Stichwort der Woche : Kohle machen

 

Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal : 40 Mil­li­ar­den Euro soll dem Steu­er­zah­ler der Aus­stieg aus der Braun­koh­le bis zum Jahr 2038 kos­ten. Was pas­siert eigent­lich mit dem Geld, wofür soll die­se immense Sum­me ein­ge­setzt wer­den ? Dazu fin­det man nir­gends kon­kre­te Anga­ben, nur, dass das Geld dem Aus­gleich der weg­fal­len­den Arbeits­plät­ze und dem Struk­tur­wan­del in den betref­fen­den Gebie­ten die­nen soll. Der­zeit hän­gen am Abbau und der Ver­stro­mung von Braun­koh­le ca. 20.000 Arbeits­plät­ze. Pro Arbeits­platz erge­ben sich rein rech­ne­risch aus den 40 Mil­li­ar­den also 2 Mil­lio­nen Euro. Wenn man davon aus­geht, dass ein gro­ßer Teil der jet­zi­gen Arbeit­neh­mer bis zum Jahr 2038 schon das Ren­ten­al­ter erreicht hat, sehen die Zah­len noch mal ganz anders aus. Auf der ande­ren Sei­te erwirt­schaf­ten die Ener­gie­kon­zer­ne in den knapp zwan­zig Jah­ren Rest­lauf­zeit, mit ihren teil­wei­se schon abge­schrie­be­nen Dreck­schleu­dern, auch noch sat­te Gewin­ne. Die­se, viel zu lan­ge Rest­lauf­zeit, ist also nicht nur öko­lo­gisch, son­dern für den Steu­er­zah­ler auch öko­no­misch eine ein­zi­ge Kata­stro­phe. Gewin­ner sind mal wie­der die Leu­te, die ohne­hin schon genug Koh­le haben.

 

Viel beschei­de­ner geht es bei der Ret­tung unse­rer Wäl­der zur Sache. Knapp 800 Mil­lio­nen Euro, also zwei Pro­zent der Sum­me, wel­che für den Braun­koh­le­aus­stieg zur Ver­fü­gung steht, wol­len Bund und Län­der zusam­men in die Ret­tung der Wäl­der ste­cken. Allei­ne die Auf­ar­bei­tung des Schad­hol­zes und der Abtrans­port aus den Wäl­dern kos­ten ein Viel­fa­ches. Doch dann beginnt erst das eigent­li­che Pro­blem : Die Ver­ar­bei­tungs­ka­pa­zi­tä­ten der deut­schen Holz­wirt­schaft, an der übri­gens eine Mil­lio­nen Arbeits­plät­ze hän­gen, kön­nen die anfal­len­den Holz­mas­sen nicht bewäl­ti­gen. So sehen sich man­che Wald­be­sit­zer schon gezwun­gen, ihr Holz auf den chi­ne­si­schen Markt zu expor­tie­ren, was in der Öko­bi­lanz natür­lich auch sehr frag­wür­dig ist. Sinn­voll wäre es nun, wenn die Poli­tik end­lich mal erken­nen wür­de, dass der Roh­stoff Holz eine aus­ge­zeich­ne­te CO2 Bilanz hat und sich her­vor­ra­gend als gesun­der Bau­stoff eig­net, wäh­rend die Abfall­pro­duk­te als CO2 neu­tra­ler Brenn­stoff zur Strom­erzeu­gung und zum Hei­zen genutzt wer­den kön­nen. Eine För­de­rung von Holz-Block­heiz­kraft­wer­ken in kom­mu­na­ler oder genos­sen­schaft­li­cher Trä­ger­schaft wäre ein Gebot der Stun­de, genau­so wie die För­de­rung des Bau­ens mit Holz anstatt des ener­gie­fres­sen­den Betons.

 

Mit etwas gesun­dem Men­schen­ver­stand ist das sicher alles nach­zu­voll­zie­hen, war­um pas­siert das nicht ? Auch das könn­te einen guten Bei­trag zur Ener­gie­wen­de brin­gen. Schaut man sich die Auf­sichts­rä­te und Vor­stän­de der Ener­gie­rie­sen, sowie ihre Lob­by­ver­bän­de an, wim­melt es da nur so von abge­half­ter­ten Poli­ti­kern. Deren Ein­fluss auf die der­zeit poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen ist immens, weil man­cher von denen sich auch auf einen Platz in die­sem kom­for­ta­blen poli­ti­schen Alten­teil freut. In der Forst­wirt­schaft und der Holz­in­dus­trie domi­nie­ren mit­tel­stän­di­sche Fami­li­en­un­ter­neh­men und die haben nun mal kei­nen Platz für die­ses Poli­ti­ker­prä­ka­ri­at. Aus der Poli­tik ist also kei­ne Hil­fe zu erwar­ten, aber was ist mit der Öffent­lich­keit, den kri­ti­schen Medi­en und den Frei­tags­de­mons­tran­ten ? Ver­ges­sen Sie es ein­fach und rich­ten Sie sich schon mal auf hohe Tem­pe­ra­tu­ren ein, ohne dass Sie noch ein schat­ti­ges Plätz­chen im Wald finden.

 

Ihr Nor­bert Schnellen

 

 

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