Peter Liese zu Ergebnissen der Klimakonferenz in Glasgow : Das Glas ist mehr als halbvoll aber es gibt noch viel zu tun

Südwestfälische Wirtschaft muss sich ebenfalls umstellen, braucht dabei aber Unterstützung und Schutz

win­ter­berg-total­lo­kal : „Auch die Wirt­schaft in Süd­west­fa­len muss sich in Rich­tung Kli­ma­neu­tra­li­tät ori­en­tie­ren. Sie braucht dabei aber Unter­stüt­zung und Schutz vor unlau­te­rem Wett­be­werb.“ Dies erklär­te der süd­west­fä­li­sche CDU-Euro­pa­ab­ge­ord­ne­te Peter Lie­se nach Abschluss der Kli­ma­kon­fe­renz in Glasgow.

„Wir sehen unter ande­rem in den Wäl­dern bei uns in Süd­west­fa­len, dass der Kli­ma­wan­del längst begon­nen- und dass er dra­ma­ti­sche Kon­se­quen­zen hat. Auch die Flut­ka­ta­stro­phe im Juli ist sehr wahr­schein­lich schon auf den Kli­ma­wan­del zurück­zu­füh­ren. Unab­hän­gig davon wer­den die Fol­gen weit­aus dras­ti­scher, wenn wir nicht ent­schlos­sen gegen­steu­ern. Daher müs­sen wir alle Han­deln um gefähr­li­che Treib­haus­ga­se zu redu­zie­ren. Das gilt auch für die ener­gie­in­ten­si­ve Indus­trie in Süd­west­fa­len, als zum Bei­spiel die Stahl‑, Zement‑, Papier- und Kalk­in­dus­trie. Für die­se Sek­to­ren ist es beson­ders schwie­rig kli­ma­neu­tral zu wer­den. Des­we­gen braucht es Unter­stüt­zung auch durch euro­päi­scher und natio­na­le For­schungs­mit­tel und durch einen fai­ren gesetz­li­chen Rah­men, der die Unter­neh­men vor unlau­te­ren Wett­be­werb aus Län­dern mit weni­ger hohen Umwelt­auf­la­gen schützt. Dafür set­ze ich mich ein“, so der auch umwelt­po­li­ti­sche Spre­cher der größ­ten Frak­ti­on im Euro­päi­schen Par­la­ment (EVP-Christ­de­mo­kra­ten).

„Ins­ge­samt wer­te­te Lie­se die Ergeb­nis­se von Glas­gow grund­sätz­lich posi­tiv. Das Glas ist defi­ni­tiv mehr als halb voll aber es gibt noch viel zu tun. Sehr posi­tiv ist, dass Kli­ma­neu­tra­li­tät mitt­ler­wei­le von allen akzep­tiert ist. Es ist das neue Nor­mal. Als die EU Staats- und Regie­rungs­chefs in 2019 wäh­rend der Kli­ma­kon­fe­renz in Madrid Kli­ma­neu­tra­li­tät für die EU beschlos­sen haben, waren wir fast allei­ne auf der Welt. Mitt­ler­wei­le haben sich nicht nur Japan, Süd­ko­rea, die USA und Aus­tra­li­en ange­schlos­sen, son­dern auch ein Schwel­len­land wie Süd­afri­ka will bis 2050 kli­ma­neu­tral sein. Dies soll­te auch ein Vor­bild für die EU Mit­glied­staa­ten wie Polen sein, die sich zu die­sem Schritt selbst noch nicht ent­schlos­sen haben. Auch wenn das Datum zu spät ist, ist es ein wich­ti­ger Schritt, dass sich auch Russ­land und Indi­en zur Kli­ma­neu­tra­li­tät ent­schlos­sen haben. Pro­ble­ma­tisch bleibt jedoch, dass Chi­na erst 2060 CO2-neu­tral sein will. Das ist deut­lich zu spät und das Euro­päi­sche Par­la­ment for­dert mit Nach­druck, dass alle Kli­ma­ga­se erfasst wer­den, wie das bei den ande­ren Staa­ten auch der Fall ist. Nicht nur CO2, son­dern auch Methan und ande­re kli­ma­schäd­li­che Gase“, so Lie­se, der auch stell­ver­tre­ten­der Dele­ga­ti­ons­lei­ter des Euro­päi­schen Par­la­ments in Glas­gow war.

„Das größ­te Pro­blem ist aber, dass wir zu wenig Ambi­tio­nen für die Zeit bis 2030 haben. Wir müs­sen schnel­ler han­deln damit unse­re Kin­der und Enkel­kin­der über­haupt noch eine Chan­ce haben, den Kli­ma­wan­del in den Griff zu bekom­men. Die Ambi­tio­nen der meis­ten Ver­trags­staa­ten bis 2030 rei­chen nicht aus. Das wich­tigs­te Ergeb­nis ist daher, das die Staa­ten nicht erst in eini­gen Jah­ren, son­dern schon nächs­tes Jahr ambi­tio­nier­te­re Zie­le vor­le­gen müs­sen. Prak­tisch kein grö­ße­rer Emit­tent hat sich so klar und so ambi­tio­niert posi­tio­niert, wie die Euro­päi­sche Uni­on mit ihrem Ziel von 55 Pro­zent. Bei der Umset­zung des Fitfor55 Pakets müs­sen wir daher sehr viel stär­ker dar­auf ach­ten, wie wir ande­re Ver­trags­part­ner moti­vie­ren, ihre Ambi­tio­nen zu erhö­hen“, so Lie­se der im Euro­päi­schen Par­la­ment Bericht­erstat­ter für den Euro­päi­schen Emis­si­ons­han­del (ETS) ist.  „Wir wol­len, dass 50 Pro­zent der Emis­sio­nen des Schiffs­ver­kehrs von und in die Euro­päi­sche Uni­on abge­deckt wer­den und müs­sen ande­re Part­ner moti­vie­ren, die übri­gen 50 Pro­zent abzu­de­cken. Wir müs­sen lei­der auch mit einen Grenz­aus­gleichs­me­cha­nis­mus (CBAM) arbei­ten. Unser Ziel ist nicht die Deindus­tria­li­sie­rung Euro­pas, son­dern die Dekar­bo­ni­sie­rung der euro­päi­schen Indus­trie. Zu bei­den Punk­ten (inter­na­tio­na­ler See­ver­kehr und Grenz­aus­gleichs­me­cha­nis­mus) habe ich vie­le inter­es­san­te Gesprä­che geführt und kei­ne offe­ne Ableh­nung von Dritt­staa­ten erfah­ren. Dies ist ein wich­ti­ger Fort­schritt“, so Lie­se abschließend.

Quel­le : Dr. Peter Lie­se MdEP

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