Anteil „atypischer“ Jobs im Kreis auf 40 Prozent gestiegen

Winterberg-Totalloklal : Hochsauerlandkreis : Gewerkschaft kritisiert Schieflage am Arbeitsmarkt

win­ter­berg-total­lo­kal : Immer mehr unsi­che­re Jobs : Rund 49.000 Men­schen im Hoch­sauer­land­kreis arbei­ten in Teil­zeit, Leih­ar­beit oder haben einen Mini­job als allei­ni­ges Ein­kom­men. Damit ist der Anteil der so genann­ten aty­pi­schen Beschäf­ti­gung an allen Arbeits­ver­hält­nis­sen im ver­gan­ge­nen Jahr auf einen Rekord­wert von 40 Pro­zent gestie­gen. Das kri­ti­siert die IG Bau­en-Agrar-Umwelt (IG BAU). Die Gewerk­schaft beruft sich hier­bei auf eine aktu­el­le Stu­die der Hans-Böck­ler-Stif­tung, die die Ent­wick­lung am Arbeits­markt im Hoch­sauer­land­kreis seit dem Jahr 2003 unter­sucht hat. Damals lag die Quo­te aty­pi­scher Jobs hier noch bei 31 Prozent.

IG BAU-Bezirks­chef Fried­helm Kreft spricht von einem „Alarm­si­gnal an die Poli­tik“: „Es kann nicht sein, dass wir einer­seits einen wirt­schaft­li­chen Auf­schwung erle­ben, aber ande­rer­seits so vie­le Men­schen in pre­kä­ren Ver­hält­nis­sen arbei­ten“, sagt Kreft. Hier sei „grund­sätz­lich etwas in Schief­la­ge gera­ten“. Der unbe­fris­te­te Voll­zeit-Job müs­se drin­gend wie­der zum Nor­mal­fall wer­den, for­dert die IG BAU West­fa­len Mitte-Süd.

Nach Anga­ben der Böck­ler-Stif­tung hat im HSK beson­ders die Teil­zeit-Beschäf­ti­gung dras­tisch zuge­nom­men : Arbei­te­ten 2003 noch etwa 11.600 Erwerbs­tä­ti­ge in Teil­zeit, waren es mit rund 24.400 im ver­gan­ge­nen Jahr bereits mehr als dop­pelt so vie­le. „Gera­de für Frau­en ist es nach einer Fami­li­en­pau­se enorm schwer, wie­der voll in den Beruf ein­zu­stei­gen. Gegen die Teil­zeit-Fal­le brau­chen wir end­lich ein ver­brief­tes Rück­kehr­recht in Voll­zeit“, ist Fried­helm Kreft über­zeugt. Ein ent­spre­chen­der Gesetz­ent­wurf der gro­ßen Koali­ti­on war in die­sem Früh­jahr am Wider­stand der Uni­on gescheitert.

Auch bei Mini­jobs gibt es der Stu­die zufol­ge kei­ne Ent­war­nung : Rund 22.500 Men­schen im Kreis waren 2016 aus­schließ­lich gering­fü­gig beschäf­tigt (2003 : 21.400). In der Gebäu­de­rei­ni­gung mach­ten Mini­jobs mitt­ler­wei­le die Hälf­te aller Arbeits­plät­ze aus, berich­tet Gewerk­schaf­ter Kreft. Auch hier sei­en es ins­be­son­de­re Frau­en, die nach einem Job­ver­lust oder einer Tren­nung oft schnell in Hartz IV abrutschten.

Mit Blick auf die Bun­des­tags­wahl im Sep­tem­ber for­dert die IG BAU West­fa­len Mit­te-Süd von den Par­tei­en kla­re Kon­zep­te „gegen die Unwucht am Arbeits­markt“. Dazu müs­se die Abschaf­fung der Befris­tun­gen ohne sach­li­chen Grund genau­so gehö­ren wie die Ein­be­zie­hung von Mini­jobs in die Sozi­al­ver­si­che­rung. „Dabei sind auch die Arbeit­ge­ber in der Pflicht. Statt aufs Bil­lig-Prin­zip soll­ten Chefs auf Kon­ti­nui­tät set­zen“, betont Kreft. Wer heu­te voll­wer­ti­ge Stel­len schaf­fe, brau­che sich mor­gen nicht um feh­len­de Fach­kräf­te sorgen.

Quel­le : Industriegewerkschaft

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