Pflugschare zu Schwertern !

Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche von Norbert Schellen

win­ter­berg-total­lo­kal : Man kann in vie­len Punk­ten sicher dar­auf stolz sein, dass Pro­duk­te, „Made in Ger­ma­ny“, inter­na­tio­nal einen guten Ruf genie­ßen. Mit viel Fleiß, Ideen­reich­tum und hohen Qua­li­täts­stan­dards hat die deut­sche Wirt­schaft seit Jahr­zehn­ten in vie­len Berei­chen die Nase vorn. Lei­der auch in der Waf­fen­her­stel­lung. Kürz­lich haben sich die Kir­chen in Deutsch­land ein­deu­tig dage­gen posi­tio­niert und die neu­er­li­che Stei­ge­rung der Waf­fen­ex­por­te scharf kri­ti­siert. Zu Recht, denn der Ein­satz von Gewalt zur Lösung von Kon­flik­ten ist mit dem Chris­ten­tum nicht ver­ein­bar. Aber es ist nicht nur ein mora­li­scher Aspekt. Wenn man sich mit der jün­ge­ren Geschich­te befasst, wur­de kaum ein Kon­flikt durch den Ein­satz von Waf­fen wirk­lich gelöst. Im Gegen­teil, bewaff­ne­te Aus­ein­an­der­set­zun­gen lösen viel­fach eine Spi­ra­le der Gewalt aus, die meist gar nicht mehr zu stop­pen ist. Ohne den Ein­marsch im Irak wäre es ver­mut­lich nie zur Grün­dung und Aus­brei­tung der Ter­ror­mi­liz IS gekommen.

Rein markt­wirt­schaft­lich gese­hen ist die Her­stel­lung und der Han­del mit Waf­fen nicht nur ein töd­li­ches, son­dern auch ein „tod­si­che­res“ Geschäft. Wäh­rend sich bei vie­len ande­ren Pro­duk­ten irgend­wann eine Markt­sät­ti­gung ein­stellt, pas­siert bei Waf­fen genau das Gegen­teil : Je mehr davon auf dem Markt sind, um so stär­ker steigt die Nach­fra­ge. Die Inves­ti­ti­on von Spar­gut­ha­ben in Akti­en von Waf­fen­fir­men bringt also eine dau­er­haft hohe Ren­di­te. Gera­de bei der heu­ti­gen Situa­ti­on der Finanz­märk­te eine emp­feh­lens­wer­te Anla­ge­mög­lich­keit, oder nicht ?

Im Ran­king der Waf­fen­ex­por­te nimmt Deutsch­land, nach den USA und Russ­land nur einen beschei­de­nen drit­ten Platz ein. Ein Haupt­ar­gu­ment der Befür­wor­ter die­ser Geschäf­te lau­tet : „Wenn wir es nicht machen, machen es ande­re.“ Das ist rich­tig, denn trotz des drit­ten Plat­zes machen deut­sche Rüs­tungs­gü­ter nur rund sie­ben Pro­zent des welt­wei­ten Waf­fen­han­dels aus. Wir kön­nen uns also bequem in unse­rem Fern­seh­ses­sel zurück­leh­nen und, wäh­rend wir das Elend an den vie­len Kriegs­schau­plät­zen die­ser Welt am Bild­schirm betrach­ten, unse­re Hän­de in Unschuld waschen. Die „Flücht­lings­kri­se“ hat auf dem Pre­mi­um­platz in den Nach­rich­ten schon längst „wich­ti­ge­ren“ The­men Platz gemacht und so kön­nen wir die­se The­ma­tik, wie schon in den Jahr­zehn­ten zuvor, wie­der kom­plett aus unse­rem All­tag ver­drän­gen. Es ist der „Fluch der bösen Tat“, dass nichts im Leben unge­sühnt bleibt. Es ist eine Leh­re der Geschich­te, dass man irgend­wann wie­der von sei­nen Sün­den ein­ge­holt wird – und sei es in der nächs­ten Gene­ra­ti­on. Es ist (nicht nur des­halb)  lang­sam mal an der Zeit, dass sich nicht nur die Kir­chen gegen die Schein­hei­lig­keit der deut­schen Rüs­tungs­po­li­tik posi­tio­nie­ren. Nach­hal­tig gese­hen ist es sicher auch wirt­schaft­lich sinn­vol­ler den Men­schen in der drit­ten Welt beim Auf­bau von Wohl­stand und Sicher­heit zu hel­fen, als dort mit unse­ren Waf­fen Not und Elend zu verbreiten.

Text : Nor­bert Schellen

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