Bestes Winterwetter seit Jahren – doch nur bis 42 Lifttage in zwei Gebieten

Trotz enttäuschender Bilanz im Corona-Winter blicken Skigebiete nach vorn

win­ter­berg-total­lo­kal : Das hät­te eine Super-Sai­son wer­den kön­nen ! Nor­ma­ler­wei­se kom­men die alpi­nen Ski­ge­bie­te in einem sol­chen Win­ter wie dem zurück­lie­gen­den auf bis zu 120 Sai­son­ta­ge. Im Coro­na-Win­ter sieht das anders aus. Die Lift­be­trei­ber rech­nen damit noch bis über die April-Mit­te hin­aus Win­ter­sport anbie­ten zu kön­nen. Sie rech­nen mit über 40 Sai­son­ta­gen – in nur zwei Ski­ge­bie­ten. Eini­ge Lif­te wer­den vor­aus­sicht­lich auch in der kom­men­den Woche noch laufen.

57 Tage, an denen die Tem­pe­ra­tur dau­er­haft unter null Grad lag und 67 Tage mit min­des­tens 20 Zen­ti­me­ter Natur­schnee sind im Win­ter­tou­ris­mus nor­ma­ler­wei­se ein Grant für wirt­schaft­li­chen Erfolg. Der bes­te Win­ter seit fünf Jah­ren. In einer rekord­ver­däch­ti­gen Sai­son begrüßt die Regi­on bis zu einer Mil­li­on Ski­fah­rer, Rod­ler, Lang­läu­fer und Event­be­su­cher und Winterwanderer.

Spä­te Erlaub­nis : nur zwei Ski­ge­bie­te konn­ten noch öffnen 

Am 8. März ging es los. Nur weni­ge Tage nach­dem die hes­si­sche Lan­des­re­gie­rung den Weg frei gemacht hat­te für Lift­be­trieb in Wil­lin­gen. Dar­auf­hin erteil­te auch NRW die Geneh­mi­gung. Am 9. März ging das Ski­lift­ka­rus­sell Win­ter­berg an den Start. Am 20. und 21. März rich­te­te das Ski­ka­rus­sell Altas­ten­berg noch sei­ne Pis­ten her und ließ einen Lift lau­fen. Alle ande­ren gin­gen leer aus. Der spon­ta­ne Start mit guten Win­ter­sport­be­din­gun­gen war nur mög­lich, da die zwei Ski­ge­bie­te in den sehr kal­ten Pha­sen Schnee pro­du­ziert, auf Depots gela­gert und sich so jeder­zeit start­klar gehal­ten hatten.

Dabei war der Betrieb für die­je­ni­gen, die geöff­net hat­ten alles ande­re als wirt­schaft­lich. Hohe Sicher­heits­auf­la­gen und eine Redu­zie­rung der Besu­cher auf 20 Pro­zent des regu­lä­ren Betriebs sorg­ten dafür, dass an den Betriebs­ta­gen allen­falls kos­ten­de­ckend gear­bei­tet wer­den konn­te. Dies war nur mög­lich durch Online­ti­cket­ver­kauf und Beschrän­kung auf Tages‑, Vor­mit­tags- und Nach­mit­tags­ti­ckets. Dabei war die Nach­fra­ge groß. Oft­mals muss­ten in der Ver­gan­gen­heit die Ski­ge­bie­te Ende März trotz guter Schnee­la­ge auf­grund von man­geln­der Fre­quen­tie­rung schlie­ßen. Doch nach dem spä­ten Start und bei kaum vor­han­de­nen alter­na­ti­ven Frei­zeit­an­ge­bo­ten war das Ski­fah­ren auch im April noch sehr beliebt. Selbst wenn die Sai­son am 18. April enden soll­te, steht jetzt schon fest : So spät im Früh­jahr wur­de seit Bestehen der Win­ter­sport-Are­na Sau­er­land bis­lang nie Win­ter­sport angeboten.

Klei­ne Ski­ge­bie­te : Es wäre der bes­te Win­ter seit acht Jah­ren gewesen

Von über 30 Ski­ge­bie­ten waren nur zwei geöff­net. Die vie­len klei­nen Ski­ge­bie­te ohne tech­ni­sche Beschnei­ung wären im kal­ten, bestän­di­gen und schnee­rei­chen Coro­na-Win­ter auf bis zu 50 Sai­son­ta­ge gekom­men. Das hat es seit dem Win­ter 20012/13 nicht mehr gege­ben. Doch sie alle gin­gen leer aus. Denn als die Geneh­mi­gung zur Öff­nung vor­lag, war nicht mehr genug Natur­schnee vor­han­den. Zwar fie­len Anfang April noch einem 38 Zen­ti­me­ter Schnee, doch damit hat­te nie­mand mehr gerech­net. Die Anla­gen waren bereits abgebaut.

Lang­lauf ohne Beschrän­kun­gen und den­noch nur bedingt erfolgreich 

Ledig­lich die Loi­penski­ge­bie­te unter­la­gen kei­nen Auf­la­gen. Unge­ach­tet vie­ler Ände­run­gen der Ver­ord­nun­gen, war Lang­lauf und das Spu­ren der Loi­pen durch­ge­hend erlaubt. Das beschnei­te Lang­lauf­zen­trum West­feld kam auf 75 Sai­son­ta­ge, die unbe­schnei­ten auf bis zu 50. Doch auch sie beka­men die Aus­wir­kun­gen der Maß­nah­men zur Ein­däm­mung der Pan­de­mie zu spü­ren. Die Orte scheu­ten sich, auf die Ange­bo­te offi­zi­ell auf­merk­sam zu machen, aus Sor­ge einen Besu­cher­an­sturm aus­zu­lö­sen. Aus die­sem Grund ent­schie­den sich nur weni­ge, die Loi­pen zu spu­ren, vie­le lie­ßen die schnee­rei­che Zeit unge­nutzt. 274 Loi­pen­ki­lo­me­ter waren Anfang Febru­ar gespurt, der Höchst­stand des Win­ters. Es hät­ten über vie­le Tage hin­weg mehr als 500 sein können.

Die­je­ni­gen, die ein Lang­lauf­an­ge­bot geschaf­fen hat­ten, beka­men auch posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen zu spü­ren. Die Nach­fra­ge war groß, die Besu­cher dank­bar und die Spen­den flos­sen ver­gleichs­wei­se kräf­tig, berich­te­ten die Betrei­ber der geöff­ne­ten Loi­penski­ge­bie­te. Da der nor­di­sche Win­ter­sport ohne Ticket­ver­kauf aus­kom­men muss und allei­ne auf frei­wil­li­ge Zuwen­dun­gen ange­wie­sen ist, fließt ein Teil der Finan­zie­rung über den Loi­pen­ver­ein Nor­dics­port-Are­na e. V. Er ver­zeich­ne­te in den zurück­lie­gen­den Mona­ten einen kräf­ti­gen Zuwachs. Der Ver­ein ist um 60 neue Mit­glie­der auf aktu­ell 220 gewachsen.

In den zurück­lie­gen­den Mona­ten haben vie­le Men­schen den Lang­lauf für sich ent­deckt oder wie­der­ent­deckt. Weil auch die Ski­ver­lei­he über lan­ge Wochen hin­weg nicht geöff­net hat­ten, waren Lang­lauf­s­kier ein begehr­tes Gut und teils aus­ver­kauft. Die Betrei­ber der Loi­penski­ge­bie­te gehen davon aus, dass die­ser Trend eine nach­hal­ti­ge Wir­kung hat.

Kon­trol­lier­te Öff­nung bes­ser als unge­ord­ne­ter Zustrom

Gro­ße Unsi­cher­heit präg­ten die zurück­lie­gen­den Mona­te : Kei­ne Pla­nungs­si­cher­heit, kei­ne siche­re finan­zi­el­le Unter­stüt­zung. Anfang des Win­ters hat­ten die Betrei­ber der alpi­nen Ski­ge­bie­te gehofft, spä­tes­tens im Janu­ar öff­nen zu dür­fen. Im Novem­ber hat­ten sie noch vor einem unge­ord­ne­ten Zugang bei Schnee­fall in den Weih­nachts­fe­ri­en gewarnt. Nach Weih­nach­ten und um den Jah­res­wech­sel erleb­te die Regi­on einen Ansturm an Schnee­tou­ris­ten. Die­se ström­ten in die ver­schnei­ten Ber­ge und auch in die geschlos­se­nen Ski­ge­bie­te. Ohne Erlaub­nis zur offi­zi­el­len Öff­nung jedoch fehl­te den Betrei­bern die recht­li­che Hand­ha­be, ord­nend und kon­trol­lie­rend ein­zu­grei­fen. Da der Zustrom nicht abebb­te, die benö­tig­te Infra­struk­tur geschlos­sen blei­ben muss­te und die Ein­hal­tung des Infek­ti­ons­schut­zes nicht gewähr­leis­tet wer­den konn­te, grif­fen in fast allen Orten Ord­nungs­äm­ter und teils auch Poli­zei ein, um den Besu­cher­strom zu regu­lie­ren. Die Erkennt­nis, die die Betrei­ber dar­aus zie­hen : Eine kon­trol­lier­te Öff­nung ist bes­ser als ein unge­ord­ne­ter Zustrom.

Wil­lin­gen und Win­ter­berg im Blick­punkt der Wintersportöffentlichkeit 

Die Fol­gen der Pan­de­mie haben die vom Win­ter­tou­ris­mus leben­den Unter­neh­men mit vol­ler Här­te getrof­fen. Doch ein paar posi­ti­ve Aspek­te hat die Ent­wick­lung mit sich gebracht. Die zwei Ski­ge­bie­te in Wil­lin­gen und Win­ter­berg waren die ein­zi­gen in ganz Deutsch­land, die Win­ter­sport anbie­ten konn­ten. Dies hat die Regi­on in den Blick­punkt der natio­na­len Öffent­lich­keit gerückt. Selbst aus Süd­deutsch­land reis­ten Ski­fah­rer an und lern­ten die Regi­on ken­nen. Die posi­ti­ven Ein­drü­cke, die die neu­en Gäs­te gewon­nen haben, wer­den nach­hal­tig ihre Wir­kung zeigen.

Digi­ta­li­sie­rungs­schub auch in den Skigebieten 

Ein ver­lust­rei­cher Win­ter sowie unzu­rei­chen­de finan­zi­el­le Hil­fen und den­noch bli­cken die Betrei­ber der Ski­ge­bie­te mutig nach vorn. Alle hof­fen, dass das Imp­fen der Bevöl­ke­rung im kom­men­den Win­ter wie­der einen nor­ma­len Betrieb mög­lich macht. Die Hygie­ne­kon­zep­te haben sich bewährt. Auf die­se Erfah­run­gen kön­nen sie jeder­zeit zurück­grei­fen. Der Ticket­ver­kauf mit Vor­ab­bu­chung ist gut gelau­fen. Mit ein paar Opti­mie­rungs­maß­nah­men bei den Bezahl­sys­te­men wol­len die bei­den gro­ßen Ski­ge­bie­te dies auch im kom­men­den Win­ter anbie­ten. An Wochen­en­den mit sehr star­kem Besu­cher­auf­kom­men, über­le­gen sie auf die­sem Wege eine Kon­tin­gent­li­mi­tie­rung durch­zu­füh­ren. In den kom­men­den Mona­ten wird dar­über bera­ten wie dies mög­lich sein kann, ohne auf die belieb­ten Sai­son- und Mehr­ta­ges­kar­ten zu ver­zich­ten. Wei­te­re Ski­ge­bie­te mit bestehen­den Ticket­sys­te­men  wer­den ihren Ticket­ver­kauf nun wei­ter digi­ta­li­sie­ren und künf­tig eben­falls online buch­bar sein. Dies wird die Plä­ne Win­ter­sport-Are­na Sau­er­land zur bes­se­ren Besu­cher­len­kung unterstützen.

Information: 
Die Wintersport-Arena Sauerland ist ein Zusammenschluss der Skigebiete in den Kreisen Hochsauerland, Siegerland-Wittgenstein, Olpe und der Gemeinde Willingen. Durch gemeinsame Vermarktung, stetige Qualitätsverbesserung des Wintersportangebots und Optimierung der Schneesicherheit hat sich die Region seit 2001 zur bedeutendsten Wintersportregion nördlich der Alpen entwickelt. Insgesamt wurden seitdem rund 125 Millionen Euro in den Ausbau der Angebote investiert. Weitere Informationen unter www.wintersport-arena.de.
Die Nordicsport Arena ist der nordische Sportbereich der Wintersport-Arena Sauerland. Einsteiger wie Profis finden hier hochwertige Winter- und Sommer-Sportangebote. Vielfältige, sorgfältig vermessene und beschilderte Strecken mit hohen Qualitätsstandards für Nordic Walking, Nordic Blading, Skiroller, Skiken, Skilanglauf und Schneeschuhlaufen.

Foto­credits : Den­nis Braun

Quel­le : Susan­ne Schul­ten – Win­ter­sport-Are­na Sauerland

Print Friendly, PDF & Email