170 Gäste ! Gelungene Première des Bürgerdialogs in der Stadthalle Winterberg

winterberg-Totallokal : Konkrete Infos, Fragen und Anregungen zu den Themen Verkehr, Wohnen und „Wer verdient am Tourismus?“ prägen den Abend / Digitales Format

win­ter­berg-total­lo­kal : Wenn die Stüh­le nicht aus­rei­chen, ist dies bei öffent­li­chen Dis­kus­si­ons-Ver­an­stal­tun­gen meist ein gutes Zei­chen dafür, die rich­ti­gen The­men gesetzt zu haben. Bei der Pre­miè­re des Bür­ger­dia­logs, zu dem Tou­ris­mus-Direk­tor Micha­el Beck­mann am Mitt­woch­abend in die Stadt­hal­le im Over­sum ein­ge­la­den hat­te, reich­ten die Stüh­le nicht. Rund 170 Bür­ge­rin­nen und Bür­ger waren gekom­men, um sich über die The­men Ver­kehr, Woh­nen und „Wer ver­dient am Tou­ris­mus?“ zu infor­mie­ren sowie rege zu dis­ku­tie­ren. Das For­mat aus direk­ter Debat­te, kom­bi­niert mit digi­ta­len Ele­men­ten wie einen Online-Live-Chat hat gegrif­fen. Der Abend war nicht nur geprägt durch geball­te Infor­ma­ti­on mit Zah­len und Fak­ten, auch die Gäs­te brach­ten sich ent­we­der über den Chat oder direkt am Mikro­fon kon­struk­tiv ein oder fixier­ten ihre Ideen und Mei­nun­gen an drei The­men-Tafeln direkt am Ort des Gesche­hens. Und der Bür­ger­dia­log war am Mitt­woch um 21 Uhr mit den Abschluss­wor­ten von Mode­ra­tor und Wirt­schafts­för­de­rer Win­fried Borg­mann nicht been­det. Im Gegen­teil, über die sozia­len Netz­wer­ke Face­book und Insta­gram der Feri­en­re­gi­on Win­ter­berg wird flei­ßig wei­ter kom­mu­ni­ziert, ange­regt und infor­miert. Nach­hal­tig­keit ist das Stich­wort, im Gespräch blei­ben die Devi­se. Des­halb wird es im Novem­ber auch eine Neu­auf­la­ge die­ses For­mats geben.

Micha­el Beck­mann : „Bin sehr zufrie­den mit der Première!“

„Ich bin sehr zufrie­den mit der Pre­miè­re. Es war schon ein Expe­ri­ment, die­sen Bür­ger­dia­log anders und digi­ta­ler zu gestal­ten. Der kurz­wei­li­ge Abend mit vie­len guten Anre­gun­gen und Fra­gen sowie auch die Reak­tio­nen in unse­ren sozia­len Netz­wer­ken zei­gen, dass wir mit die­sem For­mat nicht nur auf einem rich­ti­gen Weg sind, son­dern über die­sen Dia­log neue Wege öff­nen, Her­aus­for­de­run­gen gemein­sam mit den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern anzu­ge­hen und zu meis­tern“, so Micha­el Beck­mann einen Tag nach dem Bürgerdialog.

Kurz, knapp und alles ande­re als ober­fläch­lich kam zunächst das The­ma „Ver­kehr“ auf den Tisch. Ange­regt durch vie­le Dis­kus­sio­nen bei Face­book ins­be­son­de­re an den Win­ter­sport-Wochen­en­den war es Ord­nungs­amts­lei­ter Joa­chim Sög­trop, der kurz skiz­zier­te, mit wel­chen Maß­nah­men die Stadt ver­sucht, das hohe Ver­kehrs­auf­kom­men an sol­chen Wochen­en­den zu len­ken und zu ent­las­ten. Sög­trop und Beck­mann mach­ten aber auch klar, dass nicht alle guten Ansät­ze wie ein Ver­kehrs­leit­sys­tem mit einer spe­zi­el­len Beschil­de­rung auf­grund gesetz­li­cher Bestim­mun­gen umsetz­bar sei­en. Der Vor­schlag, mehr Poli­zei an die­sen Wochen­en­den ein­zu­set­zen, stieß auf viel Zustim­mung. Sög­trop ver­wies in die­sem Zusam­men­hang aller­dings auf die enge per­so­nel­le Aus­stat­tung der Poli­zei, wer­de den Vor­schlag aller­dings noch ein­mal mit den zustän­di­gen Stel­len abstim­men. Beck­mann setzt auch auf ein umfang­rei­che­res Bahn-Ange­bot, um mehr Gäs­te auf der Schie­ne nach Win­ter­berg zu brin­gen. Dar­über hin­aus sei­en auch alter­na­ti­ve Anfahrts-Wege, die nicht über die B 480 füh­ren, ein The­ma. Die­se Rou­ten müss­ten aber mit den betrof­fe­nen Städ­ten und Gemein­den abge­stimmt sein, da hier ein Gesamt­kon­zept erfor­der­lich sei. Nur wenn alle Betei­lig­ten von den umlie­gen­den Kom­mu­nen bis hin zu den ver­ant­wort­li­chen Stra­ßen­bau­be­hör­den bei Bund und Land hier­für grü­nes Licht gäben, sei dies umsetz­bar. Ein durch die Stadt Win­ter­berg beauf­trag­tes Büro zur Bewer­tung der Ver­kehrs­si­tua­ti­on geht davon aus, dass dies ein lang­wie­ri­ger Pro­zess sei, der kurz­fris­tig auf­grund der Viel­zahl der unter­schied­li­chen Betei­lig­ten nicht zu Ent­las­tun­gen füh­ren wür­de. Ein Pro­blem sei­en auch die Navi­ga­ti­ons­ge­rä­te, die eine sinn­vol­le Ver­kehrs­len­kung behin­dern. „Wenn wir nach links aus­schil­dern auf eine alter­na­ti­ve Rou­te, sagt das Navi aber nach rechts und alle fol­gen der Stim­me in den Stau“, so Beck­mann. Das Ver­kehrs-Pro­blem an Win­ter­sport-Wochen­en­den sei aller­dings nicht nur in Win­ter­berg The­ma. „Alle Win­ter­sport-Desti­na­ti­on ken­nen die­se Pro­ble­ma­tik“, so der Tourismus-Chef.

Dort leben, wo es eine gute Infra­struk­tur gibt

Gibt es zu vie­le Feri­en­woh­nun­gen in Win­ter­berg und ein zu gerin­ges Ange­bot an bezahl­ba­ren Miet­woh­nun­gen ? Auch beim The­ma „Woh­nen“ war zunächst ein Exper­te gefragt. Chris­ti­an Hoeft, Immo­bi­li­en­ex­per­te der Spar­kas­se Hoch­sauer­land, schil­der­te die aktu­el­le Woh­nungs­si­tua­ti­on aus sei­ner Sicht. So gebe es in der Tat in den Städ­ten und Orten mit guter Infra­struk­tur mehr Nach­fra­ge als Ange­bot. Dies sei aber kein spe­zi­fi­sches Win­ter­berg-Pro­blem, son­dern betref­fe zur­zeit alle Städ­te. Die Men­schen wol­len dort woh­nen, wo sie Arbeit und eine gute Infra­struk­tur vor der Haus­tür haben, so die Quint­essenz. Dass es mitt­ler­wei­le zu vie­le Feri­en­woh­nun­gen gibt, auf Kos­ten von Miet­woh­nun­gen, war brei­ter Kon­sens im Ple­num. Dies hat auch der Stadt­rat erkannt und bereits einem wei­te­ren Fewo-Pro­jek­ten in der Kern­stadt eine Absa­ge erteilt, da dies bei die­sem Pro­jekt, anders wie bei dem Claa­sen-Grund­stück, recht­lich mög­lich war.

Auch für Micha­el Beck­mann ist das aktu­el­le Ange­bot mit 600 gemel­de­ten Feri­en­woh­nun­gen und rund 2000 Zweit­woh­nun­gen am Limit. Er beton­te erneut, dass die Win­ter­berg Tou­ris­tik und Wirt­schaft auch künf­tig kon­trol­lie­ren wer­de, wer sei­ner Kur­bei­trags­pflicht als Feri­en­woh­nungs­ver­mie­ter nach­kom­me. „Da geht es auch um Gerech­tig­keit. 90 Pro­zent unse­rer Gast­ge­ber füh­ren den Kur­bei­trag ord­nungs­ge­mäß ab. Wir wer­den genau prü­fen, wer eine Woh­nung inof­fi­zi­ell als Feri­en­woh­nung zum Bei­spiel über die Platt­form Airbnb ver­mie­tet und nicht mel­det. In sol­chen Fäl­len kann es sehr teu­er wer­den“, so Beck­mann wei­ter. Es sei wich­tig, Maß­nah­men zu ent­wi­ckeln, um das Ange­bot an Feri­en­woh­nun­gen und bezahl­ba­ren Miet­woh­nun­gen in ein gesun­des Ver­hält­nis zu set­zen. Die Mei­nung des Ple­nums war, dass dies wich­tig sei, um die Lebens­qua­li­tät der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger zu sichern.

Tou­ris­ti­scher Erfolg hilft allen Branchen

Das The­ma Infra­struk­tur war auch ein wich­ti­ger Bestand­teil des fina­len Punk­tes : „Wer ver­dient am Tou­ris­mus?“ Wer eine ein­fa­che Ant­wort möch­te : Im Prin­zip alle in Win­ter­berg. Dies zeig­te der eigens erstell­te Wirt­schafts­kreis­lauf. Schließ­lich kommt der Tou­ris­mus mit rund 210 Mil­lio­nen Euro Umsatz im Jahr nicht nur den Lift­be­trei­bern, Hote­liers und Gas­tro­no­men zugu­te, auch der Ein­zel­han­del und das Hand­werk pro­fi­tie­ren  von Auf­trä­gen aus der unmit­tel­ba­ren Tou­ris­mus-Bran­che. „Der Tou­ris­mus ist zudem ein wesent­li­cher Ein­nah­me­fak­tor der Stadt Win­ter­berg. Und die Stadt wie­der­um inves­tiert mit die­sen Steu­er­ein­nah­men in die Infra­struk­tur, in Schu­len etc. Da schließt sich der Kreis“, so Beck­mann. Mit weit über einer Mil­li­on Über­nach­tun­gen im Jahr gehe es in der Feri­en­re­gi­on nicht mehr dar­um, die Gäs­te­zahl wei­ter zu stei­gern, son­dern die Wert­schöp­fung pro Gast durch ein qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ges Ange­bot zu erhö­hen. Wie das funk­tio­niert, erläu­ter­te die für das Tou­ris­mus­kon­zept zustän­di­ge Pro­jekt­ma­na­ge­rin Pau­la Gern­holt am Bei­spiel des E‑Bike-Mark­tes. In dem Bereich wer­de wis­sen­schaft­lich fun­diert und mit Zah­len belegt erfolg­rei­ches Mar­ke­ting betrie­ben. Dies gel­te auch für die ande­ren Schwer­punk­te Fami­li­en­ur­laub, Wan­dern und Natur­sport. „Die Mar­ke Win­ter­berg steht für das Moder­ne und Jun­ge“, so Pau­la Gern­holt. Dar­auf wer­de auch in Zukunft gesetzt. Dass letzt­lich auch die Ein­woh­ner pro­fi­tie­ren, zeigt sich am durch­schnitt­li­chen, frei ver­füg­ba­ren Ein­kom­men jähr­lich von 22.4000 Euro pro Kopf in Win­ter­berg. Dies sei z. B. mitt­ler­wei­le höher als in Brilon.

Offe­nen Fra­gen wer­den online beant­wor­tet / Dis­kus­si­on geht weiter

Unter dem Strich wur­den vie­le Fra­gen der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger direkt beim zwei­stün­di­gen Bür­ger­dia­log beant­wor­tet und Anre­gun­gen auf­ge­nom­men. „Fra­gen, die nicht sofort geklärt wer­den konn­ten, wer­den unse­re Fach­leu­te auf­neh­men und beant­wor­ten. Wir stel­len die Fak­ten dann zeit­nah online zur Ver­fü­gung“, betont der Geschäfts­füh­rer der Win­ter­berg und Tou­ris­tik GmbH. Es sei wich­tig, den Dia­log über die­se drei bren­nen­den The­men auch über den Abend hin­aus zu pfle­gen. „Wir blei­ben auf jeden Fall am Ball, sind sehr dank­bar für alle Fra­gen, Ideen und Anre­gun­gen und hof­fen auf einen regen Aus­tausch auch künf­tig, um gemein­sam mit den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern die Her­aus­for­de­run­gen zum Woh­le aller zu meistern.“

Wer sich betei­li­gen und infor­mie­ren möch­te online, hat eini­ge Platt­for­men zur Ver­fü­gung. Bei Face­book geht dies ins­be­son­de­re über die Grup­pen „Win­ter­ber­ger Stadt­er­leb­nis“ sowie „Du bist Win­ter­ber­ger, wenn…“ Zudem wird in Kür­ze die Web­sei­te www​.buer​ger​dia​log​-win​ter​berg​.de frei­ge­schal­tet, um die Dis­kus­si­on auch lang­fris­tig fort­set­zen zu kön­nen. Bei Insta­gram und Face­book ist auch Micha­el Beck­mann selbst aktiv und freut sich über Nach­rich­ten und Kommentare.

Info-Box : Zah­len und Fakten

• 65 Pro­zent aller Win­ter­ber­ger pro­fi­tie­ren mit­tel- oder unmit­tel­bar vom Tourismus ;

• 210 Mil­lio­nen Euro Brut­to-Umsatz erwirt­schaf­tet der Tou­ris­mus im Jahr ;

• 1,5 Mil­lio­nen Über­nach­tun­gen und 1,5 Mil­lio­nen Tages­gäs­te ver­zeich­net die Ferienregion ;

• Offi­zi­ell gibt es 600 Feri­en­woh­nun­gen und rund 2000 Zweitwohnungen ;

• Die Zahl der Über­nach­tun­gen ist in den ver­gan­ge­nen 10 Jah­ren um 41 Pro­zent gestiegen ;

• Der bür­ger­dia­log wird fort­ge­setzt in den sozia­len Netz­wer­ken sowie zeit­nah auch unter www​.buer​ger​dia​log​-win​ter​berg​.de ;

• Im Novem­ber 2019 wird es einen zwei­ten Bür­ger­dia­log geben.

Quel­le : Ralf Her­mann, Text Zeit

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