„Bleibt doch im Sauerland!“ – Von alten Hansestädten und Hessens „Atlantis“

Winterberg-Totallokal : Reiseführer Bernd Tuss aus Niedersfeld kennt die besten Geschichten

win­ter­berg-total­lo­kal : Bernd Tuss ist Sau­er­län­der. Und er liebt sei­ne Hei­mat. Genau wie vie­le ande­re Ein­hei­mi­sche auch. Und die Gäs­te, die wis­sen sowie­so die Schön­heit des Sau­er­lan­des zu schät­zen. Wenn diens­tags der ver­sier­te Rei­se­füh­rer sei­nen blau­en Bus Rich­tung Tou­rist-Infor­ma­ti­on Win­ter­berg steu­ert, war­ten schon rund 35 Teil­neh­mer vol­ler Erwar­tung auf sei­ne Geschich­ten. Denn dafür ist Bernd Tuss bekannt.

Von der Tou­ris­ten­fa­mi­lie bis zum Sau­er­län­der Seni­or ist alles an Bord. Ein gut gelaun­tes Grüpp­chen ein­hei­mi­scher Damen will die Hei­mat­re­gi­on ein­mal aus einem ande­ren Blick­win­kel betrach­ten. Es hat sich her­um­ge­spro­chen, dass die Fahr­ten im „Tuss-Bus“ sehr unter­halt­sam sind.

Ent­lang der Ruhr­quel­le fährt der Bus und pas­siert die Lan­des­gren­ze von Hes­sen. Ziel sind zunächst die Han­se­städ­te Mede­bach und Kor­bach. Tuss erzählt von den alten Han­dels­män­nern, die ihre Pro­duk­te vom Sau­er­land aus in alle Welt brach­ten. Und von der lan­gen Han­se-Tra­di­ti­on, von der bis heu­te das ehr­wür­di­ge, 1377 errich­te­te Rat­haus in Kor­bach zeugt.

Umge­ben von einer dop­pel­läu­fi­gen Stadt­mau­er, ist Kor­bach reich an wun­der­ba­ren Fach­werk­häu­sern. Vor dem Hotel „Zur Waa­ge“ steht einer der weni­gen erhal­te­nen Schand­pfäh­le in Deutsch­land. Geäch­te­te sei­en dort am Pran­ger einst dem Spott der Bevöl­ke­rung aus­ge­lie­fert gewe­sen, kramt Bernd Tuss in sei­nem schier unend­li­chen Wis­sens­schatz, und lässt damit so man­chen Gast schaudern.

Wei­ter geht’s zum Eder­see. „Der flä­chen­mä­ßig größ­te See in Deutsch­land“, erfah­ren die Mit­rei­sen­den. Kilo­me­ter­weit fährt der Bus die Ufer­stra­ße ent­lang. Bernd Tuss berich­tet von drei Dör­fern, die der See einst „geschluckt“ hat. Heu­te ist der Was­ser­stand nied­rig : Die Grund­mau­ern der alten Kir­che, des Fried­hofs und Ham­mer­werks des Ortes Berich sind zu sehen. „1914 hat das Was­ser ihn unter sich begraben.“

In Nie­der-Wer­be hat der Ver­kehrs­ver­ein eine ver­sun­ke­ne Kir­che nach­ge­baut. „Das alte Got­tes­haus und neun Bau­ern­hö­fe sind damals im See ver­schwun­den“, weiß Bernd Tuss. Ein gutes Stück­weit ragt die Turm­spit­ze samt Wet­ter­fah­ne mit­ten aus dem See empor. „Das ‚Atlan­tis‘ von Hes­sen“, nennt Bernd Tuss die ver­sun­ke­ne Regi­on. Und allein schon in die­ser Bezeich­nung schwingt die Ach­tung mit, die der Rei­se­füh­rer sei­ner Hei­mat ent­ge­gen­bringt. Und der Fun­ke springt auf sei­ne Gäs­te über.

Auch die impo­san­te Stau­mau­er hat eine Geschich­te. Und schon wie­der wird’s gru­se­lig. Bernd Tuss weiß von der Nacht des 16. Mai 1943 zu berich­ten, als die bri­ti­schen Streit­kräf­te wie am Möh­ne­see mit einer Roll­bom­be ein Loch in die Mau­er ris­sen und eine Flut ent­fes­sel­ten, die 47 Men­schen das Leben kos­te­te. Kurz dar­auf zu sehen : Eine Skulp­tur, die eine Mut­ter zeigt, die ihr Baby zu ret­ten ver­sucht. Mit der Erzäh­lung vor Augen wird die Bedeu­tung plötz­lich lebendig.

 

In Bad Wil­dun­gen dreht der Bus eine klei­ne Run­de durch das ele­gan­te Kur­vier­tel mit sei­nen hoch­herr­schaft­li­chen Vil­len. Reich ver­zier­te Fas­sa­den, Türm­chen und zier­li­che Bal­ko­ne fes­seln die Bli­cke. Etwa andert­halb Stun­den haben die Gäs­te jetzt Zeit zum Kaf­fee­trin­ken, Bum­meln oder Shop­pen. Bernd Tuss gibt schnell noch ein paar Tipps : Den alten Kur­park zu sehen, sei ein Muss. Fla­nie­ren kön­ne man wun­der­bar an der Brun­nen­al­lee. „Dort gibt es auch schö­ne Cafés. Schau­en Sie sich die Stadt­kir­che in der his­to­ri­schen Alt­stadt an : Den Flü­gel­al­tar hat der Künst­ler Con­rad von Soest in der Zeit um 1403 geschaffen.“

Auf dem Rück­weg durch das Bil­stein­tal mit sei­nen Heil­quel­len geht es sodann nach Rein­hards­hau­sen, wo vie­le Kli­ni­ken und ein Kur­park das Bild prä­gen, durch den Kel­ler­wald und das Eder­tal bis nach Fran­ken­berg. Der Bus dreht eine Extra­run­de durch engen Alt­stadt­gas­sen, vor­bei an einem der „schöns­ten his­to­ri­schen Rat­häu­ser Deutsch­lands“, so Bernd Tuss

Die Trup­pe pas­siert die NRW-Gren­ze, vor­bei an Hal­len­berg, und Bernd Tuss wird nicht müde, zu erzäh­len von der Wall­fahrts­kir­che und den „berühm­ten“ Pas­si­ons­spie­len, die Lai­en­dar­stel­ler alle zehn Jah­re auf der Frei­licht­büh­ne insze­nie­ren. Über Züschen geht es zurück nach Winterberg.

„Wir müs­sen uns nicht hin­ter ande­ren Ecken in Deutsch­land ver­ste­cken“, ist Bernd Tuss über­zeugt. Genau­so sehen die Bus­rei­sen­den das auch. „Bleibt doch im Sau­er­land!“ Bei so viel Zuspruch denkt der Bus­un­ter­neh­mer aus Nie­ders­feld bereits über eine Sau­er­land-Rund­rei­se nach. Zu erzäh­len hat er näm­lich noch eine gan­ze Menge.

Buch­bar sind die Bus­tou­ren in der Tou­rist-Infor­ma­ti­on Win­ter­berg unter Tele­fon 02981/92500 oder info@​winterberg.​de. Info : www​.win​ter​berg​.de. Start ist immer diens­tags, 13 Uhr, ab Tourist-Info.

Quel­le : Susan­ne Schul­ten, Win­ter­berg Tou­ris­tik und Wirt­schaft GmbH

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