Stichwort der Woche : „Unwichtige Meldung“

Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen…

win­ter­berg-total­lo­kal : In der ver­gan­ge­nen Woche ver­öf­fent­lich­te der WWF, zusam­men mit der Zoo­lo­gi­cal Socie­ty of Lon­don, einen Bericht über den Rück­gang der Popu­la­ti­on von Wir­bel­tie­ren in den ver­gan­ge­nen 40 Jah­ren. Um mehr als 60 Pro­zent haben die Men­schen in die­sem rela­tiv kur­zen Zeit­raum die Zahl ihrer Mit­le­be­we­sen auf die­sem Pla­ne­ten dezi­miert. Das allein ist ein Skan­dal und die Ver­öf­fent­li­chung soll­te als Weck­ruf für die Mensch­heit ver­stan­den wer­den, jetzt noch mal das Ruder rum­zu­rei­ßen und durch eine tota­le Umstel­lung der Lebens­ge­wohn­hei­ten den vor­aus­seh­ba­ren Exodus der Erde zu ver­hin­dern. Der zwei­te Skan­dal war die Behand­lung die­ser Nach­richt in unse­ren Medi­en. Die Haupt­nach­rich­ten­sen­dun­gen des deut­schen Fern­se­hens wid­me­ten die­ser Mel­dung mal gera­de 15 Sekun­den Sen­de­zeit und auch in den gro­ßen Tages­zei­tun­gen fand man sie ver­steckt unter der Rubrik „Wis­sen­schaft“ oder „Ver­misch­tes“. Natür­lich waren die Schlag­zei­len über den poli­ti­schen Rück­zug der Kanz­le­rin und der Dis­kus­si­on über ihre Nach­fol­ge, viel, viel wich­ti­ger. Auch die Ergeb­nis­se der Pokal­spie­le und das Jubi­lie­ren über gesun­ke­ne Arbeits­lo­sen­zah­len haben natür­lich einen abso­lu­ten Vor­rang vor irgend­wel­chen Nega­tiv­mel­dun­gen, die sich im End­ef­fekt auch noch kon­junk­tur- und wachs­tums­hem­mend aus­wir­ken könn­ten. Dabei ist es den Orang-Utans in Bor­neo voll­kom­men gleich­gül­tig ob in Ber­lin künf­tig AKK oder Fried­rich Merz regie­ren wer­den. Bis die Men­schen mal dahin­ter­kom­men, dass eine sol­che Mel­dung im End­ef­fekt auch über den Fort­be­stand der mensch­li­chen Ras­se ent­schei­det, sind die Orang-Utans schon längst von der Bild­flä­che verschwunden.

Mit dem Nach­las­sen der dies­jäh­ri­gen Som­mer­hit­ze und der außer­ge­wöhn­li­chen Tro­cken­heit ist anschei­nend auch das öffent­li­che Inter­es­se an der Umwelt­po­li­tik wie­der erkal­tet. Wir spü­ren die Aus­wir­kun­gen unse­res Han­delns nicht mehr direkt und kön­nen daher unge­hin­dert so wei­ter­ma­chen wie bis­her. Das Nach­den­ken dar­über, ob wir mit einem Res­sour­cen­ver­brauch von über 170 Pro­zent, dabei sind die Erde in abseh­ba­rer Zeit völ­lig unbe­wohn­bar zu machen, weicht irgend­wel­chen kurz­fris­ti­gen poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Über­le­gun­gen. Für unser stän­di­ges Wirt­schafts­wachs­tum ver­sie­geln wir wei­ter­hin jeden Tag eine Flä­che von über 50 Hekt­ar Land – und das allei­ne in Deutsch­land ! Wenn wir so unbe­grenzt wei­ter­ma­chen, gibt es hier schon in 50 Jah­ren kei­ne Wäl­der und Fel­der mehr. Hin­zu kommt die Zer­stö­run­gen von Lebens­räu­men in vie­len ande­ren Gegen­den der Welt, die nur zur Erzeu­gung von Kon­sum­gü­tern für den deut­schen Markt benö­tigt wer­den. Natür­lich ist auch das welt­wei­te Bevöl­ke­rungs­wachs­tum eine Ursa­che für das Ver­schwin­den der Lebens­räu­me für vie­le Tier­ar­ten, der Haupt­grund bleibt aber nach wie vor der Lebens­stil der Indus­trie­staa­ten und das Kopie­ren die­ses Lebens­stils in den Schwel­len­län­dern Asi­ens und Süd­ame­ri­kas. Wie­der mal zu viel Öko­pes­si­mis­mus ? Gut, dann ver­ges­sen Sie die­sen Text schnell wie­der und wen­den sich den wirk­lich wich­ti­gen Din­gen des Lebens zu. Ihre Kin­der und Enkel wer­den es Ihnen danken.

Ihr Nor­bert Schnellen

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