Aktuell 292 offene Stellen in Hotels und Gaststätten – „Bezahlung und Arbeitsbedingungen müssen stimmen“

Gewerkschaft sieht Job-Perspektive für Geflüchtete aus der Ukraine im Gastgewerbe

win­ter­berg-total­lo­kal : Hoch­sauer­land­kreis : Hel­fen­de Hän­de gesucht : Vie­le Hotels und Gast­stät­ten im Hoch­sauer­land­kreis sind der­zeit drin­gend auf neu­es Per­so­nal ange­wie­sen – und könn­ten dabei auch Geflüch­te­ten aus der Ukrai­ne eine Job-Per­spek­ti­ve bie­ten. „Vor­aus­ge­setzt, die Bezah­lung stimmt. Denn wer vor dem Krieg flieht und bei uns Schutz sucht, darf nicht aus­ge­nutzt wer­den. Vie­le suchen bereits nach Arbeit“, sagt Isa­bell Mura von der Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten. Die Geschäfts­füh­re­rin der NGG-Regi­on Süd­west­fa­len ver­weist auf aktu­el­le Zah­len der Arbeits­agen­tur. Danach zähl­te das Gast­ge­wer­be im Hoch­sauer­land­kreis im April 292 offe­ne Stel­len – 96 mehr als noch vor einem Jahr.

„Das ist auch eine Chan­ce für die Gas­tro­no­men und Wir­te, die fai­re Bedin­gun­gen bie­ten“, so Mura. Gera­de das Gast­ge­wer­be sei welt­of­fen : Dort arbei­te­ten schon immer Men­schen unter­schied­lichs­ter Her­kunft – auch aus Ost­eu­ro­pa. „Die Bran­che ist ide­al für den Quer­ein­stieg : Von der Küche bis zum Ser­vice – hier haben auch Beschäf­tig­te ohne Berufs­aus­bil­dung gute Chan­cen. Und Fach­kräf­te wer­den ohne­hin drin­gend gebraucht – vom Bar­kee­per bis zur Hotel­fach­frau“, betont Mura.

Die Gewerk­schaf­te­rin ver­weist dar­auf, dass sich die Bezah­lung im hei­mi­schen Gast­ge­wer­be zuletzt deut­lich ver­bes­sert habe. Nach dem aktu­el­len Tarif­ver­trag, den die NGG mit dem Deut­schen Hotel- und Gast­stät­ten­ver­band (Deho­ga) aus­ge­han­delt hat, liegt der Ein­stiegs­ver­dienst in der Bran­che in Nord­rhein-West­fa­len seit Mai bei 12,50 Euro pro Stun­de – weit mehr als bis­lang. Fach­kräf­te kom­men auf einen Stun­den­lohn von min­des­tens 13,95 Euro.

„Die­se Ein­kom­men machen die Arbeit an The­ke und Tre­sen deut­lich attrak­ti­ver. Nicht nur Beschäf­tig­te aus dem Hoch­sauer­land­kreis, son­dern gera­de auch Kriegs­flücht­lin­ge aus der Ukrai­ne, die einen Job suchen, soll­ten dar­auf bestehen, nach Tarif bezahlt zu wer­den“, rät Mura. Tipps gibt es bei der NGG vor Ort. Infos rund um die Arbeits­rech­te, die Nicht-EU-Bür­ger haben, bie­ten die Bera­tungs­stel­len des gewerk­schafts­na­hen Netz­werks „Fai­re Inte­gra­ti­on“ – auch in ukrai­ni­scher Spra­che (www​.fai​re​-inte​gra​ti​on​.de).

Jetzt sei die Poli­tik in der Pflicht, rasch die Wei­chen zu stel­len, um das Fuß­fas­sen auf dem deut­schen Arbeits­markt zu erleich­tern. „Wich­tig ist, dass die ukrai­ni­schen Bil­dungs­ab­schlüs­se unkom­pli­ziert aner­kannt wer­den. Und es muss einen ver­ein­fach­ten Zugang zu Sprach­kur­sen geben. Denn die Spra­che ist der Schlüs­sel, um zurecht­zu­kom­men“, so Mura.

Ange­sichts des hohen Anteils an Frau­en mit Kin­dern unter den Geflüch­te­ten müs­se sich der Staat zudem um genug Kita- und Schul­plät­ze küm­mern. „Denn ohne Betreu­ungs­an­ge­bo­te kommt für die Eltern maxi­mal ein Mini­job mit weni­gen Wochen­stun­den infra­ge. Damit wäre aller­dings die Chan­ce auf eine ech­te beruf­li­che Inte­gra­ti­on ver­tan“, warnt Mura. Das Poten­ti­al der Geflüch­te­ten sei enorm : Nach Anga­ben des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­ums waren 92 Pro­zent der Ukrai­ne­rin­nen in ihrer Hei­mat erwerbs­tä­tig oder befan­den sich in der Ausbildung.

An die Adres­se der Unter­neh­men macht die Gewerk­schaf­te­rin deut­lich : „Das Gast­ge­wer­be steht für Gast­freund­schaft und Will­kom­mens­kul­tur. Dazu gehört in die­ser Situa­ti­on, dass die Men­schen, die in der Bran­che arbei­ten wol­len, fair bezahlt und behan­delt wer­den. Gleich­zei­tig soll­ten die Fir­men Geduld haben, gera­de wenn am Anfang Deutsch­kennt­nis­se noch feh­len.“ Das Hotel- und Gast­stät­ten­ge­wer­be habe das Zeug dazu, ein „Inte­gra­ti­ons­mo­tor“ zu wer­den. Die­se Chan­ce soll­te die Bran­che nutzen.

Foto­credits : NGG

Quel­le : Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG) – Regi­on Südwestfalen

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