Findlinge können durch Überfütterung sterben

Was tun, wenn wir ein armes Würstchen finden ?

win­ter­berg-total­lo­kal : Egal ob es sich um den geschwäch­ten Igel, die abge­ma­ger­te Kat­ze oder den aus­ge­mer­gel­ten Hund han­delt. Das ers­te, was wir als getreue Fin­der meist machen, ist dem armen Geschöpf Fut­ter anzu­bie­ten – und das meist gleich in rau­en Mengen.

„Bloß nicht!“, rät Frau Dr. Tina Höl­scher, Tier­ärz­tin von akti­on tier e.V.. „Das kann das aus­ge­hun­ger­te Tier umbrin­gen“, führt sie aus. Das, was die Vete­ri­nä­rin hier im Kopf hat, und wovor sie warnt, wird in der Fach­spra­che Refee­ding Syn­drom genannt. Es han­delt sich hier­bei um eine Ent­glei­sung des Stoff­wech­sels auf­grund der plötz­lich ein­set­zen­den Stoff­wech­sel­pro­zes­se. Abbau­vor­gän­ge wan­deln sich schlag­ar­tig in Auf­bau-Sequen­zen um, wofür jedoch auf­grund des tage­lan­gen Fut­ter­ent­zu­ges lebens­wich­ti­ge Mine­ral­stof­fe im Kör­per feh­len, um die­se Kas­ka­de feh­ler­frei ablau­fen zu las­sen. „Meist tre­ten die ers­ten Anzei­chen des Syn­droms drei bis fünf Tage nach der ers­ten Füt­te­rung auf“, berich­tet Frau Dr. Höl­scher aus der Pra­xis. Es kommt zum all­ge­mei­nen Organ­ver­sa­gen und der Schütz­ling verstirbt.

Will man dies ver­mei­den, soll­te zunächst nur ganz vor­sich­tig ange­füt­tert wer­den. Je stär­ker der Abma­ge­rungs­grad des Tie­res, umso vor­sich­ti­ger muss die Füt­te­rung ein­ge­lei­tet wer­den. Zunächst soll­te nur etwa 10 % des täg­li­chen Fut­ter­be­darfs ver­ab­reicht wer­den. Die­se Pro­zent­zahl darf im Lau­fe der ers­ten zwei Wochen auf 100 % gestei­gert wer­den. Dar­über hin­aus muss der Ver­sor­gen­de dar­auf ach­ten, dass das Fut­ter eher arm an Koh­le­hy­dra­ten ist. So kann der Glu­ko­se­stoff­wech­sel Fahrt auf­neh­men, ohne zu ent­glei­sen. Wer­den die­se Hin­wei­se beach­tet, kommt der Find­ling all­mäh­lich zu Kräf­ten und erholt sich dabei – zwar lang­sam, aber dafür stetig.

Quel­le : akti­on tier – men­schen für tie­re e.V.

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