Medien clever nutzen – Demokratie stärken

Prof. Dr. Burgfeld-Meise : Hassrede und Desinformation die Stirn bieten durch Medienbildung in jedem Alter – Gewusst wie : Medienpädagogik studieren

win­ter­berg-total­lo­kal :  Der Safer Inter­net Day ist ein inter­na­tio­na­ler Akti­ons­tag, um für die The­men Online-Sicher­heit sowie bes­se­re Nut­zungs­be­din­gun­gen für Kin­der und Jugend­li­che zu sen­si­bi­li­sie­ren. In die­sem Jahr fin­det der Tag am 08. Febru­ar mit Aktio­nen in mehr als 150 Län­dern statt. Mit der Online­zeit wächst auch das Risi­ko, auf pro­ble­ma­ti­sche Inhal­te im Netz zu sto­ßen, schickt Dr. Bian­ca Burg­feld-Mei­se, Pro­fes­so­rin für Medi­en­er­zie­hung und ‑sozia­li­sa­ti­on an der Fach­hoch­schu­le Süd­west­fa­len in Soest, vor­aus. Sie befasst sich in Leh­re und For­schung mit Kon­zep­ten, wie die­ser Ent­wick­lung begeg­net wer­den kann.

In der Pan­de­mie ist die Zeit, wel­che Kin­der und Jugend­li­che online ver­brin­gen, gestie­gen. Grün­de dafür sind u.a. der digi­ta­le Unter­richt von zuhau­se aus sowie die pan­de­mie­be­ding­te Pau­se von Ver­eins­sport, kul­tu­rel­len Ange­bo­ten oder Tref­fen mit Freund*innen „in Prä­senz“. Mehr Zeit im Inter­net muss erst­mal nicht schlecht sein, sagt, Prof. Dr. Bian­ca Burg­feld-Mei­se. Aller­dings sind damit nicht nur posi­ti­ve, son­dern auch nega­ti­ve Erfah­run­gen bei­spiels­wei­se mit Cyber­mob­bing, Cyber­g­roo­mig, Hate­speech und Des­in­for­ma­ti­on ver­bun­den. Davon betrof­fen sind alle Alters­grup­pen und alle sozia­len Schich­ten. Eine Grup­pe hält die Pro­fes­so­rin für beson­ders schüt­zens­wert : „Kin­der und Jugend­li­che sind in ihrer Ent­wick­lung noch nicht so weit vor­an­ge­schrit­ten wie Erwach­se­ne. Des­halb soll­ten sie ent­lang der gesam­ten Bil­dungs­ket­te medi­en­päd­ago­gisch beglei­te­tet wer­den, um Wis­sen über Medi­en auf­zu­bau­en, Erfah­run­gen zu reflek­tie­ren, aber auch Medi­en für die eige­nen Bedürf­nis­se und Zie­le ein­set­zen zu kön­nen.“ Dies kön­ne bereits im Kin­der­gar­ten begin­nen, indem Kin­der in Mal­pro­jek­ten ihre Medienheld*innen reflek­tie­ren oder von Medienpädagog*innen dabei beglei­tet wer­den, selbst Medi­en nach ihren Ideen zu gestal­ten. Mit Jugend­li­chen könn­ten Refle­xio­nen zu ste­reo­ty­pen und tech­nisch opti­mier­ten Kör­per­bil­dern in Social Media ange­bo­ten wer­den, damit die­se sich Chan­cen für ein posi­ti­ves Kör­per- und Selbst­bild erar­bei­ten können.

Seit 2004 gibt es den inter­na­tio­na­len Safer Inter­net Day, initi­iert von der Euro­päi­schen Uni­on. In die­sem Jahr lau­tet das Schwer­punkt­the­ma „Fit für die Demo­kra­tie, stark für die Gesell­schaft“. Prof. Dr. Burg­feld-Mei­se sieht dies­be­züg­lich Chan­cen in der Nut­zung von Social Media und Co.: „Im bes­ten Fal­le bie­ten sozia­le Netz­wer­ke sehr gute Mög­lich­kei­ten, sich zu infor­mie­ren und sich poli­tisch und gesell­schaft­lich ein­zu­brin­gen und teil­zu­ha­ben. Von ‚Fri­days for Future‘ über poli­ti­sche Dis­kus­sio­nen durch Rezo bis hin zu Food-Sha­ring, Zero-Was­te und Nach­hal­tig­keits­grup­pen gibt es da vie­le posi­ti­ve Bei­spie­le.“ Als eine Begleit­erschei­nung der Pan­de­mie beob­ach­tet sie jedoch auch die Bil­dung rechts­extre­mer und demo­kra­tie­feind­li­cher Grup­pen, wel­che Medi­en wie den Mes­sen­ger­dienst Tele­gram gezielt nut­zen, um Des­in­for­ma­ti­on und Het­ze zu ver­brei­ten. „Hier bedarf es umfas­sen­der Ange­bo­te für eine poli­ti­sche Medi­en­bil­dung auch für Erwach­se­ne, um die­se Ver­schwö­rungs­er­zäh­lun­gen ent­lar­ven zu kön­nen. Zudem gilt es aber auch, so etwas wie Aus­stiegs­pro­gram­me für Die­je­ni­gen zu ent­wi­ckeln, die sich von Ver­schwö­rungs­ideo­lo­gien und Het­ze distan­zie­ren möch­ten“, schlägt die Medi­en­päd­ago­gin vor.

Die Demo­kra­tie sei heu­te nicht mehr als sonst in Gefahr, jedoch müs­se die­se immer wie­der neu errun­gen und gestärkt wer­den. Alle Besitzer*innen eines Smart­phones mit Inter­net­zu­gang kön­nen ihre Mei­nung auf Social Media äußern. Posi­tiv betrach­tet, öff­net dies Mög­lich­kei­ten zur Par­ti­zi­pa­ti­on und Teil­ha­be an Demo­kra­tie. Jedoch : „Da aber jen­seits der recht­li­chen Vor­ga­ben kei­ner­lei Qua­li­täts­kon­trol­len exis­tie­ren, gibt es auch vie­le pro­ble­ma­ti­sche Inhal­te. Vor allem dann, wenn bewusst oder unbe­wusst Des­in­for­ma­ti­on ver­brei­tet wird“, so die Pro­fes­so­rin. Vor die­sem Hin­ter­grund wird die Bedeu­tung von „Medi­en­kom­pe­tenz und Medi­en­bil­dung“ noch deut­li­cher. „Basis­wis­sen Medi­en“ als Akti­ons­wo­che in der Schu­le rei­che jedoch nicht aus : „Das sug­ge­riert, dass man Medi­en­kom­pe­tenz ein­mal auf­baut und dann für alles gewapp­net ist. In der Medi­en­päd­ago­gik geht man aber eher von einer Medi­en­bil­dung über die gesam­te Lebens­span­ne aus. Unse­re Lebens­welt und die Medi­en­ent­wick­lun­gen sind sehr dyna­misch und daher müs­sen wir uns immer wie­der mit den damit ver­bun­de­nen Her­aus­for­de­run­gen und Chan­cen auseinandersetzen.“

Gefragt sind qua­li­fi­zier­te Fach­kräf­te, die die­sen lebens­lan­gen Pro­zess beglei­ten kön­nen. Stu­die­ren­de der Medi­en­päd­ago­gik wer­den durch eine umfang­rei­che Wis­sens­ba­sis zu Medi­en­bil­dung, Medi­en­so­zia­li­sa­ti­on, Medi­en­di­dak­tik und Medi­en­tech­nik in die Lage ver­setzt, in ihrer medi­en­päd­ago­gi­schen Pra­xis ent­spre­chen­de Kon­zep­te für die Bear­bei­tung diver­ser Anfor­de­run­gen für unter­schied­li­che Ziel­grup­pen anzu­wen­den. Medienpädagog*innen wer­den in Schu­len, Kitas, Ein­rich­tun­gen der außer­schu­li­schen Bil­dungs­ar­beit, aber auch in der Sozia­len Arbeit, in Biblio­the­ken, Stif­tun­gen und (außer-)betrieblichen Wei­ter­bil­dungs­kon­tex­ten ein­ge­setzt und sind als Expert*innen kon­text­über­grei­fend gefragt. Zudem ist Medi­en­päd­ago­gik auch ein Feld für Medi­en­de­sign und Medi­en­tech­nik, um ziel­grup­pen­spe­zi­fi­sche und alters­ge­rech­te Designs zu ent­wer­fen oder aber um Bil­dungs­me­di­en ästhe­tisch anspre­chend und moti­vie­rend zu gestal­ten. Wer mehr über den berufs­be­glei­ten­den Mas­ter­stu­di­en­gang Medi­en­päd­ago­gik an der Fach­hoch­schu­le Süd­west­fa­len in Soest erfah­ren möch­te, am kom­men­den Sams­tag, 29. Janu­ar 2022, bie­ten die Stu­di­en­gang­ver­ant­wort­li­chen eine Info­ver­an­stal­tung online an. Los geht es um 11 Uhr nach Ein­wahl über das Kon­fe­renz­tool Zoom unter
https://​fh​-swf​.zoom​.us/​j​/​9​4​3​1​9​5​8​9​133 (Mee­ting-ID : 943 1958 9133, Kenn­code : 613864)

Quel­le : Fach­hoch­schu­le Süd­west­fa­len (San­dra Pösen­trup (M.A.), Dezer­nat 5 : Hoch­schul­kom­mu­ni­ka­ti­on, Lübe­cker Ring 2, 59494 Soest

Quel­le : (Foto „Medi­en­bil­dung“) Medi­en­bil­dung ist ein wich­ti­ges The­ma für jedes Alter. Bereits in Kin­der­gar­ten und Grund­schu­le kön­nen Kin­der dabei beglei­tet wer­den, Medi­en zu reflek­tie­ren und selbst zu gestal­ten. Foto : FH SWF/ San­dra Pösentrup

Bericht : bri​lon​-total​lo​kal​.de – Ihr Nach­rich­ten­ma­ga­zin aus Brilon

 

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