Stichwort der Woche : „Deutschland AG – Export und Import“

Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal : Es gibt eine Bran­che in die­sem Land, wel­che kei­ne Rezes­si­on fürch­ten muss und die in jedem Jahr sat­te Gewin­ne macht – die deut­sche Rüs­tungs­in­dus­trie. Auch in die­sem Jahr errei­chen die deut­schen Waf­fen­ex­por­te ein abso­lu­tes Rekord­ni­veau. Zwar spre­chen sich 83% der Deut­schen gegen die­se Rüs­tungs­ge­schäf­te aus, Wirt­schafts­mi­nis­ter Peter Alt­mei­er und die Par­tei­en der Gro­Ko scheint das aber nicht zu beein­dru­cken. Zu den größ­ten Abneh­mern deut­scher Rüs­tungs­tech­nik gehö­ren in die­sem Jahr die Nato-Part­ner Ungarn und Tür­kei, bei­des Län­der, die bekannt­lich von „lupen­rei­nen Demo­kra­ten“ regiert wer­den und so „fried­li­che“ Nah­ost­staa­ten wie die Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emi­ra­te, Alge­ri­en, Ägyp­ten und Katar. Zu den stärks­ten Kri­ti­kern der deut­schen Rüs­tungs­po­li­tik gehö­ren die gro­ßen Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, wie „Brot für die Welt“, die einen Zusam­men­hang zwi­schen die­sen Expor­ten und den Flucht­ur­sa­chen auf dem afri­ka­ni­schen Kon­ti­nent erken­nen. Nicht weni­ge die­ser Mord­werk­zeu­ge lan­den ver­mut­lich in den Kri­sen­her­den in Nah­ost und in den vie­len afri­ka­ni­schen Län­dern, die schon seit Jah­ren unter schwe­ren krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen leiden.

 

Zusam­men mit den jetzt schon spür­ba­ren Aus­wir­kun­gen der Kli­ma­ka­ta­stro­phe, sind die­se Krie­ge die Haupt­ur­sa­che für das unend­li­che Flücht­lings­dra­ma in Afri­ka und im Nahen Osten. Auf dem afri­ka­ni­schen Kon­ti­nent sind ca. 15 Mil­lio­nen Men­schen auf der Flucht, die wenigs­ten davon schaf­fen es der­zeit nach Euro­pa. Dazu kom­men 6,5 Mil­lio­nen Syrer, wel­che durch den lang­an­hal­ten­den Bür­ger­krieg ihre Hei­mat ver­lo­ren haben. Auch davon ist die Mehr­zahl in den, eben­falls armen und insta­bi­len Nach­bar­län­dern unter­ge­kom­men. In Zukunft ist zu erwar­ten, dass immer mehr von ihnen ver­su­chen wer­den, ihrem Elend durch eine Wei­ter­flucht nach Euro­pa zu ent­kom­men. Was dann ? In einer glo­ba­len Welt mit offe­nen Gren­zen, ohne Mau­ern und Sta­chel­draht, wer­den wir die­se Flucht­wel­le nicht stop­pen kön­nen. Die „Fes­tung Euro­pa“ ist eben­so ein Hirn­ge­spinst, wie Donald Trumps Mau­er nach Mexi­co. Unse­re ein­zi­ge Mög­lich­keit ist es, die Flucht­ur­sa­chen zu bekämp­fen. Damit müs­sen wir im eige­nen Land anfan­gen. Es kann sicher nicht ange­hen, das der Pro­fit eini­ger Weni­ger, unter­stützt durch eine per­fek­te Lob­by­ar­beit, dazu führt, dass die­se Welt immer insta­bi­ler wird und die Mehr­heit der Bevöl­ke­rung unter den Aus­wir­kun­gen zu lei­den hat. In einer sol­chen Situa­ti­on schlägt zudem auch die Stun­de der Dem­ago­gen, die jetzt noch Öl ins Feu­er gie­ßen und den geflüch­te­ten Men­schen die Schuld an der sozia­len Schief­la­ge in unse­rem Land geben.

 

Der aus­ufern­de Export von Tötungs­werk­zeu­gen führt zu einem Import von Men­schen, die in ihrer Hei­mat um ihr Leben fürch­ten müs­sen. Zeit­gleich wer­den die wei­ter zuneh­men­den Flücht­lings­strö­me die Gesell­schaft in unse­rem Land nach­hal­tig ver­än­dern. Nur ein sofor­ti­ger Stopp aller Rüs­tungs­expor­te könn­te Deutsch­land, als eine der immer noch füh­ren­den Indus­trie­na­tio­nen, auch mora­lisch dazu befä­hi­gen sich stär­ker für den Welt­frie­den ein­zu­set­zen. Wenn wir das nicht schaf­fen, könn­te bald der Zeit­punkt kom­men, wo an den euro­päi­schen Außen­gren­zen auf Men­schen geschos­sen wird. Haben wir denn gar nichts aus unse­rer Geschich­te gelernt ?

 

Ihr Nor­bert Schnellen

 

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