Die Welt zu Gast im Sauerland

Die Folgen des Klimawandels stellen mit ihren Hitzewellen, Trockenheit und Stürmen in jüngerer Zeit eine reale Gefahr für unseren Wald im Sauerland dar.

win­ter­berg-Total­lo­kal : Der dadurch ent­ste­hen­de ver­mehr­te Schäd­lings­be­fall und auch ver­lang­sam­ter Wuchs sind Her­aus­for­de­run­gen, auf die Förs­ter und auch pri­va­te Wald­be­sit­zer umge­hend reagie­ren müs­sen, denn der Kli­ma­wan­del bedroht die gesam­te kom­ple­xe Bio­di­ver­si­tät unse­res Lebens­rau­mes und Öko­sys­tems Wald. Um die­sen Ver­än­de­run­gen ent­ge­gen­zu­tre­ten kommt in die­sen Tagen Unter­stüt­zung von 15 Jugend­li­chen aus zehn Natio­nen, die momen­tan in der Küs­tel­ber­ger Schüt­zen­hal­le ein inter­na­tio­na­les Jugend­work-Camp ein­ge­rich­tet haben. Sie sind für drei Wochen zu Besuch in den Alt­kreis­städ­ten  Mede­bach, Hal­len­berg sowie Win­ter­berg und arbei­ten ehren­amt­lich an ver­schie­dens­ten Pro­jek­ten zum The­ma Umwelt- und Naturschutz.

Das LEA­DER-Pro­jekt wird durch die Stadt Mede­bach als Trä­ger unter Betei­li­gung von  Wald und Holz NRW, Natur­park Sau­er­land Rot­h­aar­ge­bir­ge, Rot­haar­steig­ver­ein,  Ver­kehrs­ver­ein Düding­hau­sen sowie der Natur­park­schu­le Hal­len­berg durch­ge­führt. Im Vor­der­grund steht natür­lich nicht nur die Arbeit, son­dern vor allen Din­gen auch das Ken­nen­ler­nen ande­rer Län­der und Kul­tu­ren. So haben zum Bei­spiel jeweils zwei Camp-Teil­neh­mer abwech­selnd Küchen­dienst und ver­wöh­nen ihre Kol­le­gen nach der anstren­gen­den Arbeit mit ihren lan­des­ty­pi­schen Gerich­ten. An ihrem ers­ten Wochen­en­de besuch­ten sie zudem den Köl­ner Dom und das Dei­fel­der Schüt­zen­fest, um Land und Leu­te bes­ser kennenzulernen.

Die Jugend­li­chen aus der Tür­kei, Ser­bi­en, Litau­en, Spa­ni­en, Ita­li­en, Deutsch­land, Schwe­den, Frank­reich und sogar Mexi­ko und Hong­kong sind zwi­schen 16 und 23 Jah­ren alt und zum Teil zum ers­ten Mal in einem frem­den Land. Man­che sind aber auch “Wie­der­ho­lungs­tä­ter“. Vom Sau­er­land hat­ten sie bis jetzt alle noch nichts gehört, füh­len sich aber sehr wohl hier. Nach einem ers­ten Ken­nen­ler­nen ging es auch sofort los.

Gar­ten- und Land­schafts­gärt­ne­rin Bet­ti­na Gräf, die das Pro­jekt Pas­to­ren­gar­ten in Düding­hau­sen in der ers­ten Woche ehren­amt­lich beglei­te­te, ist begeis­tert vom Ein­satz der Jugend­li­chen. Auf­ga­be in Düding­hau­sen war es, den alten Bau­ern­gar­ten von Wil­li Lich­te hin­ter der Dreg­ge­sto­be in einen behin­der­ten­ge­rech­ten Schul- und Muse­ums­gar­ten zu ver­wan­deln. Die Jugend­li­chen beton­ten, das sie beim Errich­ten des Muse­ums­gar­ten abends stolz auf ihr Tages­werk gewe­sen sei­en und auch viel gelernt hät­ten, wie zum Bei­spiel das Fixie­ren von Sei­len ohne Kno­ten bei der Gar­ten­pla­nung, Wis­sens­wer­tes über die Pho­to­syn­the­se und im Sau­er­land nicht weni­ger wich­tig : Das Öff­nen einer Fla­sche mit einem Zoll­stock, wenn kein Öff­ner zur Hand ist.

Nach dem Gar­ten­pro­jekt in Düding­hau­sen stand das Ent­kus­seln der Hei­de am Kah­len Asten auf dem Pro­gramm. Unter Ent­kus­seln ver­steht man die Besei­ti­gung jun­ger Gehöl­ze, soge­nann­ter Kus­seln, von Hei­de­flä­chen. Die­se Arbeit über­nah­men frü­her die Tie­re, die zur Mast auf die Hei­de geschickt wur­den, heu­te jedoch immer sel­te­ner wer­den und des­halb das Abfres­sen uner­wünsch­ten Gehöl­ze nicht mehr schaf­fen. Die Camp-Teil­neh­mer erklär­ten, dass die­se Arbeit nicht zu unter­schät­zen sei. Es sei sehr heiß in dem frei­en Gelän­de gewe­sen und die Hei­de hät­te ihre Bei­ne ziem­lich zerkratzt.

Außer­dem unter­stüt­zen die Jugend­li­chen die Sau­er­län­der im Kampf gegen den Bor­ken­kä­fer, der sich seit letz­tem Jahr so stark wie in den letz­ten Jahr­zehn­ten nicht mehr  ver­mehrt hat. Sie pack­ten befal­le­ne Bäu­me und Tot­holz in Plas­tik­fo­lie ein, um ein Abwan­dern leben­der Käfer zu ver­hin­dern und ver­blie­be­ne Käfer abster­ben zu lassen.

Bis zum 20. Juli ste­hen noch vie­le Natur­schutz­maß­nah­men zur Anpas­sung an den Kli­ma­wan­del wie die Pfle­ge von Wan­der­we­gen und ein wei­te­res Insek­ten­ho­tel in der Natur­park­schu­le Hal­len­berg auf dem Pro­gramm. Das Wan­der­mo­bi­li­ar am Rot­haar­steig wird gepflegt und Was­ser­bio­to­pe im Elpe­tal gebaut. Außer­dem sol­len Ansitz­bö­cke und Hor­den­gat­ter am Forst­haus Kal­ten­scheidt errich­tet werden.

Mede­bachs Bür­ger­meis­ter Tho­mas Gro­sche bedank­te sich für den Ein­satz der Jugend­li­chen und lob­te deren Arbeit. Auch Chris­toph Hes­ter vom Natur­park lob­te die „Top Moti­va­ti­on“ und die gute Lau­ne der Teil­neh­mer. Gera­de die Kom­bi­na­ti­on aus Ler­nen und Arbei­ten, aber auch gemein­sa­mer Frei­zeit wird die Wochen im Jugend­work-Camp für alle wohl zu einem unver­ges­se­nen Erleb­nis machen. Beson­ders die Schüt­zen­fest­kul­tur wird wohl an den nächs­ten Wochen­en­den noch­mals genau­er unter­sucht, denn die hat­te eini­ge Teil­neh­mer doch sehr verwundert.

Quel­le : Clau­dia Pape

 

 

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