Wirtschaft blickt pessimistisch in die Zukunft

Gastgewerbe lässt Pandemie hinter sich – Stimmung in Bau und Industrie brechen ein

win­ter­berg-total­lo­kal : IHK : „Der Krieg gegen die Ukrai­ne, gestie­ge­ne Ener­gie­prei­se, Infla­ti­on und geris­se­ne Lie­fer­ket­ten set­zen unse­ren Unter­neh­men stark zu. Noch sind die meis­ten Unter­neh­men gut aus­ge­las­tet, aber das könn­te sich im Lau­fe der nächs­ten Wochen und Mona­te ändern“, kom­men­tiert IHK-Prä­si­dent Andre­as Rother die Früh­jahrs-Kon­junk­tur­be­fra­gung der IHK Arns­berg. Auf­grund der ein­ge­trüb­ten Aus­sich­ten fällt der IHK-Kon­junk­tur­kli­ma­in­di­ka­tor, der die Lage und Erwar­tun­gen der Unter­neh­men zusam­men­führt, um 24 Punk­te auf 91. An der Befra­gung Ende April haben 420 Unter­neh­men aus dem Hoch­sauer­land­kreis und Kreis Soest teilgenommen.

Mit der aktu­el­len Lage ist eine deut­li­che Mehr­heit der Unter­neh­men aus allen Bran­chen zufrie­den. 43 Pro­zent der Betrie­be beur­tei­len ihre Lage mit gut, 42 Pro­zent mit befrie­di­gend und 15 Pro­zent mit schlecht. Das sind nahe­zu iden­ti­sche Wer­te wie zum Jah­res­be­ginn, also vor dem Krieg in der Ukrai­ne. Eine Ver­bes­se­rung der geschäft­li­chen Ent­wick­lung erwar­ten jetzt aber nur noch 9 Pro­zent der Unter­neh­men, zu Jah­res­be­ginn waren es noch 21 Pro­zent. 44 Pro­zent befürch­ten hin­ge­gen eine Ver­schlech­te­rung, mehr als dop­pelt so vie­le wie noch vor fünf Mona­ten. Der Blick auf die befürch­te­ten Risi­ken für die kon­junk­tu­rel­le Ent­wick­lung zeigt die Grün­de für den Abwärts­trend. IHK-Volks­wirt Ste­fan Seve­rin : „Wie erwar­tet sieht das Gros die Ener­gie- und Roh­stoff­prei­se als den Brems­fak­tor der kon­junk­tu­rel­len Ent­wick­lung.“ Mit 86 Pro­zent der Nen­nun­gen sei die­se Sor­ge so groß wie nie zuvor. Mit 77 Pro­zent dicht dahin­ter liegt die Ver­füg­bar­keit von Roh­stof­fen. „Die­se Punk­te ent­schei­den über Wohl und Wehe der Kon­junk­tur in der nächs­ten Zeit“, so Severin.

Die Gefahr einer Rezes­si­on zeigt sich auch in der wie­der häu­fi­gen Nen­nung des Risi­kos Inlands­ab­satz. Nach nur 27 Pro­zent zum Jah­res­be­ginn, dem nied­rigs­ten Wert seit Beginn der Pan­de­mie, befürch­ten nun 44 Pro­zent, dass sich Krieg, Infla­ti­on und das Rei­ßen von Lie­fer­ket­ten spür­bar auf die gesamt­wirt­schaft­li­che Dyna­mik und damit auf die Nach­fra­ge aus­wir­ken. Die erwar­te­ten Fol­gen für den Kon­sum zei­gen sich auch in den Umfra­ge­er­geb­nis­se vom Han­del, Bau und den meis­ten Dienst­leis­tun­gen. „Die Betrie­be gehen davon aus, dass die stei­gen­den Kos­ten für den Lebens­un­ter­halt deut­lich auf die Kauf­lau­ne drü­cken“, erläu­tert Ste­fan Seve­rin. Im Ein­zel­han­del etwa erwar­tet mehr als jeder zwei­te Betrieb gerin­ge­re Absät­ze. Der Fach- und Arbeits­kräf­te­man­gel hat mit 49 Pro­zent Nen­nun­gen als Risi­ko­fak­tor an Bedeu­tung ver­lo­ren, wird aber immer noch am dritt­häu­figs­ten genannt. Seve­rin : „Ange­sichts der tages­ak­tu­el­len Kri­sen ist das nach­voll­zieh­bar, doch die Bri­sanz des Mega­the­mas Demo­gra­fie bleibt den Unter­neh­men lang­fris­tig erhalten.“

„Die Indus­trie hat zwar einen hohen Export­an­teil, doch auch die Aus­sich­ten für das Aus­lands­ge­schäft haben sich deut­lich ein­ge­trübt und die Erwar­tun­gen sind ein­ge­bro­chen“, so IHK-Prä­si­dent Rother. Zwar beur­teilt in der Indus­trie immer noch eine deut­li­che Mehr­heit die Lage mit gut, doch 46 Pro­zent der Unter­neh­men bli­cken pes­si­mis­tisch in die Zukunft. Zu Jah­res­be­ginn waren es nur 13 Pro­zent. Nahe­zu jedes Indus­trie­un­ter­neh­men belas­tet der­zeit zwei The­men, die Ener­gie- und Roh­stoff­prei­se und die Ver­füg­bar­keit von Roh­stof­fen. „Ein Gas­em­bar­go gegen Russ­land oder auch ein Lie­fer­stopp durch Russ­land schwebt wie ein Damo­kles­schwert über der Indus­trie. Neben wei­ter stei­gen­den Kos­ten könn­ten gan­ze Indus­trie­zwei­ge zum Still­stand kom­men und Betrie­be schlie­ßen müs­sen“, erläu­tert Andre­as Rother. Ange­sichts der gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen sei es jedoch sehr erfreu­lich, betont der IHK-Prä­si­dent, dass es immer noch eine Mehr­heit an Indus­trie­be­trie­ben gebe, die ihre Inves­ti­tio­nen aus­wei­ten wol­len. Vor­rang haben Inves­ti­tio­nen in den Ersatz von Pro­duk­ti­ons­mit­teln. Wich­ti­ger gewor­den sind geziel­te Inves­ti­tio­nen in den Umwelt­schutz. Zudem wol­len die Unter­neh­men an ihren Mit­ar­bei­tern fest­hal­ten. „Bei­des zeigt uns, dass die Indus­trie zuver­sicht­lich ist, Lösun­gen für die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen zu fin­den und auch die­se Kri­se erfolg­reich zu bestehen“, ist Andre­as Rother zuversichtlich.

Ganz anders sieht es in der Bau­wirt­schaft aus. Die Bran­che stand über meh­re­re Jah­re unter Voll­aus­las­tung. Nun plant fast jeder zwei­te Betrieb, die Beleg­schaft zu ver­klei­nern. Die Inves­ti­ti­ons­freu­de ist kom­plett ver­flo­gen. „Die Preis­explo­sio­nen im Bau­sek­tor und der damit ein­her­ge­hen­de Ver­lust der Plan­bar­keit hat die Bran­che scho­ckiert“, stellt Ste­fan Seve­rin fest. Noch sind nahe­zu alle Betrie­be mit ihrer aktu­el­len Lage zufrie­den, doch die Erwar­tun­gen sind stark ein­ge­bro­chen. Eine Hälf­te der Betrie­be erwar­tet unver­än­der­te Geschäf­te, die ande­re Hälf­te eine Ver­schlech­te­rung. Nie­mand erwar­tet eine Ver­bes­se­rung. „Die öffent­li­chen Auf­trag­ge­ber etwa kön­nen nur das Geld aus­ge­ben, was in den Haus­hal­ten beschlos­sen wur­de. Stei­gen die Kos­ten mas­siv an, wer­den weni­ger Bau­pro­jek­te umge­setzt. Dadurch ent­steht eine gerin­ge­re Aus­las­tung und weni­ger Per­so­nal­be­darf in der Bau­bran­che“, erläu­tert IHK-Prä­si­dent Rother.

Posi­tiv an den Umfra­ge­er­geb­nis­sen ist das Bild, dass das Gast­ge­wer­be zeich­net. „Die­se Bran­che war durch Coro­na wohl am stärks­ten betrof­fen. Es freut mich für die Unter­neh­men, dass sie das nun hin­ter sich gelas­sen haben“, betont Andre­as Rother. Nach dem gro­ßen Tief wäh­rend des Lock­downs im Win­ter zeigt sich nun wie­der eine Mehr­heit mit der Lage zufrie­den, fast jeder zwei­te Betrieb blickt opti­mis­tisch in die Zukunft und erwar­tet gute Geschäf­te. „Zwei wei­te­re Indi­zi­en, dass die Bran­che nach der Pan­de­mie zuver­sicht­lich ist, sind die Inves­ti­ti­ons- und Beschäf­ti­gungs­ab­sich­ten“, ergänzt Ste­fan Seve­rin. Fast zwei Drit­tel der Betrie­be pla­nen mehr zu inves­tie­ren. Zudem wol­len fast 40 Pro­zent die Beleg­schaft ver­grö­ßern und 54 Pro­zent mit der aktu­el­len Mann­schaft weiterarbeiten.

Foto­credits : IHK

Quel­le : Indus­trie- und Han­dels­kam­mer Arns­berg Hellweg-Sauerland

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