Stichwort der Woche : Biedermann und Brandstifter

 

Stichwort der Woch, von Norbert Schnellen…

win­ter­berg-total­lo­kal : Wie nennt man es, wenn ein Brand­stif­ter und ein paar Betrü­ger mit­ein­an­der Geschäf­te machen ? Rich­tig, Mer­co­sur-Abkom­men ! Obwohl sich inzwi­schen meh­re­re EU-Staa­ten gegen eine vor­schnel­le Rati­fi­zie­rung des Frei­han­dels­ab­kom­mens mit den von Bra­si­li­en geführ­ten Mer­co­sur-Staa­ten aus­spre­chen, ist die deut­sche Bun­des­re­gie­rung immer noch der Mei­nung, dass man die­ses wirt­schaft­lich so wich­ti­ge Abkom­men schnellst­mög­lich in tro­cke­ne Tücher packen soll und das, obwohl am Ama­zo­nas inzwi­schen die „Lun­ge der Welt“ brennt. Das Gan­ze hat unüber­seh­ba­ren Fol­gen für das wei­te­re Fort­be­stehen unse­rer Spe­zi­es. Hin­ter­grund des Abkom­mens ist ja, dass die deut­sche Auto­in­dus­trie im gro­ßen Stil ihre SUVs an die Latein­ame­ri­ka­ner ver­kau­fen will, denen der Schad­stoff­aus­stoß ihrer Fahr­zeu­ge völ­lig egal ist. Im Gegen­zug wer­den die euro­päi­schen Märk­te mit Soja für die Mas­sen­tier­hal­tung und Rind­fleisch aus Bra­si­li­en ver­sorgt. Eben dafür wird momen­tan der Regen­wald im gro­ßen Maße ver­nich­tet. Das Argu­ment der Ver­trags­be­für­wor­ter, dass sich Bra­si­li­en in dem Abkom­men zur Ein­hal­tung von Kli­ma­zie­len ver­pflich­tet zählt nicht, weil hier­für kei­ner­lei Kla­ge­mög­lich­kei­ten vor­ge­se­hen sind. Bevor man Geschäf­te mit dem Faschis­ten an der Spit­ze Bra­si­li­ens macht, soll­te man kurz in die eige­nen Geschichts­bü­cher schau­en. Beim soge­nann­ten Mün­che­ner Abkom­men waren sich die west­li­chen Demo­kra­tien auch sicher, dass sie Hit­ler damit im Griff hat­ten, wohin das dann geführt hat kann man in den fol­gen­den Kapi­teln lesen.

Seit Jair Bol­so­n­a­ro im Amt ist, wird der Ama­zo­nas-Regen­wald sys­te­ma­tisch gero­det. Der, in Bra­si­li­en ver­fas­sungs­mä­ßig garan­tier­te, beson­de­re Schutz der dort woh­nen­den indi­ge­nen Bevöl­ke­rung wird dabei rigo­ros aus­ge­he­belt. Mord und Ver­trei­bung sind an der Tages­ord­nung. Bol­so­n­a­ro, der von der bra­si­lia­ni­schen Agrar­lob­by getra­gen wird, will durch die Rodung des Regen­wal­des die wirt­schaft­li­che Situa­ti­on sei­nes Lan­des ver­bes­sern. Zugu­te kommt das vor allen Din­gen der herr­schen­den rei­chen Ober­schicht. Wir Euro­pä­er, vor allen Din­gen wir Deut­sche, zeich­nen uns hier­bei mal wie­der durch eine gewis­se Schein­hei­lig­keit aus. Mit sei­nem Vor­wurf des Kolo­nia­lis­mus hat Bol­so­n­a­ro hier sogar Recht. Wir möch­ten Waren aus aller Welt in unse­ren Super­markt­re­ga­len fin­den und das mög­lichst bil­lig. Im Gegen­zug möch­ten wir unse­re Waren expor­tie­ren und das zu mög­lichst hohen Prei­sen. Auf die­ser Art des Waren­ver­kehrs basiert unser Wohl­stand, schon lan­ge nicht mehr auf unse­rem Fleiß ! Im Grun­de genom­men zer­stört also nicht Herr Bol­so­n­a­ro die Lun­ge der Welt, son­dern wir. Deutsch­land hat seit vie­len Jah­ren von der glo­ba­li­sier­ten Welt­wirt­schaft beson­ders stark par­ti­zi­piert. Dabei war es uns völ­lig egal, wo die Roh­stof­fe und Pro­duk­te, wel­che wir impor­tier­ten, her kamen und unter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen sie gewon­nen oder her­ge­stellt wur­den. Auch die Umwelt­zer­stö­rung durch lan­ge Trans­port­we­ge stör­te uns nicht, Haupt­sa­che wir konn­ten alles zu jeder Zeit kon­su­mie­ren. Müs­sen wir uns jetzt von unse­rem gewohn­ten Lebens­stan­dard ver­ab­schie­den ? Ich glau­be wir soll­ten den bren­nen­den Regen­wald als eine letz­te War­nung ver­ste­hen. Wenn die Ent­wick­lung am Ama­zo­nas so wei­ter­geht, brau­chen wir und über Koh­le­aus­stieg und E‑Mobilität gar kei­ne Gedan­ken mehr zu machen.

Ihr Nor­bert Schnellen

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