Junge Gebrauchte : Fokus von Kunden und Fahrzeugherstellern verändert sich

Expertenstudie von MSR Consulting im Auftrag von DEKRA
  • Kun­den­trend geht weg vom Auto­be­sitz hin zur fle­xi­blen Nutzung 
  • Her­aus­for­de­run­gen im Remar­ke­ting für Auto­häu­ser und Autohandelsgruppen 
  • Basis der Stu­die : Gesprä­che mit Top-Play­ern aus der Branche

win­ter­berg-total­lo­kal : Die Ver­mark­tung jun­ger Gebraucht­wa­gen in Deutsch­land wird sich in den kom­men­den Jah­ren deut­lich ver­än­dern. Zu die­sem Ergeb­nis kommt eine Exper­ten­stu­die der Unter­neh­mens­be­ra­tung MSR Con­sul­ting im Auf­trag der DEKRA Auto­mo­bil GmbH. Ver­än­de­run­gen im Mobi­li­täts­ver­hal­ten der Kun­den, aber auch in der stra­te­gi­schen Aus­rich­tung sei­tens der Fahr­zeug­her­stel­ler und Impor­teu­re wer­den den wirt­schaft­li­chen Druck auf Auto­häu­ser und Auto­han­dels­grup­pen wei­ter erhö­hen. Doch wer sich rich­tig auf­stellt, kann auch ent­ste­hen­de Chan­cen ausnutzen.

„Der Wan­del, der sich im Neu­wa­gen­ver­trieb schon län­ger aus­wirkt, erfasst mit Ver­zö­ge­rung auch das nach­ge­la­ger­te Geschäft mit jun­gen Gebrauch­ten“, fasst Gui­do Kut­sche­ra, Vor­sit­zen­der der Geschäfts­füh­rung der DEKRA Auto­mo­bil GmbH, eine Kern­aus­sa­ge der Stu­die zusam­men. „Auf der Nach­fra­ge­sei­te zei­gen sich zwei zen­tra­le Trends : Zum einen ver­än­dert sich der Kun­den­fo­kus weg vom Besitz­an­spruch hin zur Nut­zungs­mög­lich­keit. Zum ande­ren sin­ken die Hal­te­dau­ern, die Fle­xi­bi­li­tät beim Fahr­zeug­wech­sel steigt.“

Markt­teil­neh­mer ste­hen vor gro­ßen Herausforderungen 

Die Ver­än­de­run­gen im Mobi­li­täts­ver­hal­ten von Pri­vat- und Gewer­be­kun­den brin­gen gro­ße Her­aus­for­de­run­gen für die Markt­teil­neh­mer mit sich. So ver­schie­ben sich die Kun­den­be­dürf­nis­se in Rich­tung fle­xi­bler, beque­mer und risi­ko­frei­er Mobi­li­tät. Der Besitz von Fahr­zeu­gen nimmt in sei­ner Bedeu­tung ab, die Nut­zung, ggf. auch die geteil­te Nut­zung, steht im Mit­tel­punkt. Die ange­bo­te­nen Alter­na­ti­ven zum Kauf – etwa Lea­sing, Abo, Kurz­zeit­mie­te, Unli­mi­t­ed-Miet­wa­gen­zu­gang, Car­sha­ring etc. – wer­den zahl­rei­cher. Neue Tech­no­lo­gien z.B. in den Berei­chen Elek­tro­mo­bi­li­tät, Smart Mobi­li­ty und Kon­nek­ti­vi­tät trei­ben die wei­te­re Ver­brei­tung von Mobi­li­täts-Flat­rate-Ange­bo­ten vor­an. Ins­ge­samt wird Mobi­li­tät spon­ta­ner und flexibler.

Für die klas­si­schen Markt­teil­neh­mer bedeu­tet das : Pro­zess­ma­nage­ment und Logis­tik­leis­tun­gen wer­den zur Kern­kom­pe­tenz. Die Mobi­li­tät der Nut­zer muss von A bis Z ohne War­te­zeit orga­ni­siert wer­den. Die Pro­zess­ge­schwin­dig­keit wird immer mehr zum Trei­ber der Pro­fi­ta­bi­li­tät ; Anfor­de­run­gen an Stell­flä­chen neh­men zu. Die beschrie­be­nen Ent­wick­lun­gen, so die Exper­ten­stu­die, ber­gen aber nicht nur Her­aus­for­de­run­gen für die Markt­teil­neh­mer, son­dern auch Chancen.

Her­stel­ler­fo­kus auf gesam­te Wertschöpfungskette 

Neben Ver­än­de­run­gen auf Kun­den­sei­te wirkt sich auch der Wan­del auf Sei­ten der Her­stel­ler und Impor­teu­re auf das Geschäft mit jun­gen Gebrauch­ten aus.

Bei Neu­wa­gen ist abzu­se­hen, dass der Ver­trieb zukünf­tig ver­stärkt in der Ver­ant­wor­tung des Her­stel­lers bzw. Impor­teurs erfolgt. Und auch bei den jun­gen Gebrauch­ten, über­wie­gend Lea­sing- und Miet­wa­gen­rück­läu­fer, ten­die­ren die Her­stel­ler und Impor­teu­re bzw. ihre Ban­ken und Lea­sing­ge­sell­schaf­ten zuneh­mend dazu, die­se Fahr­zeu­ge auch selbst an End­kun­den zu ver­mark­ten – mit den ent­spre­chen­den Fol­gen für die Autohäuser.

Eine wei­te­re Erkennt­nis aus der Stu­die ist, dass sich das Geschäft, auf­bau­end auf den bereits bestehen­den Ansät­zen im Cross-Bor­der-bereich, spür­bar wei­ter inter­na­tio­na­li­sie­ren wird.

Digi­ta­le Ver­mark­tung rückt mehr und mehr in den Fokus

Der Onlin­ever­kauf „ohne Anpro­be“, im Beklei­dungs­be­reich gang und gäbe, ist im Neu­wa­gen­ver­trieb längst ein fes­ter Bestand­teil des Ange­bots vie­ler Mar­ken. Im Ver­trieb jun­ger Gebraucht­wa­gen beginnt er sich erst zu eta­blie­ren – zunächst noch lang­sam, aber nach Ein­schät­zung der befrag­ten Exper­ten mit gro­ßem Wachs­tums­po­ten­zi­al. Dabei kann die digi­ta­le Ver­mark­tung unter bestimm­ten Vor­aus­set­zun­gen mehr als nur ein zusätz­li­cher Ver­triebs­ka­nal sein.

So soll­te ein ste­ti­ger, hoher Zufluss jun­ger Gebraucht­wa­gen gewähr­leis­tet sein. Die Auf­be­rei­tung soll­te indus­tria­li­siert und effi­zi­ent erfol­gen. Fahr­zeu­ge müs­sen pro­fes­sio­nell online prä­sen­tiert wer­den, z.B. mit Vide­os und 360°-Darstellung. Kauf­ver­trä­ge soll­ten digi­tal abge­wi­ckelt wer­den, siche­re bar­geld­lo­se Bezah­lung inklu­si­ve. Auch Kom­fort und Con­ve­ni­ence spie­len eine Rol­le, etwa durch Haus­tür­lie­fe­run­gen mit erwei­ter­tem Rück­ga­be­recht. Der Weg­fall von Fahr­zeug­aus­stel­lung, Bera­tung und Pro­be­fahrt kann händ­ler­sei­tig Kos­ten einsparen.

Ein enor­mer Effi­zi­enz­vor­teil liegt in der Mög­lich­keit des so genann­ten „Vir­tu­al Sto­ckings“. Das bedeu­tet, dass die Fahr­zeu­ge für die Ver­mark­tung nicht auf dem eige­nen Hof ste­hen müs­sen. Sie kön­nen woan­ders von spe­zia­li­sier­ten Dienst­leis­tern vor­ge­hal­ten werden.

„Die kla­re Aus­rich­tung auf eine wach­sen­de, digi­tal­af­fi­ne Ziel­grup­pe mit ent­spre­chen­dem Mehr­wert, gepaart mit einem kla­ren Preis­vor­teil durch hohe Kos­ten­ef­fi­zi­enz, hat das Poten­zi­al, das Remar­ke­ting jun­ger Gebraucht­wa­gen grund­le­gend zu ver­än­dern“, stel­len die Stu­di­en­au­toren in ihrem White­pa­per fest.

Unter­stüt­zung für Auto­häu­ser und Autohandelsgruppen 

Die Stu­die skiz­ziert zwei grund­sätz­lich unter­schied­li­che Ansät­ze, mit denen sich gro­ße Auto­han­dels­grup­pen auf die Anfor­de­run­gen ein­stel­len – einen eher offen­si­ven und einen eher defen­si­ven Ansatz. Unab­hän­gig davon bleibt Fle­xi­bi­li­tät ein wich­ti­ges Stich­wort beim Remar­ke­ting – im Hin­blick auf die Fra­ge, wel­chen Teil der Wert­schöp­fungs­ket­te ein Play­er abde­cken kann und will sowie in wel­chem Umfang die Leis­tung im Haus erbracht oder aus­ge­la­gert wird.

„DEKRA ist seit Jahr­zehn­ten Part­ner des Kfz-Gewer­bes. Mit die­ser Stu­die in Koope­ra­ti­on mit MSR Con­sul­ting wol­len wir die Unter­neh­men dabei unter­stüt­zen, sich opti­mal für die Zukunft auf­zu­stel­len“, so Gui­do Kutschera.

„Vie­le unse­rer Dienst­leis­tun­gen hel­fen Auto­häu­sern und Auto­han­dels­grup­pen schon heu­te, ihr Gebraucht­wa­gen­ge­schäft auf die aktu­el­len Anfor­de­run­gen aus­zu­rich­ten“, so Micha­el Tziat­zi­os, Lei­ter Gebraucht­wa­gen­ma­nage­ment bei der DEKRA Auto­mo­bil GmbH. „Mit Blick auf eine Rei­he von Ergeb­nis­sen der Stu­die arbei­ten wir außer­dem bereits an Kon­zep­ten für neue Dienst­leis­tun­gen und füh­ren ers­te Gesprä­che mit mög­li­chen Kooperationspartnern.“

Über die Studie 

Die Exper­ten­stu­die „Trends und Ent­wick­lun­gen im Life­cy­cle-Manage­ment und Remar­ke­ting jun­ger Gebraucht­wa­gen“ basiert auf Gesprä­chen mit Top-Play­ern aus den Berei­chen Her­stel­ler und Impor­teu­re, Auto­haus­grup­pen, Ban­ken und Lea­sing­ge­sell­schaf­ten, Fahr­zeug­ver­mie­tung, Abo-Anbie­ter sowie Auto­han­dels­platt­for­men. Hin­zu kom­men Inter­views mit Bran­chen­ex­per­ten aus dem aka­de­mi­schen Umfeld. Das White­pa­per mit den wesent­li­chen Erkennt­nis­sen aus der Erhe­bung kann unter kfz-​gewerbe@​dekra.​com ange­for­dert werden.

Über DEKRA 
Seit fast 100 Jahren arbeitet DEKRA für die Sicherheit: Aus dem 1925 in Berlin gegründeten Deutschen Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein e.V. ist eine der weltweit führenden Expertenorganisationen geworden. Die DEKRA SE ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des DEKRA e.V. und steuert das operative Geschäft des Konzerns. Im Jahr 2021 hat DEKRA einen Umsatz von voraussichtlich fast 3,5 Milliarden Euro erzielt. Rund 46.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in rund 60 Ländern auf allen fünf Kontinenten im Einsatz. Mit qualifizierten und unabhängigen Expertendienstleistungen arbeiten sie für die Sicherheit im Verkehr, bei der Arbeit und zu Hause. Das Portfolio reicht von Fahrzeugprüfungen und Gutachten über Schadenregulierung, Industrie- und Bauprüfung, Sicherheitsberatung sowie die Prüfung und Zertifizierung von Produkten und Systemen bis zu Schulungsangeboten und Zeitarbeit. Die Vision bis zum 100. Geburtstag im Jahr 2025 lautet: DEKRA wird der globale Partner für eine sichere und nachhaltige Welt. DEKRA gehört schon heute mit dem Platinum-Rating von EcoVadis zu den Top-1-Prozent der nachhaltigen Unternehmen im Ranking. 

Foto­credits : DEKRA

Quel­le : DEKRA e. V. Stuttgart

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