Teure Lachnummern

Bund der Steuerzahler stellt das Schwarzbuch 2021/2022 mit zehn Fällen aus Nordrhein-Westfalen vor

win­ter­berg-total­lo­kal : Ruhr­ge­biet und Rhein­land, Müns­ter­land und Sau­er­land – Steu­er­geld­ver­schwen­dung fin­det man über­all. Heu­te ist das Schwarz­buch 2021/2022 “Die öffent­li­che Ver­schwen­dung” erschie­nen. Dar­in schil­dert der Bund der Steu­er­zah­ler 100 Fäl­le. Zehn davon stam­men aus Nordrhein-Westfalen.

Düs­sel­dorf. Steu­er­geld­ver­schwen­dung hat vie­le Gesich­ter und geschieht in gro­ßen Städ­ten wie in klei­nen Gemein­den. Das zeigt auch in die­sem Jahr wie­der das neue Schwarz­buch „Die öffent­li­che Ver­schwen­dung“ mit 100 Fäl­len aus ganz Deutsch­land. Zehn Fäl­le kom­men aus Nord­rhein-West­fa­len : aus Bonn, Cas­trop-Rau­xel, Eslo­he, Eus­kir­chen, Köln, Kre­feld, Lüden­scheid und Selm. Ein Kapi­tel ist der Plei­te der Greens­ill-Bank gewid­met. “Mit dem Schwarz­buch wecken wir das Pro­blem­be­wusst­sein bei den Ver­ant­wort­li­chen”, so Rik Stein­heu­er, Vor­sit­zen­der des Bun­des der Steu­er­zah­ler NRW. “Wir arbei­ten die Ursa­chen für Steu­er­geld­ver­schwen­dung her­aus und bie­ten Lösungs­an­sät­ze. Mit die­ser kon­struk­ti­ven Kri­tik tra­gen wir dazu bei, Ver­schwen­dung zu verhindern.”

Das Schwarz­buch ist kos­ten­los und kann bestellt wer­den auf www​.schwarz​buch​.de.

NRW. Rund um die Plei­te-Bank Greens­ill mit Sitz in Bre­men dro­hen den Steu­er­zah­lern hohe Ver­lus­te durch risi­ko­be­haf­te­te Finanz­ge­schäf­te der Kom­mu­nen. Betrof­fen sind auch Städ­te und öffent­li­che Ein­rich­tun­gen aus Nord­rhein-West­fa­len : Mon­heim am Rhein hat 38 Mio. Euro bei Greens­ill ange­legt, Emme­rich 6 Mio., Mars­berg 2,5 Mio. Euro und die Köl­ner Büh­nen 15 Mio. Euro.

Bonn. Die Beet­ho­ven­hal­le in Bonn ist eine alte Bekann­te. Hieß es 2012 in einem ers­ten Gut­ach­ten, dass rund 43 Mio. Euro inves­tiert wer­den müss­ten, um das Gebäu­de zu einem „hoch­wer­ti­gen Kon­zert­saal“ umzu­bau­en, rech­net die Stadt inzwi­schen mit gut 162 Mio. Euro. Mit der Fer­tig­stel­lung ist nicht vor 2024 zu rech­nen, geplant war 2019.
Die BdSt-Kri­tik : Der Zeit­druck, den die Stadt sich in den ers­ten 2 Jah­ren der Sanie­rung selbst gemacht hat, führ­te zu einer Kos­ten­ex­plo­si­on. Zudem wur­de mit den Bau­ar­bei­ten begon­nen, ohne dass die Pla­nung abge­schlos­sen war.

Cas­trop-Rau­xel. Seit mehr als 40 Jah­ren steht sie ein­fach nur „so da“, die Brü­cke über der Dort­mun­der Stra­ße in Cas­trop-Rau­xel. Gebaut wur­de sie für 950.000 DM für eine Orts­um­ge­hung, die es bis heu­te nicht gibt.

Die BdSt-For­de­rung : Ver­kehrs­pla­nung muss schnel­ler gehen und ver­läss­lich sein. Hal­be Sachen, ob Brü­cken oder Teil­stü­cke von Stra­ßen und Rad­we­gen, bedeu­ten schließ­lich gan­ze Arbeit in punc­to Verschwendung.

Eslo­he. In Eslo­he im Hoch­sauer­land­kreis hat die Stadt eine Fuß­gän­ger­brü­cke direkt neben einer bestehen­den Brü­cke gebaut. Sie ist 25 cm brei­ter und kürzt ein paar Meter Weg ab. Kos­ten : 95.000 Euro.
Die BdSt-Mei­nung : Eine Brü­cke neben einer Brü­cke – das ist Steu­er­geld­ver­schwen­dung par excellence !

Eus­kir­chen. 1976/77 wur­de in Eus­kir­chen eine Brü­cke als Teil der geplan­ten A 56 gebaut. Die A 56 gibt es nicht, die „Soda-Brü­cke“ aber steht noch immer. Gekos­tet hat ihr Bau damals 460.000 DM.
Die BdSt-Mei­nung : Brü­cken, die jahr­zehn­te­lang gewar­tet, aber nicht genutzt wer­den, sind alles ande­re als ein Aus­hän­ge­schild für die Verkehrsplanung.

Köln. Das Schwarz­buch 2020 berich­te­te, dass die Bau­kos­ten des Köl­ner Archäo­lo­gie­pro­jekts „MiQua“ von 48 Mio. auf 95 Mio. Euro gestie­gen waren. Mitt­ler­wei­le müs­sen die Steu­er­zah­ler 127 Mio. Euro berappen.
Die BdSt-Kri­tik : Kölns Ver­schul­dung beträgt rund 5 Mrd. Euro, die Pro-Kopf-Ver­schul­dung liegt weit über dem Durch­schnitt Nord­rhein-West­fa­lens. Bei die­ser Finanz­la­ge hät­te sich die Stadt auf die­ses Pro­jekt mit solch unkal­ku­lier­ba­ren Risi­ken nicht ein­las­sen dürfen.

Köln. Die Ret­tungs­hub­schrau­ber­sta­ti­on auf dem Kalk­berg wird nicht in Betrieb gehen. Rund 27 Mio. Euro hat das geplatz­te Pro­jekt bis­her gekos­tet. Jetzt soll es zwei Mach­bar­keits­stu­di­en geben : eine, die klärt, ob die Ret­tungs­hub­schrau­ber am Flug­ha­fen Köln / Bonn blei­ben kön­ne, eine, die klärt, was mit dem Kalk­berg gesche­hen kann. Ob wei­te­re Kos­ten ent­ste­hen, ist noch nicht klar.
Die BdSt-Mei­nung : Es wur­de höchs­te Zeit, das Hin und Her um die Ret­tungs­hub­schrau­ber­sta­ti­on auf dem Kalk­berg zu been­den – Steu­er­geld ist schon genug geflos­sen. Jetzt muss es zügig eine Alter­na­ti­ve geben, ohne jah­re­lan­ge Hängepartie.

Köln. Das Trau­er­spiel um die Oper in Köln geht wei­ter. Die Sanie­rungs­kos­ten steu­ern auf die Mil­li­ar­de zu, die Fer­tig­stel­lung ist nun für März 2024 ange­peilt. Teu­er für den Steu­er­zah­ler fal­len auch die Kre­di­te über 40 Jah­re und die Inte­rims­spiel­stät­te ins Gewicht. Wei­te­re Hiobs­bot­schaft : Die Büh­nen müs­sen um 15 Mio. Euro ban­gen, weil sie ihr Geld bei der Plei­te-Bank Greens­ill ange­legt hatten.
Die BdSt-Mei­nung : Die gan­ze Ange­le­gen­heit ist ein Skan­dal : Die Stadt hat zu lan­ge gebraucht, die Pro­ble­me rund um die Opern­sa­nie­rung in den Griff zu bekom­men. Es wur­de ohne eine end­gül­ti­ge Pla­nung gebaut, zurück­ge­baut und wie­der neu angefangen.

Kre­feld. Eigent­lich soll­te das Gro­ten­burg-Sta­di­on in Kre­feld für 10,5 Mio. Euro fit für die Fuß­ball­bun­des­li­ga gemacht wer­den. Inzwi­schen soll die Sanie­rung 16,3 Mio. Euro kos­ten, und 1,15 Mio. Euro kom­men hin­zu, um einen Instand­hal­tungs­stau zu behe­ben. Beson­ders pikant : Die GmbH des KFC Uer­din­gen ist insol­vent und der Ver­ein spielt aktu­ell nur noch in der Regionalliga.
Die BdSt-Mei­nung : Der Stadt droht ein Eigen­tor. Nach Jahr­zehn­ten der Haus­halts­si­che­rung sind die Hebe­sät­ze in Kre­feld noch immer sehr hoch. Ange­sichts sol­cher Her­aus­for­de­run­gen kann die teu­re Sanie­rung der Gro­ten­burg nicht im Inter­es­se des Gemein­wohls liegen.

Lüden­scheid. Die Stadt Lüden­scheid unter­stützt die Poli­tik seit Jah­ren bei der Pla­kat­wahl­wer­bung, indem sie Pla­kat­rah­men an Later­nen­mas­ten zur Ver­fü­gung stellt. Das kos­te­te die Stadt pro Wahl 15.000 Euro. Die Stadt woll­te das ändern, die Lokal­po­li­tik dage­gen hät­te am liebs­ten noch drauf­ge­sat­telt. Der Kom­pro­miss : Die Stadt wählt 600 Later­nen­mas­ten aus und lost sie den Par­tei­en zu. Nach einer ers­ten Kos­ten­schät­zung wird die­ser Ser­vice ein­ma­lig rund 25.000 Euro kos­ten. Die Frech­heit dar­an : Die Par­tei­en erhal­ten eine staat­li­che Wahl­kampf­kos­ten­er­stat­tung und brau­chen kei­ne kom­mu­na­le Hilfe.
Die BdSt-Mei­nung : Für die­sen Pla­kat­wahl­kampf ist das städ­ti­sche Per­so­nal gar nicht zustän­dig. Scha­de um jeden Euro, den die Stadt Lüden­scheid dafür ausgibt.

Selm. Sie soll­te ein Geschenk sein : eine Skulp­tur im neu gestal­te­ten Auen­park in Selm. Plötz­lich war die Schen­kung „nicht mehr mach­bar“, und die Stadt zahl­te einen Eigen­an­teil von 28.000 Euro. Die dar­über­hin­aus­ge­hen­den Kos­ten wur­den über die Regio­na­le 2016 geför­dert – natür­lich aus Steuermitteln.

Die BdSt-Kri­tik : Die Steu­er­zah­ler, die letzt­lich die teu­ren Extra­kos­ten finan­zie­ren müs­sen, haben ein Recht auf Trans­pa­renz bei öffent­li­chen Ausgaben.

Bild : Das Schwarz­buch 2021/2022 ist da !

Foto­credits : BdSt NRW

Quel­le : Bund der Steu­er­zah­ler NRW

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