noch­mals star­ke Per­so­nal-Ver­lus­te ver­zeich­nen müs­sen. Beson­ders hart hat es die Nah­rungs­mit­tel­hand­wer­ke getrof­fen. Hier wur­de bei 25 Pro­zent der Umfra­ge­teil­neh­mer Per­so­nal abge­baut. Ansatz­wei­se posi­ti­ve Zah­len gibt es nur aus dem Bereich der Gesund­heits­hand­wer­ke zu ver­mel­den. Hier wur­den bei 20 Pro­zent der Teil­neh­mer neue Stel­len geschaffen.

Ein wich­ti­ger Punkt im Zusam­men­hang mit der Beschäf­ti­gungs­ent­wick­lung ist der Fach­kräf­te­be­darf, den das süd­west­fä­li­sche Hand­werk unzwei­fel­haft wei­ter­hin hat. Die Kur­ven für den Fach­kräf­te­be­darf wie für den Hilfs­kräf­te­be­darf haben seit dem ver­gan­ge­nen Früh­jahr noch­mals einen star­ken nega­ti­ven Ver­lauf genom­men. Eben­falls eine Abwärts­ten­denz gibt es auf dem Aus­bil­dungs­markt zu ver­mel­den. Die­se ist dar­auf zurück­zu­füh­ren, dass Betrie­be wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie kaum Mög­lich­kei­ten hat­ten, sich poten­ti­el­len Bewer­bern zu präsentieren.

„Wir brau­chen Men­schen, die mit uns gemein­sam die vor uns lie­gen­den Auf­ga­ben und Her­aus­for­de­run­gen ange­hen!”, so die bei­den Kreis­hand­werks­meis­ter Tho­mas F. Bock und Chris­ti­an Will von der Kreis­hand­wer­ker­schaft Mär­ki­scher Kreis. „Das mär­ki­sche Hand­werk bie­tet siche­re und attrak­ti­ve Arbeits­plät­ze, nach­hal­ti­ge und kli­ma­scho­nen­de Vor­ha­ben sowie Pro­jek­te ; ein­ge­bet­tet in ein von per­sön­li­cher Wert­schät­zung gepräg­tes Arbeits­um­feld in inha­ber­ge­führ­ten Hand­werks­be­trie­ben : Ein attrak­ti­ves Angebot!“

Eine gro­ße Sor­ge der Unter­neh­men spie­gelt sich auch in den Anga­ben zur Ent­wick­lung der Leis­tungs­prei­se wie­der. Im Zuge der Ukrai­ne-Kri­se, sowie der rigo­ro­sen Null-Covid-Poli­tik Chi­nas und der damit ver­bun­de­nen unge­lösch­ten Con­tai­ner­schif­fe in Shang­hai  sind die Prei­se für Mate­ri­al und Vor­pro­duk­te rapi­de gestie­gen. Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass die Höchst­stän­de noch lan­ge nicht erreicht sind.

Die Ent­wick­lung ist so dyna­misch wie sel­ten zuvor. Gene­rell geben fast zwei Drit­tel aller Betrie­be an, dass Prei­se geklet­tert sei­en. Beson­ders mar­kant ist die Situa­ti­on im Bau- und Aus­bau­ge­wer­be, im Kfz-Sek­tor und bei den Nahrungsmitteln.

Zurückhaltung bei Investitionen

Die vor­ge­nann­ten Fak­ten schla­gen sich auch beim Inves­ti­ti­ons­ver­hal­ten der ein­zel­nen Gewer­ke nie­der. Im Aus­bau­ge­wer­be liegt der Index­wert mit 83 Punk­ten deut­lich unter dem Schnitt von 100. Hier schlägt gewiss auch die Zins­angst zu Buche. Höhe­re Zin­sen las­sen die Zahl der Bau­vor­ha­ben deut­lich sinken.

Beson­ders stark aus­ge­prägt sind die Inves­ti­tio­nen im Erhe­bungs­zeit­raum vor allem in den Nah­rungs­mit­tel­ge­wer­ken, die mit 113 Index­punk­ten deut­lich über dem Schnitt lie­gen. Auch im KFZ-Bereich (108 Punk­te) wur­de kräf­tig inves­tiert. Der Trend hin zum E‑Auto sorgt hier für die nöti­ge Phantasie.

Quel­le : Hand­werks­kam­mer Südwestfalen

 

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