Unfallrisiko : Immer mehr ältere Menschen in Deutschland fahren ältere Autos

Erkenntnisse aus dem DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2021
  • Mit zuneh­men­dem Lebens­al­ter wer­den Fahr­zeu­ge sel­te­ner ersetzt
  • Pkw-Durch­schnitts­al­ter stieg in den letz­ten 20 Jah­ren von 7,1 auf 9,6 Jahre
  • Assis­tenz­sys­te­me hal­ten eher lang­sam Ein­zug in Pkw-Bestand der Senioren

win­ter­berg-total­lo­kal : Zwi­schen Fahr­zeug­al­ter, Fah­reral­ter und Unfall­ri­si­ko besteht ein Zusam­men­hang. Das ist eine der Erkennt­nis­se aus dem DEKRA Ver­kehrs­si­cher­heits­re­port 2021 „Mobi­li­tät im Alter“, basie­rend auf eige­nen Aus­wer­tun­gen der amt­li­chen Unfall­sta­tis­tik. Die Zahl der Pkw, die in Deutsch­land an einem poli­zei­lich regis­trier­ten Ver­kehrs­un­fall mit Per­so­nen­scha­den betei­ligt sind, ent­spricht über die letz­ten Jah­re hin­weg etwa 0,75 % der zuge­las­se­nen Pkw. Ins­ge­samt unter­liegt der Anteil mit zuneh­men­dem Fahr­zeug­al­ter nur sehr gerin­gen Schwan­kun­gen. Auf den ers­ten Blick spielt damit das zuneh­men­de Alter von Pkw kei­ne Rol­le beim Risi­ko, in einen Unfall mit Per­so­nen­scha­den ver­wi­ckelt zu wer­den – aller­dings nur, wenn die Fahr­leis­tung unbe­rück­sich­tigt bleibt. Grund­sätz­lich nimmt die durch­schnitt­li­che Jah­res­fahr­leis­tung ab, je älter das Fahr­zeug ist. Dar­aus ergibt sich ein anstei­gen­des Unfall­ri­si­ko mit zuneh­men­dem Fahr­zeug­al­ter. „Die­ses Bild ver­stärkt sich, wenn die Haupt­schuld an Unfäl­len mit Per­so­nen­scha­den und das Fahr­zeug­al­ter gemein­sam betrach­tet wer­den“, sagt DEKRA Exper­te Wal­ter Niewöhner.

Im Jahr 2019 wur­den in Deutsch­land knapp 50 Pro­zent der Unfäl­le, an denen ein Pkw im Alter von unter einem Jahr betei­ligt war, von die­sem ver­ur­sacht. Die­ser Wert erhöht sich mit zuneh­men­dem Fahr­zeug­al­ter und erreicht bei Autos, die zwölf oder mehr Jah­re alt sind, einen Anteil von 59,4 Pro­zent. Betrach­tet man zusätz­lich noch das Fah­reral­ter, wird der grö­ße­re Anteil der von Senio­ren ver­schul­de­ten Unfäl­le deut­lich : Er lag 2019 bei Fahr­zeu­gen, die min­des­tens zwölf Jah­re alt waren, bei rund 70 Prozent.

Die Zah­len machen deut­lich, dass die Wei­ter­ent­wick­lun­gen in der Fahr­zeug­tech­nik durch­aus das Poten­zi­al haben, die Zahl an Unfäl­len ins­ge­samt und auch das Risi­ko von Unfäl­len mit Per­so­nen­schä­den zu sen­ken. Das zuneh­men­de Durch­schnitts­al­ter von Pkw – es ist in Deutsch­land seit 2001 von damals 7,1 Jah­ren kon­stant auf 9,8 Jah­re zu Jah­res­be­ginn 2021 ange­stie­gen – ver­lang­samt eine Abnah­me der Zahl der im Stra­ßen­ver­kehr Verunglückten.

Anteil der Älte­ren mit älte­ren Fahr­zeu­gen steigt überproportional

Der Zusam­men­hang zwi­schen Fahr­zeug­al­ter, Fah­reral­ter und Unfall­ri­si­ko lässt sich anhand sta­tis­ti­scher Daten aus Deutsch­land für die Ver­gleichs­zeit­räu­me 2005 bis 2009 und 2015 bis 2019 bei­spiel­haft auf­zei­gen. Als Basis die­nen dabei alle Unfäl­le mit Per­so­nen­scha­den, an denen min­des­tens ein Pkw betei­ligt war. Zwi­schen 2005 und 2009 sta­chen mit betei­lig­ten Fahr­zeu­gen von zehn und mehr Jah­ren vor allem die jun­gen Fahr­an­fän­ger her­vor – die­se ver­un­fall­ten zu mehr als der Hälf­te mit so alten Fahr­zeu­gen. Mit zuneh­men­dem Fah­reral­ter sank auch das Alter der unfall­be­tei­lig­ten Fahr­zeu­ge. Bei den 55- bis 64-jäh­ri­gen lag der Anteil der Fahr­zeu­ge über zehn Jah­ren bei 30,6 %. In der Alters­grup­pe 65+ stieg der Wert auf 34,1 %, er lag damit aber unter dem Gesamt­durch­schnitt von 35,9 %.

Im Ver­gleichs­zeit­raum 2015 bis 2019 haben sich teil­wei­se erheb­li­che Ände­run­gen erge­ben. Bei den Pkw mit einem Alter von zehn und mehr Jah­ren kam es bei den jün­ge­ren Fah­rern bis 30 Jah­re zu Zunah­men um bis zu 3,5 Pro­zent­punk­te, in den fol­gen­den Alters­grup­pen bis 65 Jah­re um bis zu 4,8 Pro­zent­punk­te. Bei der Alters­grup­pe 65+ betrug der Anstieg sogar 8,6 Pro­zent­punk­te auf 42,7 %. Damit lag der Anteil der Senio­ren mit alten Fahr­zeu­gen deut­lich über dem Gesamt­schnitt von 39,6 %. Die inzwi­schen für 2020 vor­lie­gen­den Unfall­zah­len zei­gen hier­zu kei­ne gro­ßen Ver­än­de­run­gen, eine Trend­um­kehr ist vor­erst nicht in Sicht.

Grund­sätz­lich bestä­tigt das Unfall­ge­sche­hen die aus ande­ren Sta­tis­ti­ken her­ge­lei­te­ten Erkennt­nis­se : Der Anteil älte­rer Men­schen, die älte­re Pkw fah­ren, nimmt über­pro­por­tio­nal zu. Mit zuneh­men­dem Lebens­al­ter wer­den die Fahr­zeu­ge sel­te­ner ersetzt, weil die Nut­zung häu­fi­ger unter dem Aspekt „Es fährt doch noch“ in Ver­bin­dung mit einer gerin­gen jähr­li­chen Kilo­me­ter­leis­tung erfolgt. „Ent­spre­chend lang­sam hal­ten aber auch Fah­rer­as­sis­tenz­sys­te­me, die vor allem in kom­ple­xen und anspruchs­vol­len Ver­kehrs­si­tua­tio­nen unter­stüt­zen, Ein­zug in den Fahr­zeug­be­stand der Senio­ren“, so DEKRA Exper­te Wal­ter Niewöhner.

Hin­ter­grün­de zum The­ma – eben­so wie vie­le wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur Ver­kehrs­si­cher­heit von älte­ren Men­schen – lie­fert der aktu­el­le DEKRA Ver­kehrs­si­cher­heits­re­port 2021 „Mobi­li­tät im Alter“. Er steht online unter www​.dekra​-road​sa​fe​ty​.com zur Verfügung.

Über DEKRA 
Seit fast 100 Jahren arbeitet DEKRA für die Sicherheit: Aus dem 1925 in Berlin gegründeten Deutschen Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein e.V. ist eine der weltweit führenden Expertenorganisationen geworden. Die DEKRA SE ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des DEKRA e.V. und steuert das operative Geschäft des Konzerns. Im Jahr 2021 hat DEKRA einen Umsatz von voraussichtlich fast 3,5 Milliarden Euro erzielt. Rund 46.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in rund 60 Ländern auf allen fünf Kontinenten im Einsatz. Mit qualifizierten und unabhängigen Expertendienstleistungen arbeiten sie für die Sicherheit im Verkehr, bei der Arbeit und zu Hause. Das Portfolio reicht von Fahrzeugprüfungen und Gutachten über Schadenregulierung, Industrie- und Bauprüfung, Sicherheitsberatung sowie die Prüfung und Zertifizierung von Produkten und Systemen bis zu Schulungsangeboten und Zeitarbeit. Die Vision bis zum 100. Geburtstag im Jahr 2025 lautet: DEKRA wird der globale Partner für eine sichere und nachhaltige Welt. DEKRA gehört schon heute mit dem Platinum-Rating von EcoVadis zu den Top-1-Prozent der nachhaltigen Unternehmen im Ranking. 

Quel­le : DEKRA e. V. Stuttgart

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