Kleine Maßnahme, große Wirkung : Naturnahe Gewässerrandstreifen retten Insekten

NABU-Studie zeigt : Mindestens zehn Meter breite, pestizidfreie, begrünte Zonen an Gewässern bieten Überlebenschancen für Libelle, Eintagsfliege & Co.

win­ter­berg-total­lo­kal : Eine neue vom NABU beauf­trag­te Lite­ra­tur­stu­die zeigt, dass min­des­tens zehn, bes­ser 20 Meter brei­te, dau­er­haft begrün­te sowie pes­ti­zid- und dün­ge­freie Strei­fen ent­lang von Bächen und Flüs­sen erheb­lich zum Schutz der Insek­ten­viel­falt bei­tra­gen. Ob Blau­grü­ne Mosa­ik­jung­fer, Ein­tags­flie­ge oder Lauf­kä­fer – eine Viel­zahl von Insek­ten­ar­ten kommt beson­ders häu­fig in einer bis zu 20 Meter brei­ten Zone ent­lang unse­rer Gewäs­ser vor. Die von Wis­sen­schaft­lern der Uni­ver­si­tät Duis­burg-Essen ver­fass­te Stu­die „Insek­ten in Gewäs­ser­rand­strei­fen“ legt dar, dass die Viel­falt der auf die­sen Lebens­raum ange­pass­ten Arten durch den Ein­satz von Pflan­zen­schutz­mit­teln und Über­dün­gung in Ufer­nä­he lei­det. So scha­den den Insek­ten in der Land­wirt­schaft ein­ge­setz­te Insek­ti­zi­de direkt, Her­bi­zi­de oder ein zu hoher Stick­stoff­ein­trag redu­zie­ren die Pflan­zen­viel­falt und rau­ben den Insek­ten so ihre Nahrung.

NABU-Prä­si­dent Jörg-Andre­as Krü­ger : „Der Insek­ten­schwund schrei­tet unge­bremst vor­an. Dar­an wird lei­der auch das im Früh­som­mer beschlos­se­ne Insek­ten­schutz­pa­ket wenig ändern. Unse­re Stu­die zeigt, dass an unse­ren Gewäs­sern viel für die Insek­ten­viel­falt getan wer­den kann. Aus­rei­chend brei­te, natur­na­he Zonen ent­lang von Flüs­sen und Seen sind Para­die­se für Insek­ten und ver­bin­den Bio­to­pe. Die neue Bun­des­re­gie­rung muss in Zusam­men­ar­beit mit den Län­dern mit einem intel­li­gen­ten Mix aus Fach­recht, Hono­rie­rung von All­ge­mein­wohl­leis­tun­gen und Flä­chen­kauf oder ‑tausch dafür sor­gen, dass die Natur ent­lang unse­rer Gewäs­ser wie­der Fuß fas­sen kann.“ Dazu gäbe es auf Lan­des­ebe­ne mit dem Nie­der­säch­si­schen Weg bereits ein gutes Beispiel.

Gewäs­ser­rand­strei­fen wer­den der­zeit vor allem als Puf­fer­zo­ne geplant und ein­ge­rich­tet, um den Ein­trag von Pes­ti­zi­den und Dün­ge­mit­teln in Gewäs­ser zu redu­zie­ren. Die Anwen­dung von Pflan­zen­schutz­mit­teln ist bei unbe­grün­ten Gewäs­ser­rand­strei­fen auf einer Brei­te von zehn Metern ent­lang was­ser­wirt­schaft­lich bedeu­ten­der Gewäs­ser bun­des­weit unter­sagt. Bei begrün­ten Strei­fen sind nur fünf Meter pes­ti­zid­frei zu hal­ten. Das Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um geht davon aus, dass sich Land­wir­te in der Regel für die Fünf-Meter-Vari­an­te ent­schei­den. Die von der Uni Duis­burg-Essen aus­ge­wer­te­ten Stu­di­en zei­gen aber deut­lich, dass die Strei­fen erst ab einer Brei­te von zehn Metern und wenn sie dau­er­haft begrünt sind, effek­tiv Pflan­zen­schutz- und Dün­ge­mit­tel fil­tern. Da die­se Puf­fer­zo­ne selbst noch mit Schad­stof­fen belas­tet ist, erach­ten die Wis­sen­schaft­ler eine zusätz­li­che zehn Meter brei­te, unbe­han­del­te und natur­na­he Flä­che für einen wirk­sa­men Insek­ten­schutz als fach­lich notwendig.

Dr. Lau­ra Breit­kreuz, NABU-Refe­ren­tin für Bio­di­ver­si­tät und Ento­mo­lo­gie : „Aus­rei­chend brei­te Gewäs­ser­rand­strei­fen schüt­zen unser Was­ser und die Arten­viel­falt – eine Win-Win-Situa­ti­on. Die pes­ti­zid- und dün­ge­frei­en Zonen soll­ten an allen Gewäs­sern ver­pflich­tend sein, nicht nur an den was­ser­wirt­schaft­lich bedeut­sa­men, son­dern auch an Klein­ge­wäs­sern. Am bes­ten für die Arten­viel­falt ist es, wenn die Strei­fen viel­fäl­tig und dau­er­haft begrünt sind und sie durch­gän­gig an den Flüs­sen und Seen verlaufen.“

Stu­die „Insek­ten in Gewäs­ser­rand­strei­fen“ und Zusam­men­fas­sung : www​.nabu​.de/​g​e​w​a​e​s​s​e​r​r​a​n​d​s​t​r​e​i​fen

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