Stichwort der Woche : Tag der Kosmonauten

Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen…

win­ter­berg-total­lo­kal : Heu­te, am 12. April, ist in Russ­land der „Tag der Kos­mo­nau­ten“, in Erin­ne­rung des ers­ten bemann­ten Welt­raum­flugs von Juri Gaga­rin im Jahr 1961. Seit 2011 wird die­ser Tag, laut Ent­schei­dung der UN-Voll­ver­samm­lung, auch inter­na­tio­nal als „Tag der bemann­ten Raum­fahrt“ (gen­der­mä­ßig kor­rekt müss­te es eigent­lich „Tag der befrauten/​bemannten Raum­fahrt hei­ßen) began­gen. Jeden­falls soll die­ser Gedenk­tag an jene uner­schro­cke­nen Men­schen erin­nern, die in den Anfangs­ta­gen der Raum­fahrt ihr Leben für den tech­ni­schen Fort­schritt ris­kiert haben. Pünkt­lich zu die­sem Anlass kom­men auch wie­der Neu­ig­kei­ten zum The­ma Welt­raum­tou­ris­mus. Schon in den 50er und 60er Jah­ren des vori­gen Jahr­hun­derts gin­gen fort­schritts­gläu­bi­ge Zeit­ge­nos­sen davon aus, dass bis zur Jahr­tau­send­wen­de ein Welt­raum­aus­flug für die gan­ze Fami­lie etwas all­täg­li­ches sein wür­de. Wie wir alle wis­sen, hat sich das bis­her noch nicht so ganz bewahr­hei­tet. Aber jetzt geht’s wohl end­lich los ! Die Gewin­ner der New Eco­no­my, wie zum Bei­spiel Ama­zon-Grün­der Jeff Bezos und Tes­la-Chef Elon Musk inves­tie­ren inzwi­schen ihre (von ande­ren) sau­er ver­dien­ten Mil­li­ar­den in Welt­raum­pro­gram­me, die schon in den nächs­ten zwei Jah­ren die ers­ten Tou­ris­ten, ver­mut­lich erst mal ande­re Mil­li­ar­dä­re, zum Mond schie­ßen sollen.

Davon abge­se­hen, dass wir alle, durch Herrn Bezos erfolg­rei­che Steu­er­ver­mei­dungs­po­li­tik in Euro­pa, die Sache mit­fi­nan­zie­ren, stellt sich für mich die Fra­ge, ob es auf die­sem Pla­ne­ten nicht genug vom Men­schen ver­ur­sach­te Pro­ble­me gibt, die viel­leicht erst mal mit die­sem Geld gelöst wer­den soll­ten, bevor der Mensch auch noch außer­halb die­ses Pla­ne­ten neue Pro­ble­me ver­ur­sacht. Eines die­ser Pro­ble­me liegt zum Bei­spiel in der Tat­sa­che, dass es sich bei den Kon­kur­ren­ten zur Erobe­rung des Welt­raums, nicht mehr um Staa­ten, son­dern um ein­zel­ne Geschäfts­leu­te han­delt. Noch vor weni­gen Jah­ren wäre kein Mensch auf die­sem Pla­ne­ten in der Lage gewe­sen ein eige­nes Welt­raum­pro­gramm auf die Bei­ne zu stel­len. Wenn inzwi­schen Fir­men die Rol­le von Staa­ten über­neh­men und damit ein­zel­ne Per­so­nen über mehr Macht ver­fü­gen als gewähl­te Poli­ti­ker, hat der glo­ba­le Kapi­ta­lis­mus schon gegen demo­kra­tisch legi­ti­mier­te Regie­run­gen gewon­nen. Die Tat­sa­che, dass sich fast das gan­ze Ver­mö­gen die­ses Pla­ne­ten nur noch in der Hand von ein paar Leu­ten befin­det, wird zwar oft beklagt, aber kei­ner unter­nimmt etwas dage­gen. Oder kön­nen wir schon nichts mehr dage­gen unternehmen ?

Viel­leicht liegt im Welt­raum­tou­ris­mus dann doch viel­leicht eine Chan­ce für die Erde. Wenn sich alle Mil­li­ar­dä­re, so wie es sich Herr Musk schon seit Jah­ren erträumt, in eini­gen Jah­ren auf dem Mars ansie­deln, soll­ten wir sie ein­fach nicht mehr auf die Erde zurück­las­sen. Das wäre dann das Ende des glo­ba­len Kapi­ta­lis­mus und die Chan­ce eines Neu­an­fangs für die rest­li­che Menschheit.

Ihr Nor­bert Schnellen

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