Stichwort der Woche : „Mit Mut und Gottvertrauen“

Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal : Im Jahr 1144, also vor 875 Jah­ren, wur­de Mede­bach in einer Urkun­de des Köl­ner Erz­bi­schofs Arnold erst­mals urkund­lich erwähnt. Er beschreibt Mede­bach hier­in als eine „ansehn­li­che Stadt“ mit öffent­li­chem Markt unter Königs­bann, eige­ner Mün­ze, zahl­rei­chen Kauf­lä­den und Geschäf­ten. Er weih­te eine Kir­che und bestä­tig­te den Bür­gern ihre alten Rech­te. Mede­bach ist somit, nach Soest, die ältes­te Stadt im kur­köl­ni­schen Her­zog­tum West­fa­len. 21 Jah­re spä­ter, im Jahr 1165 bestä­tigt der Köl­ner Erz­bi­schof Rai­nald von Das­sel, Reichs­kanz­ler unter Kai­ser Fried­rich Bar­ba­ros­sa, der Stadt Mede­bach ihr eige­nes Recht. In die­sen Sta­tu­ten wur­de erst­mals ein deut­scher Han­del mit Russ­land erwähnt, die Stadt nahm damals eine füh­ren­de Stel­lung unter den west­fä­li­schen Han­se­städ­ten ein. 14 Jah­re spä­ter, im Jahr 1179, kam der ers­te „Nacken­schlag“: Trup­pen Hein­richs des Löwen nah­men im Zuge der Feh­de mit Fried­rich Bar­ba­ros­sa die Stadt ein und zer­stör­ten sie kom­plett. Es dau­er­te eini­ge Jahr­zehn­te bis sich Mede­bach hier­von erholt hat­te. In der Zwi­schen­zeit über­nah­men ande­re, inzwi­schen neu gegrün­de­te Städ­te, wich­ti­ge Han­dels­po­si­tio­nen, die zuvor die Mede­ba­cher besetzt hat­ten. Ab der zwei­ten Hälf­te des 13. Jahr­hun­derts und im 14. Jahr­hun­dert konn­te die Stadt jedoch wie­der an ihre frü­he­re Bedeu­tung auf­schlie­ßen. Mede­ba­cher Bür­ger nah­men wich­ti­ge Ämter in Lübeck und in den bedeu­ten­den bal­ti­schen Han­se­städ­ten ein. Nach dem Nie­der­gang der Han­se blieb die Stadt, als Gerichts- und Ver­wal­tungs­mit­tel­punkt, ein wich­ti­ger Fak­tor in der Regi­on. Der 30-jäh­ri­ge Krieg jedoch brach­te der Stadt Tod und Ver­der­ben. Von der tota­len Zer­stö­rung der Stadt, den hohen Kos­ten des Krie­ges und der Dezi­mie­rung der Bevöl­ke­rung durch die Pest hat sich die einst blü­hen­de Han­se­stadt nie wie­der rich­tig erholt. In den fol­gen­den Jahr­hun­der­ten ver­lor sie auch nach und nach ihre regio­na­le Bedeu­tung. Der Stadt­brand im Jahr 1844, die größ­te Brand­ka­ta­stro­phe in West­deutsch­land im 19. Jahr­hun­dert, die Abwan­de­rung vie­ler jun­ger Men­schen und eine schlech­te Ver­kehrs­an­bin­dung zu Beginn der Indus­tria­li­sie­rung brach­ten die Stadt oft an den Rand ihrer Exis­tenz. In der zwei­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts ver­bes­ser­te sich die Situa­ti­on und die Ansied­lung des Cen­ter Parc und eini­ger Indus­trie­be­trie­be, die heu­te als „Glo­bal Play­er“ wie­der auf Han­se­ni­veau spie­len, geben Hoff­nung auf eine sta­bi­le Zukunft.

Was kön­nen die heu­ti­gen Mede­ba­cher aus die­ser wech­sel­vol­len Geschich­te ler­nen ? Seit der Zer­stö­rung im Jahr 1179 zeich­ne­ten sich ihre Vor­fah­ren immer wie­der dadurch aus, dass sie sich und ihre Stadt nicht auf­ga­ben. Mit Mut und Gott­ver­trau­en bau­ten sie Ihre Hei­mat immer wie­der aufs Neue auf. Selbst nach den Schre­cken des 30-jäh­ri­gen Krie­ges und den schwe­ren Brand­ka­ta­stro­phen zer­flos­sen sie nicht in Selbst­mit­leid son­dern krem­pel­ten die Ärmel hoch und gin­gen ernst­haft, aber auch mit einer Pri­se Humor, an die Arbeit. Sie hat­ten auch recht bald gemerkt, dass jeder Auf­bau nur als Gemein­schafts­leis­tung zu bewerk­stel­li­gen ist und der Zusam­men­halt der Gemein­schaft wur­de auch durch gemein­sa­mes fei­ern immer aufs Neue geför­dert. So soll­ten auch die (vie­len) Fei­ern im 875. Jubi­lä­ums­jahr zur Stär­kung der Gemein­schaft bei­tra­gen, damit man anschlie­ßend wie­der die Ärmel hoch­krem­peln und gemein­sam an der Zukunft der Han­se­stadt Mede­bach arbei­ten kann.

Ihr Nor­bert Schnellen

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