Lieferengpässe und steigende Rohstoffpreise belasten heimische Wirtschaf

Fehlenden Rohstoffen und Waren sorgen für weiter steigende Preise

win­ter­berg-total­lo­kal : „Die Unter­neh­men im Sau­er­land und am Hell­weg kämp­fen mit feh­len­den Roh­stof­fen und Waren und äch­zen unter stei­gen­den Prei­sen“, resü­miert Andre­as Rother, Prä­si­dent der IHK Arns­berg. Dies zei­ge die IHK-Blitz­be­fra­gung „Lie­fer­eng­päs­se“. Über 80 Pro­zent der 232 Unter­neh­men, die an der Befra­gung teil­ge­nom­men haben, sind von Lie­fer­schwie­rig­kei­ten oder deut­li­chen Preis­an­stie­gen bei für Sie rele­van­ten Roh­stof­fen, Vor­pro­duk­ten oder Waren betroffen.

Bei den Roh­stof­fen macht sich ins­be­son­de­re der Man­gel an Stahl (44 Pro­zent Nen­nun­gen), Kunst­stof­fen und Holz (je 33 %) bemerk­bar. Auch Alu­mi­ni­um, Kup­fer, che­mi­sche Vor­pro­duk­te sowie Papier und Kar­to­na­gen wer­den häu­fig genannt. Aus Sicht der betrof­fe­nen Unter­neh­men sind eine gestie­ge­ne Nach­fra­ge bezie­hungs­wei­se zu gerin­ge Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten (49 %) der Haupt­grund für die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen auf den Beschaffungsmärkten.

Eben­falls häu­fig als Ursa­chen genannt wer­den Pro­duk­ti­ons­aus­fäl­le bei Zulie­fe­rern (43 %) und Pro­ble­me beim Trans­port (38 %). Ver­ein­zelt wir­ken sich auch die Über­schwem­mun­gen im Juli und die Explo­si­on im Chem­park in Lever­ku­sen auf die Waren- und Roh­stoff­ver­füg­bar­keit der Betrie­be aus.

Die Ver­knap­pun­gen auf den Roh­stoff­märk­ten und glo­ba­le Her­aus­for­de­run­gen im Logis­tik­sek­tor machen sich bei 72 Pro­zent der betrof­fe­nen Unter­neh­men durch höhe­re Ein­kaufs­prei­se bemerk­bar. Zudem ent­ste­hen län­ge­re War­te­zei­ten (63 % Nen­nun­gen) und der Pla­nungs­auf­wand ist gestie­gen (49 %). Bestehen­de Auf­trä­ge kön­nen nicht abge­ar­bei­tet wer­den (34 %) und es kommt zu Umsatz­aus­fäl­len (34 %). Die Pro­duk­ti­on her­un­ter gefah­ren haben zwar erst 19 Pro­zent, doch bereits 18 Pro­zent mussten
neue Auf­trä­ge ablehnen.

„Die Coro­na-Kri­se ist nicht allei­ni­ger Grund, sorgt aber für den stärks­ten Schub auf die Roh­stoff­prei­se“, betont Andre­as Rother. Welt­weit hat die wie­der anzie­hen­de Kon­junk­tur den Wett­be­werb um Roh­stof­fe und Vor­pro­duk­te ange­heizt. In den USA, wird mit Kon­junk­tur­pro­gram­men die Nach­fra­ge zusätz­lich ange­regt. Nach den Mona­ten der Ent­beh­run­gen und des Spa­rens leg­te auch der Kon­sum zu.

Der anstei­gen­de inter­na­tio­na­le Waren­ver­kehr muss­te sich dann aber durch eini­ge Nadel­öh­re kämpfen,
so zum Bei­spiel durch den im Früh­jahr blo­ckier­ten Suez­ka­nal oder den im Mai im Lock­down ver­har­ren­den chi­ne­si­schen Hafens Yan­ti­an, immer­hin der viert­größ­te Hafen der Welt. Dadurch kam es zu mas­si­ven Stö­run­gen in den glo­ba­len Logis­tik­pro­zes­sen. Der durch­schnitt­li­che welt­wei­te Fracht­preis für Con­tai­ner­ver­la­dun­gen ist gegen­über Ende 2019 um 623 Pro­zent gestiegen.

Die­se Ent­wick­lun­gen gehen ein­her mit extre­men Wet­ter und Natur­er­eig­nis­sen und deren Aus­wir­kun­gen auf die Welt­wirt­schaft. So sor­gen die Bor­ken­kä­fer­kala­mi­tä­ten in Deutsch­land eben­so wie in Kana­da für Ver­wer­fun­gen auf dem Holz­markt und der Extrem­win­ter in Texas ließ die Öl und Gas­för­de­rung ein­bre­chen. Aktu­ell kom­men noch die Wald­brän­de in Süd­eu­ro­pa mit noch nicht abseh­ba­ren Fol­gen für die betrof­fe­nen Regio­nen und den inter­na­tio­na­len Han­del hin­zu. Die­sen zwar unter­schied­li­chen, aber gleich­zei­tig auf­tre­ten­den Ereig­nis­sen kann sich der hei­mi­sche Mit­tel­ständ­ler nicht ent­zie­hen, selbst wenn des­sen Abhän­gig­keit vom Welt­markt auf den ers­ten Blick gering erscheint. Immer­hin erzielt die hei­mi­sche Indus­trie über 40 Pro­zent ihrer Umsät­ze im Ausland.

„Vie­le Unter­neh­mer bli­cken mit Sor­ge auf die Reak­ti­on der Kun­den“, erläu­tert IHK-Volks­wirt Ste­fan Seve­rin. Das gel­te vor allem bei Stahl, Kunst­stoff, Holz und Alu­mi­ni­um. Zum Bei­spiel ist der Kunst­stoff­preis um fast 60 Pro­zent von Ende 2020 bis zum Som­mer gestie­gen. Der Preis für Stahl­pro­fi­le hat sich ver­dop­pelt und Straf­zöl­le auf Alu­mi­ni­um­pro­fi­le aus Chi­na belas­ten den Waren­ein­kauf zusätz­lich. Aller­dings lässt sich die wei­te­re Preis­ent­wick­lung schlecht pro­gnos­ti­zie­ren und somit auch nicht die Fra­ge beant­wor­ten, ob die Lager zu den jet­zi­gen Kon­di­tio­nen auf­ge­füllt wer­den sol­len oder nicht.

Laut IHK-Blitz­um­fra­ge wer­den zwei Drit­tel die gestie­ge­nen Kos­ten an die Kun­den wei­ter­rei­chen. Etwas mehr als jedes zwei­te Unter­neh­men sucht zudem neue oder zusätz­li­che Lie­fe­ran­ten, eben­so vie­le erhö­hen ihre Lager­hal­tung. Mit Per­so­nal­an­pas­sun­gen, etwa durch Kurz­ar­beit und Über­stun­den­ab­bau, reagie­ren jedoch erst 13 Pro­zent der Umfrageteilnehmer.

Mit einer Ver­bes­se­rung der Ver­sor­gung mit Roh­stof­fen und Waren in den kom­men­den Mona­ten rech­nen nur weni­ge Betrie­be. Die Hälf­te der Befra­gungs­teil­neh­mer geht davon aus, dass sich erst im län­ge­ren Ver­lauf des nächs­ten Jah­res die Situa­ti­on nor­ma­li­sie­ren wird. Ein Vier­tel kann der­zeit jedoch noch kei­ne Ein­schät­zung abge­ben. Ohne eine vier­te Wel­le soll­te sich die Situa­ti­on 2022 wie­der nor­ma­li­sie­ren. Mit einer vier­ten Wel­le hin­ge­gen sei­en erneut star­ke Ver­wer­fun­gen auf den Märk­ten mög­lich. Ste­fan Seve­rin : „Wir müs­sen über Deutsch­land und Euro­pa hin­aus­bli­cken. Ein wei­te­rer Lock­down in Chi­na könn­te auch bei uns Betrie­be zum Still­stand zwin­gen, wenn Tei­le und Waren aus Fern­ost feh­len oder stark ver­spä­tet bei uns eintreffen.“

Quel­le : Indus­trie- und Han­dels­kam­mer Arns­berg Hellweg-Sauerland

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