Stichwort der Woche : Glaube Sitte Heimat

Stichwort der Woche : Von Norbert Schnellen…

win­ter­berg-total­lo­kal : Mit dem Kreis­schüt­zen­fest in Mede­bach am kom­men­den Wochen­en­de ist die Schüt­zen­fest­sai­son 2017 end­gül­tig abge­schlos­sen. Der Kreis­schüt­zen­bund Bri­lon fei­ert unter dem Schüt­zen­mot­to „Glau­be Sit­te Hei­mat“, mit dem das Sau­er­län­der Schüt­zen­we­sen sei­ne Grund­wer­te mani­fes­tiert. Jedoch haben sol­che Schlag­wor­te im Jahr 2017 eine ande­re Bedeu­tung, als es noch 1957 oder gar 1907 der Fall war. Wäh­rend sich das Mot­to „Glau­be“ ursprüng­lich aus­schließ­lich auf prak­ti­zie­ren­de Katho­li­ken bezog, öff­ne­ten sich die Schüt­zen spä­ter auch Chris­ten ande­rer Kon­fes­sio­nen. Heu­te ist es selbst­ver­ständ­lich, dass auch ein gläu­bi­ger Mos­lem oder Bud­dhist ein guter Schüt­zen­bru­der sein kann. Im Bereich „Sit­te“ hat sich die Welt­sicht in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten extrem stark ver­än­dert. In frü­he­ren Zei­ten droh­te schon Geschie­de­nen der Ver­eins­aus­schluss, heu­te sind sowohl die sexu­el­le Ori­en­tie­rung als auch das „sitt­li­che Ver­hal­ten“ der Schüt­zen rei­ne Pri­vat­sa­che. Beim The­ma „Hei­mat“ haben sich schon nach dem zwei­ten Welt­krieg die Vor­aus­set­zun­gen total ver­än­dert. Neben „Sau­er­län­dern rei­nen Geblüts“ wur­den Men­schen aus allen Tei­len Deutsch­lands, die im Sau­er­land eine neue Hei­mat gefun­den hat­ten, zur wich­ti­gen Trieb­fe­der im Fort­be­stand des Schüt­zen­we­sens. Gera­de heu­te ist es daher sicher auch eine der wich­tigs­ten Auf­ga­be der Schüt­zen, Men­schen aus aller Welt die zu uns ins Sau­er­land kom­men, dabei zu hel­fen hier eine neue Hei­mat zu finden.

Bei aller berech­tig­ten Anpas­sung an ver­än­der­te Rah­men­be­din­gun­gen soll­ten die Schüt­zen jedoch nicht den Feh­ler machen, dass sie dadurch „belie­big“ wer­den. Grund­sät­ze müs­sen grund­sätz­lich sein und Wer­te soll­ten, in einer sich immer schnel­ler ver­än­dern­den Gesell­schaft, beson­ders für jun­ge Men­schen eine fes­te Ori­en­tie­rung bie­ten. Gera­de in der Poli­tik erle­ben wir zur Zeit, wie Par­tei­en durch eine stän­di­ge Anpas­sung an den „Main­stream“ ihr Pro­fil ver­lie­ren kön­nen und Poli­ti­ker dadurch oft „belie­big“ wir­ken. Welt­of­fen­heit ist auf der einen Sei­te abso­lut not­wen­dig für die Zukunfts­fä­hig­keit des Schüt­zen­we­sens. Auf der ande­ren Sei­te basiert das Schüt­zen­we­sen auf tra­di­tio­nel­len Wer­ten, die es auch zu bewah­ren gilt. Wenn man die­se Wur­zeln kappt, ist es auch nicht mehr weit her mit der Zukunfts­fä­hig­keit. Ein schwie­ri­ger Spa­gat, den es zu meis­tern gilt. Unse­re Schüt­zen­bru­der­schaf­ten, ‑gesell­schaf­ten und –ver­ei­ne exis­tie­ren teil­wei­se schon seit eini­gen Jahr­hun­der­ten und haben dabei eini­ge Gesell­schafts­sys­te­me kom­men und gehen gese­hen. Daher bin ich mir sicher, dass sie es schaf­fen wer­den die jet­zi­gen Her­aus­for­de­run­gen zu meis­tern. Ich wün­sche dem Kreis­schüt­zen­fest in mei­ner Hei­mat­stadt einen guten Ver­lauf und allen Schüt­zen und Gäs­ten fro­he und gesel­li­ge Stunden.

Ihr Nor­bert Schnellen

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