Hochsauerlandkreis : 7.100 Beschäftigte in Hotels und Gaststätten

Winterberg-Totallokal : Sauerland kam im vergangenen Jahr auf 6,8 Millionen Gäste-Übernachtungen

win­ter­berg-total­lo­kal : Tou­ris­ten zieht es in hei­mi­sche Bet­ten : Das Sau­er­land ver­zeich­ne­te im ver­gan­ge­nen Jahr 6,8 Mil­lio­nen Über­nach­tun­gen von Gäs­ten aus dem In- und Aus­land. Das sind 14 Pro­zent mehr als noch vor zehn Jah­ren. Das teilt die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG) mit. Die NGG Süd­west­fa­len beruft sich dabei auf Anga­ben des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes, das die Beher­ber­gungs­zah­len der deut­schen Rei­se­ge­bie­te aus­ge­wer­tet hat. NGG-Geschäfts­füh­re­rin Isa­bell Mura spricht von einer „star­ken Bilanz – die jedoch nur mit dem star­ken Enga­ge­ment der Beschäf­tig­ten über­haupt mög­lich ist“. 

Allein im Hoch­sauer­land­kreis beschäf­tigt das Gast­ge­wer­be nach Anga­ben der Arbeits­agen­tur rund 7.100 Men­schen. „Aller­dings feh­len hier zuneh­mend Fach­kräf­te – auch, weil die Bran­che ein wasch­ech­tes Image-Pro­blem hat“, ist Mura über­zeugt. Ein Haupt­grund : immer extre­me­re Arbeits­zei­ten. Zwar gehö­re das Arbei­ten am Abend oder am Sonn­tag für Hotel­fach­leu­te und Kell­ner fest zum Job. „Aber in den ver­gan­ge­nen Jah­ren sind die Schich­ten deut­lich län­ger und die Erho­lungs­zei­ten kür­zer gewor­den. Das macht nicht jeder ewig mit“, so die Geschäfts­füh­re­rin der NGG-Regi­on Südwestfalen.

Mura kri­ti­siert ins­be­son­de­re die For­de­run­gen von Unter­neh­mern, das Arbeits­zeit­ge­setz zu lockern. „Geht es nach dem Deut­schen Hotel- und Gast­stät­ten­ver­band (Deho­ga), dann sol­len 13-Stun­den-Arbeits­ta­ge bald zum Nor­mal­fall wer­den. Aber hier steht die Gesund­heit der Beschäf­tig­ten auf dem Spiel. Nicht umsonst gibt es gesetz­li­che Gren­zen“, so Mura. Das Arbeits­zeit­ge­setz schreibt eine Regel­ar­beits­zeit von acht Stun­den täg­lich vor. In Aus­nah­me­fäl­len kann sie auf zehn Stun­den aus­ge­dehnt werden.

Nach einer Stu­die der Bun­des­an­stalt für Arbeits­schutz und Arbeits­me­di­zin steigt das Unfall­ri­si­ko nach der ach­ten Arbeits­stun­de expo­nen­ti­ell an. Und wer oft im Schicht­dienst arbei­tet, der hat ein erhöh­tes Risi­ko, am Her­zen oder an Dia­be­tes zu erkranken.

„Die guten Über­nach­tungs­zah­len und stei­gen­de Umsät­ze zei­gen, wie groß der Ein­satz der Beschäf­tig­ten in der Gas­tro­no­mie und Hotel­le­rie ist“, sagt Mura. Im Hoch­sauer­land­kreis arbei­te­ten gera­de gelern­te Fach­kräf­te „längst am Limit“. Die dür­fe man nicht mit „Hor­ror-Arbeits­zei­ten“ ver­prel­len. Schon jetzt fal­le es der Bran­che schwer genug, Schul­ab­gän­ger für eine Aus­bil­dung zu gewinnen.

Die NGG warnt davor, das Gast­ge­wer­be zum „Vor­rei­ter für aus­ufern­de Arbeits­zei­ten“ zu machen. Bei einer aktu­el­len Bran­chen­um­fra­ge der Gewerk­schaft gaben 81 Pro­zent der Befrag­ten an, ihre Arbeits­be­las­tung habe in den letz­ten Jah­ren zuge­nom­men. Fast jeder Zwei­te muss dem­nach in der Frei­zeit für den Betrieb einspringen.

Dabei betref­fen unge­wöhn­li­che Arbeits­zei­ten auch vie­le ande­re Wirt­schafts­be­rei­che. Bun­des­weit arbei­tet mitt­ler­wei­le jeder vier­te Beschäf­tig­te regel­mä­ßig am Wochen­en­de, so der aktu­el­le Mikro­zen­sus. Das sind rund neun Mil­lio­nen Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer – und 700.000 mehr als noch im Jahr 2010. In der Hotel­le­rie und Gas­tro­no­mie liegt die Quo­te der Wochen­end­ar­bei­ter sogar bei 86 Pro­zent, hat die Bun­des­an­stalt für Arbeits­schutz und Arbeits­me­di­zin ermit­telt. Hin­zu kom­me die Arbeit auf Abruf, von der im Gast­ge­wer­be jeder Vier­te betrof­fen ist. „Wenn der Chef per Whats­App in letz­ter Sekun­de die Diens­te ver­teilt, dann kön­nen Beschäf­tig­te ihren All­tag kaum pla­nen“, kri­ti­siert Mura.

Statt län­ge­re Arbeits­zei­ten zu for­dern, soll­ten Hote­liers und Gas­tro­no­men die Bran­che attrak­ti­ver machen : „Das fängt bei einer guten Aus­bil­dungs­qua­li­tät an und reicht bis zur Bezah­lung nach Tarif­ver­trag. Und wenn das Per­so­nal Spaß an der Arbeit hat, dann kom­men die Gäs­te auch gern wieder.“

 

Quel­le : Isa­bell MuraGeschäfts­füh­re­rin der NGG-Regi­on Südwestfalen

 

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