Videokonferenz zur Gemeinwohlökonomie mit dem MdEP Peter Liese

Mitte Juni konnte der Caritasverband Arnsberg-Sundern e.V. Dr. Peter Liese, langjähriges Mitglied des Europäischen Parlaments, zu einer Videokonferenz über das wichtige Thema „Gemeinwohlökonomie“ (GWÖ) begrüßen.

win­ter­berg-total­lo­kal : Im Rah­men der Coro­na-Kri­se ist Peter Lie­se, Mit­glied des Euro­päi­schen Par­la­ments, als Arzt und gesund­heits­po­li­ti­scher Spre­cher sei­ner Frak­ti­on viel in den regio­na­len und über­re­gio­na­len Medi­en prä­sent und ein gefrag­ter Gesprächs­part­ner. Doch auch für die Anlie­gen der Men­schen in der Regi­on Süd­west­fa­len und dem Hoch­stift will er sich einsetzen.

Peter Lie­se ist über­zeugt, dass die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ein Recht auf einen direk­ten Ansprech­part­ner im Euro­päi­schen Par­la­ment haben. Aus die­sem Grund sucht er auch den Kon­takt mit den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern in der Regi­on über ihre Anlie­gen an die Europaabgeordneten.

Chris­ti­an Stock­mann, Vor­stands­vor­sit­zen­der des Cari­tas­ver­ban­des Arns­berg-Sun­dern hat Herrn Lie­se beim Wort genom­men und ihn vor eini­ger Zeit zu einem Gespräch zum The­ma Gemein­wohl­öko­no­mie eingeladen.

Auf­grund des arbeits­rei­chen Enga­ge­ments in der Coro­na-Pan­de­mie dau­er­te es etwas, bis die Video­kon­fe­renz jetzt statt­fin­den konn­te. MdEP Dr. Peter Lie­se, Die­ter Ber­ger (Euro­pa­bü­ro für Süd­west­fa­len und das Hoch­stift), Chris­ti­an Stock­mann und Tors­ten Kapt­ei­ner (Qua­li­täts­ma­nage­ment­be­auf­trag­ter u. Gemein­wohl­ko­or­di­na­tor im Cari­tas­ver­band Arns­berg-Sun­dern) konn­ten sich in einer Video­kon­fe­renz zu dem The­ma austauschen.

Herr Dr. Lie­se hat sich im Rah­men der euro­päi­schen Dis­kus­si­on mit dem The­ma Gemein­wohl­öko­no­mie beschäf­tigt. Als Mit­glied im Aus­schuss für Umwelt­fra­gen, Volks­ge­sund­heit und Lebens­mit­tel­si­cher­heit im Euro­päi­schen Par­la­ment sitzt er auch an der Quel­le, um sich die­ses The­mas anzu­neh­men, denn der Aus­schuss ist unter ande­rem zustän­dig für die Umwelt­po­li­tik, ins­be­son­de­re für den Kli­ma­schutz, den Kampf gegen Umwelt­ver­schmut­zung, die nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung, inter­na­tio­na­le Umwelt­schutz­ab­kom­men und dem Schutz der Bevöl­ke­rung vor Umweltschäden.

Der GWÖ Ansatz wird auf Euro­päi­scher Ebe­ne seit eini­ger Zeit dis­ku­tiert. Der Euro­päi­sche Wirt­schafts- und Sozi­al­aus­schuss hat zudem in einer Stel­lung­nah­me am 17. Sep­tem­ber 2015 erklärt, dass die Gemein­wohl­öko­no­mie ein nach­hal­ti­ges Wirt­schafts-Modell für den sozia­len Zusam­men­halt ist und sowohl in den euro­päi­schen als auch in die ein­zel­staat­li­chen Rechts­rah­men inte­griert wer­den sollte.

In den letz­ten Jah­ren haben sich immer mehr, vor allem auch Wirt­schafts­un­ter­neh­men, der Gemein­wohl­öko­no­mie Bewe­gung ange­schlos­sen und eine die GWÖ Bilanz ergän­zend zu ihrer bilan­zi­el­len (mone­tä­ren) Dar­stel­lung aufgestellt.

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren ist das The­ma, auf euro­päi­scher Ebe­ne jedoch etwas in den Hin­ter­grund gera­ten. Auch gibt es behar­ren­de Kräf­te in der Wirt­schaft, die sich der Gemein­wohl-Per­spek­ti­ve nicht stel­len wol­len, da die­ses Enga­ge­ment auch eine ent­spre­chen­de sozia­le Ver­ant­wor­tung als Unter­neh­mung und Markt­teil­neh­mer nach sich zieht. Stich­wor­te sind zum Bei­spiel Lie­fer­ket­ten, tarif­li­che Bezah­lung sowie Nach­hal­tig­keit und Kli­ma­schutz. Alles sehr wich­ti­ge Anlie­gen, die lei­der jedoch erst teil­wei­se poli­tisch ein­ge­for­dert wer­den. Wie zum Bei­spiel durch das gera­de beschlos­se­ne Lie­fer­ket­ten­ge­setz, was u.a. sicher­stel­len soll, dass Kin­der­ar­beit ver­hin­dert wird.

Auf­grund die­ses ganz­heit­li­chen und gemein­wohl­ori­en­tier­ten Ansat­zes und den Par­al­le­len zum Cari­tas-Leit­bild bekommt die GWÖ im Cari­tas­ver­band Arns­berg-Sun­dern, nach­dem der Ver­band vor kur­zem sei­nen ers­ten GWÖ Bericht erstellt hat, eine immer wich­ti­ge­re Rol­le. Bei allen zukünf­ti­gen Ent­schei­dun­gen im Ver­band wer­den die­se auf die GWÖ Prin­zi­pi­en überprüft.

Dabei gilt es aber immer noch vie­le Hin­der­nis­se zu über­win­den, meint Chris­ti­an Stock­mann. „Gera­de die sozia­len Trä­ger, wenn sie nach­hal­tig den­ken und so auch arbei­ten wol­len, wer­den von den poli­ti­schen recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen nicht immer dabei unter­stützt. In die­sem Sin­ne soll­ten von den poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen und auch den Kos­ten­trä­gern nicht nur drin­gen­de Vor­ha­ben unter­stützt wer­den, die nicht mehr auf­ge­scho­ben wer­den kön­nen („Must have“), son­dern auch sol­che, die schein­bar noch nicht sofort nötig sind, aber schon heu­te die Grund­la­ge für eine bes­se­re Zukunft legen kön­nen („Nice to have“). Es wür­de uns freu­en, wenn Herr Dr. Lie­se die­ses The­ma in der euro­päi­schen und deut­schen Poli­tik wei­ter for­cie­ren könnte.“

In der Video­kon­fe­renz kamen all die­se Aspek­te auf den Tisch und wur­den aus­führ­lich in einer kon­struk­ti­ven Atmo­sphä­re bespro­chen. Alle Teil­neh­mer waren sich einig, dass gera­de die Coro­na-Pan­de­mie es beson­ders deut­lich gemacht hat, wel­che Bedeu­tung ganz­heit­li­che und nach­hal­ti­ge Ansät­ze, wie die Gemein­wohl­öko­no­mie, nicht nur für das Sozi­al- und Gesund­heits­we­sen, son­dern auch für die gesam­te Gesell­schaft haben kön­nen. Auch hat die Pan­de­mie deut­lich gemacht, wie wich­tig es ist eine regio­na­le Ver­sor­gung in Euro­pa zum Bei­spiel auch von Schutz­ma­te­ri­al und ‑aus­stat­tung sowie Medi­ka­men­te und Vak­zi­ne sicherzustellen.

Nicht nur im Cari­tas­ver­band Arns­berg-Sun­dern, son­dern auch in den ande­ren sozia­len Ver­bän­den wird das GWÖ- The­ma der­zeit zu unse­rer gro­ßen Freu­de mit Inter­es­se auf­ge­grif­fen. Z.B. hat sich, mit­in­iti­iert vom Cari­tas­ver­band Arns­berg-Sun­dern, auch im Bereich des Erz­bis­tums­bis­tums Pader­born eine Cari­tas-GWÖ-Peer­group gegrün­det, die sich trä­ger­über­grei­fend mit dem GWÖ-Ansatz beschäf­tigt. Zudem ist die GWÖ-Initia­ti­ve auch in der Bun­des­kon­fe­renz der Cari­tas-Orts- und Kreis­ver­bän­de auf­ge­grif­fen worden.

Wir freu­en uns über wei­ter­ge­hen­de Unter­stüt­zung und über neue koope­ra­ti­ve Zusam­men­ar­beit mit inter­es­sier­ten Unter­neh­men und Ver­bän­den. Bit­te neh­men Sie mit uns Kon­takt auf.

Info­Box Gemeinwohl-Ökonomie

Im Rah­men der Gemein­wohl­öko­no­mie wird ver­sucht die Wir­kung und Tätig­keit von Unter­neh­men trans­pa­ren­ter dar­zu­stel­len und eine ethi­sche, am Wohl aller Men­schen ori­en­tier­te Alter­na­ti­ve zu einer rein mone­tä­ren, zah­len- und bilanz­ori­en­tier­ten Aus­rich­tung der Unter­neh­men zu ermöglichen.

In den Berich­ten zur Gemein­wohl­öko­no­mie (Gemein­wohl­be­rich­te) wer­den anhand einer Matrix 20 über­ge­ord­ne­te Gemein­wohl­the­men, basie­rend auf 4 wich­ti­gen Grund­wer­ten und 5 Bezie­hungs­grup­pen ana­ly­siert. So ermög­li­chen die­se eine umfas­sen­de sys­te­ma­ti­sche Betrach­tung der eige­nen Orga­ni­sa­ti­on und zeigt in wel­chen Berei­chen bereits ein akti­ver Bei­trag zum Gemein­wohl geleis­tet wird, bzw. wo noch Ent­wick­lungs­po­ten­tia­le lie­gen. Die Gemein­wohl­öko­no­mie (GWÖ) schärft damit den Blick auf das Wesentliche :

  • Wel­che Aus­wir­kun­gen haben die Akti­vi­tä­ten der Unter­neh­men auf die all­ge­mei­ne Lebens­qua­li­tät, heu­te und morgen ?
  • Wird im Unter­neh­men und in den exter­nen Bezie­hun­gen die Men­schen­wür­de geachtet ?
  • Wird sozia­le Gerech­tig­keit gefördert ?
  • Wird bei allen Unter­neh­mens­ak­ti­vi­tä­ten öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit sichergestellt ?
  • Wie trans­pa­rent, soli­da­risch und demo­kra­tisch wer­den die Zie­le eines Unter­neh­mens erreicht ?

Quel­le : Cari­tas­ver­band Arns­berg-Sun­dern e.V.

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