Ruhrverband spürt Folgen des Klimawandels an verstärkten Extremwetterereignissen

Delegierte der Verbandsversammlung schaffen die Grundlagen für das nächste Geschäftsjahr

win­ter­berg-total­lo­kal : Essen : Nach­dem das „Was­ser­par­la­ment der Ruhr“, die rund 150-köp­fi­ge Ver­bands­ver­samm­lung, im ver­gan­ge­nen Jahr coro­nabe­dingt zum ers­ten Mal in der mehr als 100-jäh­ri­gen Geschich­te des Ruhr­ver­bands zu einer vir­tu­el­len Sit­zung zusam­men­ge­kom­men war, konn­te der Ver­bands­rats­vor­sit­zen­de, Essens Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas Kufen, die Dele­gier­ten der 60 Städ­te und Gemein­den, der Was­ser­werks­ge­sell­schaf­ten sowie der Indus­trie und Gewer­be­be­trie­ben aus dem Ruhr­ein­zugs­ge­biet die­ses Mal wie­der in Prä­senz begrü­ßen. Die Sit­zung am 3. Dezem­ber 2021 in der Esse­ner Phil­har­mo­nie fand unter stren­gen Hygie­ne­re­geln statt. Tho­mas Kufen dank­te den Beschäf­tig­ten des Ruhr­ver­bands aus­drück­lich für ihren wich­ti­gen Bei­trag zur siche­ren Daseins­vor­sor­ge unter den erschwer­ten Bedin­gun­gen in der Pandemie.

In sei­nem Geschäfts­be­richt the­ma­ti­sier­te der Vor­stands­vor­sit­zen­de und Tech­nik­vor­stand, Prof. Nor­bert Jar­din, die spür­ba­ren Fol­gen des Kli­ma­wan­dels. Zum 13. Mal in Fol­ge hat es im Abfluss­jahr 2021 im Ruhr­ein­zugs­ge­biet weni­ger gereg­net als im lang­jäh­ri­gen Mit­tel. „Damit setzt sich die längs­te Abfol­ge zu tro­cke­ner Abfluss­jah­re seit Auf­zeich­nungs­be­ginn unge­bro­chen fort“, so der Vor­stands­vor­sit­zen­de. Gleich­zei­tig wur­de das Ruhr­ein­zugs­ge­biet im Juli mit einer zwei­ten Aus­prä­gung der durch den Kli­ma­wan­del ver­stärk­ten Extrem­wet­ter­er­eig­nis­se kon­fron­tiert : „In nur 24 Stun­den fie­len im Ver­bands­ge­biet im Mit­tel 90 Liter je Qua­drat­me­ter, so viel wie nor­ma­ler­wei­se im gan­zen Monat. Im Raum Hagen haben wir ört­lich sogar über 240 Liter je Qua­drat­me­ter in 24 Stun­den gemessen.“

Zur Min­de­rung der Fol­gen des Kli­ma­wan­dels stell­te Jar­din einen umfang­rei­chen Maß­nah­men­ka­ta­log vor, der unter ande­rem die kla­re For­de­rung an die Poli­tik beinhal­tet, die gesetz­lich fest­ge­leg­ten Min­dest­ab­flüs­se in der Ruhr abzu­sen­ken. Dies sei not­wen­dig, um das Tal­sper­ren­sys­tem kli­ma­re­si­li­en­ter auf­zu­stel­len, damit der Ruhr­ver­band sowohl auf Dür­re­pe­ri­oden als auch auf erwar­te­te Stark­re­gen­er­eig­nis­se fle­xi­bler reagie­ren kann. Außer­dem nann­te der Exper­te Ansatz­punk­te für einen stär­ke­ren Hoch­was­ser­schutz, etwa durch mehr natür­li­che Reten­ti­ons­flä­chen, Schwamm­stadt­kon­zep­te und bau­li­che Maß­nah­men zum tech­ni­schen Hoch­was­ser­schutz, und for­mu­lier­te den Appell : „Bund, Län­der, Kom­mu­nen und Was­ser­ver­bän­de müs­sen muti­ge, schnel­le und teil­wei­se kost­spie­li­ge Ent­schei­dun­gen tref­fen, um künf­ti­gen Scha­den von der Bevöl­ke­rung abzuwenden.“

Finanz‑, Per­so­nal und Ver­wal­tungs­vor­stän­din Dr. Ant­je Mohr stell­te in ihrem Vor­trag die wei­te­ren Fort­schrit­te im Digi­ta­li­sie­rungs­pro­gramm NEP­TUN vor, mit dem der Ruhr­ver­band sei­ne Arbeits­ab­läu­fe und Pro­zes­se opti­miert und effi­zi­en­ter gestal­tet hat. „Dank die­ses in den letz­ten Jah­ren kon­se­quent beschrit­te­nen Weges waren wir in der Lage, Her­aus­for­de­run­gen wie die Coro­na­pan­de­mie oder das extre­me Hoch­was­ser vom Juli 2021 zu bewäl­ti­gen und die Ver­sor­gungs­si­cher­heit der Men­schen im Ruhr­ein­zugs­ge­biet jeder­zeit sicher­zu­stel­len,“ erläu­ter­te Dr. Ant­je Mohr.

Außer­dem konn­te sie den Dele­gier­ten die erfreu­li­che Mit­tei­lung über­brin­gen, dass der Schul­den­stand des Ruhr­ver­bands in sei­nen bei­den Kern­be­rei­chen, der Was­ser­gü­te- und der Was­ser­men­gen­wirt­schaft, wie auch schon in den Vor­jah­ren wei­ter abge­nom­men hat. Durch die Über­tra­gung von Kanal­net­zen sind die Ver­bind­lich­kei­ten gegen­über den Kre­dit­in­sti­tu­ten in die­sem Geschäfts­be­reich aller­dings ange­stie­gen. Kanal­netz­über­tra­gun­gen schaf­fen die Vor­aus­set­zung, Sied­lungs­was­ser­wirt­schaft aus einer Hand zu betrei­ben, Schnitt­stel­len im Kanal­sys­tem vor Ort zu besei­ti­gen und bestehen­de Ein­spar­po­ten­zia­le zu heben. Nach­dem bereits die Städ­te Mesche­de, Schmal­len­berg, Schalks­müh­le und Hat­tin­gen ihre Kanal­net­ze auf den Ruhr­ver­band über­tra­gen haben, hat sich nun auch die Stadt Bal­ve dazu ent­schlos­sen. Bei der Gewäs­ser­un­ter­hal­tung koope­riert der Ruhr­ver­band mit den Kom­mu­nen Her­scheid und Schmal­len­berg sowie nun zusätz­lich auch mit der Stadt Finnentrop.

Die Dele­gier­ten folg­ten den Aus­füh­run­gen der bei­den Vor­stän­de mit gro­ßem Inter­es­se und gaben in der Fol­ge grü­nes Licht für die Fort­set­zung des ein­ge­schla­ge­nen Kur­ses, indem sie dem Vor­stand für das Wirt­schafts­jahr 2020 Ent­las­tung erteil­ten und den Ent­wür­fen des nächs­ten Wirt­schafts­plans sowie der Finanz­pla­nung für die kom­men­den fünf Jah­re zustimmten.

Quel­le : Ruhrverband

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