Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen
winterberg-totallokal : 340 Millionen Euro Dürrehilfe sollen die deutschen Landwirte für die Ernteausfälle in diesem Sommer erhalten. Das sind rein rechnerisch für jeden Bundesbürger 4,25 Euro, also der Preis für 1 Kilo Grillsteaks beim Diskounter. Das lässt sich wohl verschmerzen, oder ? Was fangen die betroffenen Landwirte mit diesem unerwarteten Reichtum an ? Natürlich kaufen sie Futter für ihre Tiere. Dieses Futter stammt dann vermutlich aus dem Ausland, wo es unter klimaschädlichen Bedingungen produziert wird. Der weite Transport belastet die Umwelt auch wieder mit CO2, das eigentliche Problem wird damit also nicht gelöst, sondern noch verstärkt.
6,5 Milliarden Euro EU-Agrarsubventionen werden jährlich an die deutschen Landwirte verteilt. Das kostet jeden Bürger schon ein bisschen mehr als ein Kilo Grillsteaks. Beträge in dieser Größenordnung könnten natürlich dazu verwendet werden, die Landwirtschaft komplett umzustrukturieren um sie für den Klimawandel zu rüsten und gleichzeitig die von der Landwirtschaft verursachten CO2 Belastungen zu reduzieren. Gerade jetzt wird darüber in Brüssel verhandelt, doch ausgerechnet die deutsche Seite möchte an der Auszahlung nach Fläche festhalten. Das bedeutet : Wer viel hat, kriegt auch viel, egal wie nachhaltig er wirtschaftet. So erstaunt es nicht, dass zu den größten Subventionsempfängern nicht Greiten Fritz aus Madfeld oder Dengels Jupp aus Mollseifen gehören, sondern das „Who is Who“ der deutschen Wirtschaft. Daher weht also der Wind, es sind gar nicht die „bösen Bauern“, die mit ihrer Lobbyarbeit die Politik beeinflussen, sondern das Kapital. Wer hätte das gedacht ?
Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft benötigten die verbliebenen Bauern natürlich jede Menge Kapital um die Investitionen in Technik und Gebäude bezahlen zu können. Wie in anderen Branchen auch, gehört ein Familienbetrieb meistens nicht mehr der Familie sondern den Banken und Kapitalgebern. Diese haben kein Interesse an einer nachhaltigen Bewirtschaftung, sondern verlangen eine kurzfristige Rendite für ihr Kapital. Eine ökologisch vertretbare Landwirtschaft ist mit diesen Typen natürlich nicht zu realisieren. Wenn sich Landwirte jetzt Gedanken um ihre Zukunft in Zeiten des Klimawandels machen, haben sie verdammt schlechte Karten, weil die Leute, denen sie sich ausgeliefert haben da nicht mitspielen. Wer aufmuckt fliegt, notfalls vom eigenen Hof. Es gibt genügend Investoren die heiß darauf sind, sich das Land unter den Nagel zu reißen. Was bleibt den Bauern also als Reaktion auf die anhaltende Dürre und Trockenheit ? Natürlich der sprichwörtliche trockene Humor, wie er sich in alten Bauernregeln findet : „Wenn’s auf dem Acker qualmt und staubt, hat man Dir bald den Hof geraubt.“ Gut, das war jetzt nicht trocken sondern schon schwarz. Aber leider fällt mir auch nichts besseres dazu ein.
Ihr Norbert Schnellen