NABU : Der Schweinswal ist Opfer einer verfehlten Meerespolitik

Krüger : Die neue Bundesregierung muss die Empfehlungen des Walschutzabkommens ASCOBANS ernsthaft umsetzen

win­ter­berg-total­lo­kal : Dem Schweins­wal in der Nord- und Ost­see geht es immer schlech­ter. Jetzt haben sich Deutsch­land und neun wei­te­re Län­der im Rah­men des Wal­schutz­ab­kom­mens ASCOB­ANS auf Grund­la­ge wis­sen­schaft­li­cher Emp­feh­lun­gen für einen bes­se­ren Schutz des klei­nen Mee­res­säu­ge­tiers aus­ge­spro­chen. Dabei zeig­te sich : Der Schweins­wal ist das Opfer einer ver­fehl­ten Mee­respo­li­tik ­– auch in Deutsch­land. Der NABU appel­liert ein­dring­lich an die neue Bun­des­re­gie­rung, das zu ändern und for­dert einen „Blue Deal“ für die Meere.

Nur noch etwa 500 Tie­re zählt die Popu­la­ti­on des Schweins­wals in der zen­tra­len Ost­see, maxi­mal 26.000 sind es in der west­li­chen Ost­see. Dies sind die nied­rigs­ten Bestands­zah­len seit 1994. In der deut­schen Nord­see hat sich sein Bestand in den ver­gan­ge­nen 20 Jah­ren auf 23.000 Indi­vi­du­en mehr als hal­biert. Selbst im für ihn aus­ge­wie­se­nen Mee­res­schutz­ge­biet im Syl­ter Außen­riff geht sei­ne Zahl Jahr für Jahr um knapp vier Pro­zent zurück, so das alar­mie­ren­de Ergeb­nis einer neu­en Stu­die. „Der Schweins­wal ist das Baro­me­ter des mari­nen Natur- und Arten­schut­zes in Deutsch­land. Er steht auf der natio­na­len Roten Lis­te und ist in der zen­tra­len Ost­see vom Aus­ster­ben bedroht. Er fin­det weder aus­rei­chend Nah­rung, noch ruhi­ge Gebie­te zur Fort­pflan­zung und zu vie­le Tie­re ster­ben als unge­woll­ter Bei­fang in den Stell­net­zen der Fische­rei. Die Poli­tik weiß das, tut aber nicht genug“, kri­ti­siert NABU-Prä­si­dent Jörg-Andre­as Krü­ger. Beson­ders dra­ma­tisch : Zwar kön­nen Schweins­wa­le ein Alter von 20 Jah­ren errei­chen, in der Nord­see wer­den gera­de die Weib­chen aber nur noch sechs, in der Ost­see vier Jah­re alt. Sie ster­ben oft, bevor sie sich fort­pflan­zen können.

Deutsch­land bekommt von den ASCOB­ANS-Wis­sen­schaft­lern ange­sichts sei­ner neu­en mari­nen Raum­ord­nung und den bei Unter­was­ser­spren­gun­gen im Natur­schutz­ge­biet Feh­marn­belt 2019 getö­te­ten Walen kei­ne guten Noten. „Die jetzt ver­ab­schie­de­ten ASCOB­ANS-Maß­nah­men bestä­ti­gen unse­re Kri­tik an der deut­schen Mee­respo­li­tik. Unse­re Schutz­ge­bie­te sind nicht wirk­sam, es feh­len ver­bind­li­che Vor­ga­ben zur Reduk­ti­on von Unter­was­ser­schall und es ist kaum abzu­se­hen, wel­che Aus­wir­kun­gen der mas­si­ve Zubau von Wind­ener­gie­an­la­gen ins­be­son­de­re auf den Schweins­wal­be­stand in der Nord­see hat“, so NABU-Mee­res­schutz­re­fe­ren­tin Ali­ne Kühl-Sten­zel, die am ASCOB­ANS-Tref­fen teil­ge­nom­men hat.

Die zukünf­ti­ge Bun­des­re­gie­rung muss die­sen inter­na­tio­na­len Warn­ruf ernst neh­men, for­dert der NABU. „Ob bedroh­te Schweins­wa­le, die Wie­der­her­stel­lung von Salz- und See­gras­wie­sen als wich­ti­ge Koh­len­stoff­sen­ken oder der Erhalt arten­rei­cher Rif­fe in Schutz­ge­bie­ten, Deutsch­land muss bes­ser wer­den. Die Unter­fi­nan­zie­rung des Natur­schut­zes und die Blo­cka­den not­wen­di­ger Schutz­maß­nah­men durch die Bun­des­res­sorts für Wirt­schaft, Ver­kehr oder Fische­rei müs­sen ein Ende haben. Die deut­sche Mee­respo­li­tik braucht einen Rich­tungs­wech­sel, wir brau­chen einen Blue Deal“, so Krüger.

Mehr Infor­ma­tio­nen : https://​www​.nabu​.de/​t​i​e​r​e​-​u​n​d​-​p​f​l​a​n​z​e​n​/​s​a​e​u​g​e​t​i​e​r​e​/​r​o​b​b​e​n​-​u​n​d​-​w​a​l​e​/​2​4​3​9​8​.​h​tml

Foto­credits : NABU/​Willi Rolfes

Quel­le : NABU

Print Friendly, PDF & Email