Stichwort der Woche : Holland in Not

Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen.…

win­ter­berg-total­lo­kal : Hun­dert­tau­sen­de Wohn­wa­gen schlän­geln sich über die engen Stra­ßen des Sau­er­lands. Nachts bil­den sie klei­ne Wagen­bur­gen um sich so bes­ser gegen die heim­tü­cki­schen Angrif­fe der Urein­woh­ner ver­tei­di­gen zu kön­nen. Wenn sie dann am Lager­feu­er ihre letz­ten mit­ge­brach­ten Fri­kan­deln in Alt­öl zube­rei­ten, schwär­men sie vom tol­len Leben mit was­ser­ge­füll­ten Toma­ten, Tul­pen und Gou­da­kä­se. Doch ein Zurück gibt es nicht mehr, trotz aus­ge­klü­gel­ter Deich­bau­ten ist das Steu­er­pa­ra­dies an der Nord­see­küs­te kom­plett in den stei­gen­den Mee­res­flu­ten ver­sun­ken. 17 Mil­lio­nen Nie­der­län­der kann das Sau­er­land nicht auf­neh­men. Bei der ers­ten Mil­lio­nen sag­ten noch ein paar Bür­ger­meis­ter „Wir schaf­fen das“, aber zu viel ist zu viel. Ers­te Ver­su­che sie ins dünn besie­del­te Meck­pomm wei­ter­zu­lei­ten schei­ter­ten an der Tat­sa­che, dass die­ses Bun­des­land in den Tie­fen der Ost­see ver­schwun­den ist. Noch wei­ter nach Osten geht auch nicht, weil Russ­lands grei­ser Prä­si­dent Putin kei­ne euro­päi­schen Flücht­lin­ge mehr in sein Reich lässt. Klingt jetzt alles stark nach einem Sci­ence Fic­tion Film, der in fer­ner Zukunft spielt ? Hof­fent­lich, aber der aktu­el­le Bericht ame­ri­ka­ni­scher Wis­sen­schaft­ler über den Anstieg der Mee­res­spie­gel lässt schon für eine rela­tiv nahe Zukunft Schlim­mes befürch­ten. Das Pro­blem an der Sache ist, dass wir da nicht mehr viel dran ändern kön­nen. Die jetzt berech­ne­ten Sze­na­ri­en sind die Fol­ge der Ent­wick­lung des bis­he­ri­gen CO2 Aus­sto­ßes. Selbst wenn wir nächs­te Woche kom­plett damit auf­hö­ren wür­den unser Kli­ma mit noch mehr CO2 zu ver­pes­ten, wür­de der Mee­res­spie­gel trotz­dem wei­ter ansteigen.

Seit der Indus­tria­li­sie­rung im 19. Jahr­hun­dert haben wir uns in kei­ner Wei­se dar­um geschert, wel­che Aus­wir­kun­gen die Ver­bren­nung fos­si­ler Brenn­stof­fe auf unser Kli­ma hat. Es gab zwar immer schon Wis­sen­schaft­ler, die uns auf die Fol­gen der Umwelt­ver­schmut­zung auf­merk­sam mach­ten, aber zu allen Zei­ten wur­den sol­che Stim­men als „Fort­schritts­geg­ner“ aus­ge­lacht. So schob man die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels immer in die wei­te Zukunft. Jetzt ist die „wei­te Zukunft“ da – und was nun ? Momen­tan sind wir in Deutsch­land immer noch dabei den CO2 Aus­stoß zu erhö­hen. Auch in den ande­ren Indus­trie­län­dern sieht es kaum bes­ser aus. Durch die Glo­ba­li­sie­rung ist auch die Stei­ge­rung in den Schwel­len- und Ent­wick­lungs­län­dern dra­ma­tisch, einer­seits weil sie bil­lig für uns pro­du­zie­ren, ande­rer­seits fan­gen sie auch dort an unse­ren Lebens­stil zu über­neh­men. Die Umset­zung der Kli­ma­zie­le von Paris rückt in immer wei­te­re Fer­ne. Wahr­schein­lich reagiert die Mensch­heit erst dann, wenn die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels zu Völ­ker­wan­de­run­gen füh­ren. Dann ist es aber ver­mut­lich schon zu spät. Denn dann ist nicht nur „Hol­land in Not“.

Ihr Nor­bert Schnellen

Print Friendly, PDF & Email