Bergheiden im Sauerland und Upland : „Beispielhaft für andere Regionen“

Projekt zum Schutz und Erhalt erfolgreich abgeschlossen– neue Pläne bereits vorhanden.

win­ter­berg-total­lo­kal : Der vier­te Hoch­hei­de­tag war der letz­te, der im Rah­men des För­der­pro­jek­tes „Berg­hei­den im Rot­h­aar­ge­bir­ge“ statt­fand. Der Schutz der sel­ten gewor­de­nen Lebens­räu­me, Wis­sens­trans­fers und Erleb­bar­ma­chen der für Wil­lin­gen und das Rot­h­aar­ge­bir­ge so typi­schen Kul­tur­land­schaft geht jedoch weiter.

„Das Pro­jekt hier im Sau­er­land und Upland hat mit­tel­eu­ro­päi­sche Bedeu­tung“, weiß Eck­hard Jedi­cke, Pro­fes­sor für Land­schafts­ent­wick­lung an der Hoch­schu­le Gei­sen­heim. Auf­grund der Grö­ße der Berg­hei­den und der Ent­wick­lung sei das Pro­jekt ein posi­ti­ves Bei­spiel für ande­re Regio­nen. Bei­spiel­haft sei auch das Enga­ge­ment aus der Regi­on her­aus. „Wir muss­ten hier nicht bei null anfan­gen, son­dern haben von der bereits zuvor geleis­te­ten Arbeit profitiert.

Zusam­men­ar­beit von Ver­ei­nen, Natur­par­ken und Wissenschaftlern

Seit Mit­te des 19. Jahr­hun­derts sei die Hei­de bis auf 2 Pro­zent der ursprüng­li­chen Flä­che zurück gegan­gen, schil­dert Hol­ger Krafft von der Bio­lo­gi­schen Sta­ti­on des HSK. Seit den 80er Jah­ren sei die­se Flä­che durch ehren­amt­li­che Pfle­ge­ein­sät­ze und pro­fes­sio­nel­le Maß­nah­men gesi­chert und Schritt für Schritt wie­der ver­grö­ßert wor­den. Der vor­erst letz­te Schritt in die­se Rich­tung war der Start des Berg­hei­den-Pro­jek­tes 2017.

Sauerland und Upland
Das Sau­er­land und Upland erle­ben Tou­rist Infor­ma­ti­on Wil­lin­gen / Mat­thi­as Korte

Bewei­dung sichern, Ver­jün­gung und Aus­wei­tung der Flächen

In den ver­gan­ge­nen vier Jah­ren haben die Akteu­re durch das Abtra­gen der obe­ren Schich­ten im Form von Schop­pern oder Plag­gen für die Ver­jün­gung der Hei­de gesorgt. Das so gewon­ne­ne Mate­ri­al dient der Neu­an­sied­lung der Pflan­zen auf Rekul­ti­vie­rungs­flä­chen. Die Aus­wir­kung der diver­sen Maß­nah­men auf die unter­schied­li­chen Pflan­zen und Tie­re wur­de in wis­sen­schaft­li­cher Beglei­tung durch Prof. Dr. Fart­mannn und sein Team von der Uni Osna­brück erfasst und ausgewertet.

Sauerland und Upland
Scha­fe beim Gra­sen Tou­rist Infor­ma­ti­on Wil­lin­gen / Mat­thi­as Korte

Die Bewei­dung durch Schaf­her­den ist eine wesent­li­che Maß­nah­me, um den Erhalt der Hei­de­flä­chen nach­hal­tig zu sichern. Denn der Ver­biss sorgt dafür, dass Gras, Bäu­me und Büsche die Hei­de­sträu­cher nicht nach und nach über­wu­chern. Für die ein­zel­nen Hei­de­flä­chen haben die Pro­jekt­ver­ant­wort­li­chen ver­schie­de­ne Wan­der­schä­fer gewon­nen. Da die­se nur schwer wirt­schaft­lich arbei­ten kön­nen, wer­den sie bei­spiels­wei­se aus Pro­jekt­mit­teln in der Was­ser­ver­sor­gung der Tie­re, bei der Zufüt­te­rung oder der Ver­wer­tung von Fleisch und Wol­le unterstützt.

Wis­sen­schaft und Öffent­lich­keit einbinden

Wäh­rend der zurück­lie­gen­den vier Jah­re fand ein reger Wis­sens­trans­fers statt. Dies geschah in Fach­krei­sen durch regel­mä­ßi­gen Aus­tausch mit Wis­sen­schaft und Exper­ten aus ande­ren Heideregionen.

Nicht zuletzt waren auch Infor­ma­ti­on und Auf­klä­rung von Ein­hei­mi­schen und Tou­ris­ten und das Erleb­bar­ma­chen von Natur und Land­schaft ein wich­ti­ger Teil des Pro­jek­tes. Zu die­sen Maß­nah­men gehört unter ande­rem der im Wech­sel in Wil­lin­gen und Win­ter­berg statt­fin­den­de jähr­li­che Hochheidetag.

Natur und Land­schaft an Ort und Stel­le erleben

Auf­grund des küh­len Wet­ters im Früh­jahr steht das far­ben­präch­ti­ge Schau­spiel der Hei­de­blü­te noch bevor. Den­noch genos­sen rund 100 Teil­neh­mer des dies­jäh­ri­gen Hoch­hei­de­tags die Natur auf dem Kah­len Pön in vol­len Zügen bei geführ­ten Exkur­sio­nen zur Ent­ste­hung der Berg­hei­den und not­wen­di­ge Pfle­ge­maß­nah­men zum Erhalt die­ser Flä­chen. Der Wan­der­schä­fer war mit sei­ner rund 800 Kopf star­ken Her­de aus Scha­fen und Zie­gen in der Hei­de und infor­mier­te die Teil­neh­mer zu allen mög­li­chen The­men von der Was­ser­ver­sor­gung sei­ner Tie­re bis hin zum Wolf. Spi­ri­tu­el­le Anre­gun­gen gab ein öku­me­ni­scher Got­tes­dienst. Bei Exkur­sio­nen erklär­ten Exper­ten Geschich­te und typi­sche Hei­de­ve­ge­ta­ti­on. Lehr­rei­che Aus­stel­lun­gen und Aktio­nen für Kin­der run­de­ten an der Graf Stol­berg Hüt­te das Pro­gramm ab.

Hin­ter­grund

Seit 2017 arbei­ten der Natur­park Die­mel­see und der Natur­park Sau­er­land Rot­h­aar­ge­bir­ge zusam­men mit ver­schie­de­nen Part­nern am Erhalt und der Ent­wick­lung der sel­ten gewor­de­nen Berg­hei­den und der Borst­gras­ra­sen in der Regi­on. Mit dabei sind unter ande­rem die Bio­lo­gi­sche Sta­ti­on des Hoch­sauer­land­krei­ses, die Uni­ver­si­tät Osna­brück und ehren­amt­li­che Akteu­re wie der Ver­ein für Vogel- und Natur­schutz und der NABU Wal­deck Fran­ken­berg sowie die unte­ren und obe­ren Natur­schutz­be­hör­den. Das Pro­jekt endet im Dezem­ber 2021 ; Es umfasst ein För­der­vo­lu­men von rund 790.000 Euro, das von der Deut­schen Bun­des­stif­tung Umwelt (DBU) sowie den Umwelt­mi­nis­te­ri­en der Län­der Nord­rhein-West­fa­len und Hes­sen auf­ge­bracht wird. Nach erfolg­rei­chem Abschluss des Berg­hei­den­pro­jek­tes wol­len sich die Part­ner gemein­sam neu­en Auf­ga­ben wid­men. Die Skiz­ze für einen neu­en För­der­an­trag liegt bereits in der Schub­la­de. Dabei sol­len gewäs­ser­na­he Lebens­räu­me mit Mit­tel­punkt stehen.

Foto­credits : Tou­rist Infor­ma­ti­on Wil­lin­gen / Mat­thi­as Korte

Quel­le : Tou­rist Infor­ma­ti­on Willingen

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