Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen
winterberg-totallokal : Eigentlich sollte es ja in diesem Jahr keine Zeitumstellung mehr geben. Aber bekanntlich mahlen die Mühlen der EU-Bürokratie doch sehr langsam. So sind wir seit dem vergangenen Wochenende, pünktlich nach dem Ende der Herbstferien, wieder in der Mitteleuropäischen Normalzeit angelangt. Jetzt ist es abends wieder sehr früh dunkel und der Novemberblues hat die meisten von uns erfasst. Dabei übersehen wir oft die schönen Seiten der aktuellen Jahreszeit. Ein Sonntagsspaziergang durch bunte Herbstwälder ist ein unvergleichliches Erlebnis und zeigt uns einmal mehr, wie wichtig die Wälder als Lebensgrundlage für uns alle sind. In den Fichtenwäldern sieht man nun aber auch das gesamte Ausmaß der Schäden, die unser Wald in den zwei vergangenen trockenen Jahren erleiden musste. Für die Wälder bedeutet der Herbst jedoch auch wieder eine neue Hoffnung. Niederschläge füllen den gesunkenen Grundwasserspiegel wieder auf und nasskaltes Wetter dezimiert die Brut der Borkenkäfer. In der nun folgenden kalten Jahreszeit kann sich unser Wald hoffentlich etwas regenerieren, ohne den anstehenden Wetterwechsel wäre er vermutlich bald komplett verloren.
Auch für uns Menschen kann der Herbst solch positive Seiten entwickeln. Wenn wir auf unsere innere Stimme hören und der Natur folgen, können wir die vor uns liegenden Monate, bis zum nächsten Frühling, für eine Phase der Entschleunigung nutzen. Die Gedenktage im November sollten auch dazu dienen, dass wir mal wieder etwas mehr über unser begrenztes Leben nachdenken und uns auf die Dinge besinnen, die uns wirklich wichtig sind. Gerade weil die Zeiten immer schnelllebiger werden und wir uns immer mehr mit oberflächlichen Dingen befassen, ist es bitter nötig, dass wir mit unseren Gedanken wieder mehr in „die Tiefe“ gehen und dadurch vielleicht Teile unseres Alltags neu gestalten. So wie der ausgelaugte Waldboden jetzt das lange vermisste Wasser aufsaugt, sollten auch wir versuchen uns wieder für Werte zu öffnen, die wir, vielleicht ohne es zu bemerken, lange Zeit vermisst haben.
Ob wir uns an den folgenden langen Abenden mit Büchern befassen, die Zeit für eine intensivere zwischenmenschliche Kommunikation nutzen, oder auch einfach nur mal die „Seele baumeln lassen“, wir sollten unseren Alltag im Herbst wirklich etwas entschleunigen und so wieder neue Kraft für sinnvolle Aktivitäten tanken.
Quelle : Ihr Norbert Schnellen