Arbeitsgemeinschaft Flüchtlinge + Asylanten und FU Medebach laden zum Adventskaffee
winterberg-totallokal : Viele gespannte Gesichter, sowohl auf Seiten der Organisatoren, als auch auf Seiten der Gäste erwarteten mich beim sogenannten Kennenlern-Kaffee in Medebach. Aber von vorn : die Frauenunion der CDU Medebach (FU) hatte sich Gedanken darüber gemacht, wie man die mittlerweile doch sehr zahlreichen Flüchtlinge in der Stadt ansprechen und ihnen die Eingliederung erleichtern kann. So wurde die Idee eines lockeren Kaffee-Nachmittages geboren.
Die Organisatoren nahmen Kontakt mit der Kolpingfamilie auf und diese zeigte sich gewohnt offen und hilfsbereit, indem sie nicht nur die Örtlichkeiten sondern auch die Kalt-Getränke kostenlos zur Verfügung stellte.
Es wurde eine Einladung in verschiedenen Sprachen aufgesetzt, die den Flüchtlingen zugestellt bzw. in den Sprachkursen oder Betreuungsterminen übergeben wurde.
Eingeladen waren neben den neuen Mitbürgern auch die ehrenamtlichen Lehrer, Betreuer und Helfer der Flüchtlingsaktion.
Auch der Musikzug Medebach war vertreten, denn Musik verbindet. Nach diesem Motto gibt es bereits einige Zugereiste, die schon im Musikzug integriert sind. Bei Kaffee und Kuchen (beides von der FU Medebach gestellt) erlebten alle Gäste einen überraschenden Nachmittag. So hatten die Mitglieder eines Deutsch-Kurses einige Lieder eingeübt. Besonders interessant war der bekannte Kanon Bruder Jakob auf deutsch, französisch und arabisch ! Passend zur Vorweihnachtszeit gaben sie sogar das deutsche Weihnachtslied „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ zum Besten !
Als es dann mit einem Trommelstück weiterging, kamen die Erinnerungen an die eigentliche Herkunft bei vielen hoch und sie konnten sich nicht mehr auf den Sitzen halten. Spontan schlossen sich viele den Trommlern und Sängern an und tanzten und sangen zusammen Lieder aus der Heimat.
„Die Resonanz auf unsere Einladung hat uns überwältigt ! Von den zurzeit ca. 150 Flüchtlingen in Medebach haben sich ca. 120 Personen auf den Weg ins Kolpinghaus gemacht!“ freut sich Helma Arens aus dem Orga-Team. GELEBTE INTEGRATION !
Bei all den schönen und positiven Momenten gibt es natürlich auch die Kehrseite. Hört man mal hinter die Kulissen, ergreifen einen die persönlichen Schicksale eines jeden einzelnen doch sehr !
So sind da zum Beispiel Chevan, Basel, Muhamed oder Hamid. Sie haben sich aus dem kriegserschütterten Syrien ohne ihre Familien auf den Weg Richtung Deutschland gemacht und teilweise schon über zwei Wochen keinen Kontakt mehr zu den Liebsten gehabt. Und das, nachdem sie erfahren haben, dass ihr kleiner Heimatort kürzlich bombadiert wurde. Auf meine zugegebenermaßen naïve Frage, warum sie sich denn nicht zusammen mit Kind und Kegel auf den Weg gemacht hätten, bekommen sie Tränen in die Augen und antworten, dass das Geld für den LKW nicht gereicht hätte. Wir wissen wohl alle, welche LKW hier gemeint sind. Aber nicht nur die Sorge um die zurückgebliebene Familie bedrückt meine Gesprächspartner.
Ein immer wiederkehrendes Thema im Gespräch ist die lange und zermürbende Wartezeit auf einen Termin, um den Asylantrag abgeben zu dürfen. Die Ungewissheit ist lähmend und wirft bei den Antragstellern viele Fragen auf. Bei diesen Emotionen bleibt die sachliche Frage nach der Logistik verständlicherweise im Hintergrund…
Und auch hier wird es Schicksale geben, die keine Aufenthaltsgenehmigung bekommen werden.
Alles in allem hat der Nachmittag im Kolpinghaus jedoch vielen Menschen ein paar wunderschöne Stunden und somit Ablenkung beschert. Besonders passend zur Vorweihnachtszeit !
Aufgrund des großen Erfolges überlegen die Organisatoren, den Nachmittags-Kaffee zu einer Art festen Termin reifen zu lassen.