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100 Millionen Euro entgangene Steuereinnahmen pro Jahr durch illegalen Welpenhandel

PETA : „Minister Scholz und Klöckner müssen skrupelloses Geschäft endlich unterbinden“

win­ter­berg-total­lo­kal : Aus­ufern­der ille­ga­ler Wel­pen­han­del schä­digt Fis­kus in erheb­li­chem Aus­maß : PETA hat die Hun­de­wel­pen-Ange­bo­te auf fünf gro­ßen Online-Anzei­gen­platt­for­men von Janu­ar bis Juni aus­ge­wer­tet : Der steu­er­li­che Scha­den dürf­te hoch­ge­rech­net auf das Gesamt­jahr 2021 min­des­tens 100.826 Mil­lio­nen Euro betra­gen. Die meis­ten Per­so­nen aus der Bran­che geben ihr Geschäft auf Platt­for­men als pri­vat an, auch wenn sie vom Umfang ihrer Geschäf­te die Kri­te­ri­en eines Gewer­be­be­triebs erfül­len. Damit umge­hen sie oft nicht nur die Steu­er, son­dern auch Impres­sums- und Gewähr­leis­tungs­pflich­ten. Die berech­ne­te Sum­me ist nach Auf­fas­sung der Tier­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on ledig­lich die Spit­ze des Eis­bergs : Denn es gibt zahl­rei­che wei­te­re Platt­for­men, und neben Hun­den wer­den auch mas­sen­haft Kat­zen, Vögel, Klein­säu­ger und teil­wei­se exo­ti­sche Tie­re gehan­delt. PETA for­der­te Bun­des­fi­nanz­mi­nis­ter Olaf Scholz und Bun­des­land­wirt­schafts­mi­nis­te­rin Julia Klöck­ner in einem Schrei­ben auf, den Han­del mit Tie­ren auf Online-Platt­for­men zu verbieten.

„Der Wel­pen­han­del ist nach dem Dro­gen- und Waf­fen­han­del das dritt­größ­te ille­ga­le Geschäft. Die Zeche dafür zah­len die Tie­re und die Bevöl­ke­rung. Denn die Ver­ant­wort­li­chen züch­ten mas­sen­haft Hun­de unter qual­vol­len Bedin­gun­gen und brin­gen die oft kran­ken Tier­kin­der in Umlauf – und sämt­li­che Steu­er­zah­len­den finan­zie­ren das skru­pel­lo­se Geschäft unge­wollt mit, weil die Erträ­ge oft nicht ver­steu­ert wer­den“, so Peter Höff­ken, Fach­re­fe­rent bei PETA. „Eini­ge Ban­den bie­ten Tie­re unter ver­schie­de­nen Iden­ti­tä­ten und Stand­ort­an­ga­ben auf meh­re­ren Platt­for­men an, um ihre Machen­schaf­ten zu ver­schlei­ern. Wir appel­lie­ren an alle Men­schen, nie­mals ein Tier im Inter­net zu kau­fen, son­dern statt­des­sen einen tie­ri­schen Mit­be­woh­ner aus dem Tier­heim zu adoptieren.“

PETA hat exem­pla­risch vier als pri­vat gekenn­zeich­ne­te Anbie­ten­de, die jedoch in gewerb­li­chen Umfang Tie­re inse­rie­ren, bei den Finanz­be­hör­den Stutt­gart I, Leip­zig II, Pir­ma­sens und Uel­zen-Lüchow zur Über­prü­fung gemel­det. Eine Hun­de­zucht im Sin­ne der Tier­schutz-Hun­de­ver­ord­nung und der Aus­füh­rungs­ver­ord­nung zum Tier­schutz­ge­setz gilt als gewerbs­mä­ßig, wenn ein Züch­ter oder eine Züch­te­rin drei oder mehr fort­pflan­zungs­fä­hi­ge Hün­din­nen hält. Bei weni­ger Hün­din­nen liegt eine Gewerbs­mä­ßig­keit vor, wenn pro Jahr drei Mal Wel­pen zur Welt kom­men wer­den. Auch bei einer gerin­ge­ren Tier­an­zahl ist gewerbs­mä­ßi­ges Han­deln im Sin­ne des Tier­schutz­ge­set­zes gege­ben, wenn eine Tätig­keit selb­stän­dig, plan­mä­ßig, fort­ge­setzt und mit Absicht der Gewinn­erzie­lung aus­ge­übt wird.

Nach PETAs Recher­che wur­den in den ers­ten sechs Mona­ten 2021 ins­ge­samt 155.596 neue Wel­pen-Ange­bo­te auf den fünf unter­such­ten Platt­for­men ein­ge­stellt. Hoch­ge­rech­net auf das gesam­te Jahr dürf­te ein Gesamt­ver­kaufs­er­lös von 933.576 Mil­lio­nen Euro erzielt wer­den. Um die ent­gan­ge­nen Steu­er­ein­nah­men zu berech­nen, leg­te die Orga­ni­sa­ti­on mode­ra­te Wer­te zugrun­de, bei­spiels­wei­se einen Ver­kaufs­preis von durch­schnitt­lich 1.500 Euro pro Tier, zwei Wel­pen pro Anzei­ge und einen durch­schnitt­li­chen Steu­er­satz von 20 Pro­zent. Hun­de aus dem Tier­schutz sowie als gewerb­lich gekenn­zeich­ne­te Ange­bo­te wur­den außen vor gelas­sen, eben­so ein gro­ßer Teil der pri­va­ten Anbie­ten­den, die nicht als gewerb­lich gel­ten. Es flos­sen auch die auf deut­sche Platt­for­men bezo­ge­nen Ergeb­nis­se eines EU-Moni­to­rings 2018/2019 ein. [1]

Der Han­del mit Jung­tie­ren im Inter­net boomt und durch Coro­na ist die Nach­fra­ge wei­ter gestie­gen. Über Online­por­ta­le wer­den Tie­re oft mit gefälsch­ten Heim­tier­aus­wei­sen ver­kauft. Häu­fig kom­men Hun­de­kin­der aus Ost­eu­ro­pa, wo die Mut­ter­tie­re als „Gebär­ma­schi­nen“ miss­braucht wer­den. Teil­wei­se sind sie gezwun­gen, ohne Tages­licht in engen Käfi­gen in ihren eige­nen Fäka­li­en zu sit­zen, vie­le von ihnen von schmerz­haf­ten Haut­krank­hei­ten geplagt. Sind sie für die Zucht­bran­che nicht mehr „pro­duk­tiv“ genug oder zu alt, wer­den sie in der Regel getö­tet oder aus­ge­setzt. Ihre im Inter­net ange­bo­te­nen Kin­der sind oft­mals krank, ver­wurmt, ohne Impf­schutz und vol­ler Para­si­ten. Die lan­gen Trans­por­te nach Deutsch­land schwä­chen die Wel­pen zusätzlich.

PETAs Mot­to lau­tet in Tei­len : Tie­re sind nicht dazu da, dass sie uns unter­hal­ten oder wir sie in irgend­ei­ner ande­ren Form aus­beu­ten. Die Orga­ni­sa­ti­on setzt sich gegen Spe­zie­sis­mus ein – eine Welt­an­schau­ung, die den Men­schen als allen ande­ren Lebe­we­sen über­le­gen einstuft.

[1] Bun­des­tag (2020): Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf die Klei­ne Anfra­ge der Abge­ord­ne­ten Rena­te Kün­ast, Harald Ebner, Oli­ver Kri­scher, wei­te­rer Abge­ord­ne­ter und der Frak­ti­on BÜND­NIS 90/DIE GRÜ­NEN – Druck­sa­che 19/18974 –. Ille­ga­ler Han­del mit Heim­tie­ren. Online abruf­bar unter : https://​dser​ver​.bun​des​tag​.de/​b​t​d​/​1​9​/​1​9​3​/​1​9​1​9​3​9​0​.​pdf. (06.07.2021).

Wei­te­re Informationen :

PETA​.de/​T​h​e​m​e​n​/​I​l​l​e​g​a​l​e​r​-​W​e​l​p​e​n​h​a​n​d​e​l​-​S​t​e​u​e​r​e​i​n​n​a​h​men
PETA​.de/​T​h​e​m​e​n​/​W​e​l​p​e​n​h​a​n​d​e​l​-​I​n​t​e​r​net

PETA​.de/​S​c​h​l​a​g​w​o​r​t​/​W​e​l​pen

Quel­le : PETA Deutsch­land e.V.

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