Zuerst stirbt die Natur und dann der Mensch

Stichwort der Woche von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal : Mal wie­der ein neu­er Arten­schutz­re­port : Laut dem Bun­des­amt für Natur­schutz sind der­zeit akut ein Drit­tel der Tier­ar­ten in Deutsch­land vom Aus­ster­ben bedroht. Reb­hüh­ner, Kie­bit­ze und Feld­ler­chen wer­den wir in Zukunft nur noch auf Bil­dern oder im Vogel­park bewun­dern kön­nen und eine reich­hal­ti­ge Insek­ten­welt gibt es dann nur noch auf der Wie­se in den alten Bie­ne Maya Trick­fil­men. Die Haupt­ur­sa­che hier­für liegt nicht im viel­zi­tier­ten Kli­ma­wan­del, son­dern ist eine Fol­ge des Struk­tur­wan­dels in der Land­wirt­schaft. Also sind die „bösen Bau­ern“ dar­an schuld ? Wohl kaum, denn die kön­nen eigent­lich nur auf äuße­re Markt­ent­wick­lun­gen reagie­ren, das bedeu­tet, dass immer nied­ri­ge­re Lebens­mit­tel­prei­se und der inter­na­tio­na­le Wett­be­werb (s. TTIP), den wei­te­ren Aus­bau einer indus­tri­ell struk­tu­rier­ten Land­wirt­schaft begüns­ti­gen. Also sind wir alle in der Pflicht, oder soll­ten es eigent­lich sein. Wenn wir nach der Arbeit im Super­markt auf Nah­rungs­su­che gehen, fra­gen wir nicht nach der Her­kunft der Lebens­mit­tel und erst recht nicht danach, wie sie erzeugt wur­den. Dafür sind wir schon zu müde und haben für so etwas nun mal wirk­lich kei­ne Zeit. Eine Gesell­schaft, die sich über­wie­gend in geschlos­se­nen Räu­men auf­hält und in einer digi­ta­len Schein­welt lebt, hat kei­nen Blick für die Ver­än­de­run­gen in der Natur.

Wer inter­es­siert sich aber in die­sem Land noch für unse­re Natur ? Acht­zig Pro­zent der Men­schen leben in den urba­nen Bal­lungs­räu­men und deren Umland. Ein Bezug zur Natur ? – Groß­teils Fehl­an­zei­ge ! Bei den zwan­zig Pro­zent, die noch im wei­test­ge­hend länd­li­chen Raum leben, sind es auch nur noch weni­ge Men­schen, die einen direk­ten Bezug zur Natur haben : Die paar ver­blie­be­nen Land- und Forst­wir­te, zumeist wirt­schaft­li­chen Sach­zwän­gen unter­wor­fen, Jäger, Imker, Pfer­de­hal­ter, immer weni­ger Hob­by­land­wir­te und eini­ge Wan­de­rer und Natur­lieb­ha­ber (zumeist älte­ren Semes­ters), also ein knapp ein­stel­li­ger Pro­zent­teil der Gesamt­be­völ­ke­rung. Eine Wäh­ler­grup­pe, die man getrost ver­nach­läs­si­gen kann. Allen ande­ren fällt die Ver­än­de­rung unse­rer Land­schaft nicht auf, da uns das Fern­seh­pro­gramm und die Wall­pa­per die uns als Bild­schirm­hin­ter­grund die­nen, immer noch eine intak­te und idyl­li­sche Natur­land­schaft vorgaukeln.

Brau­chen wir also immer mehr staat­lich ver­ord­ne­ten Umwelt­schutz ? Ich glau­be nicht, dass sich dadurch etwas zum posi­ti­ven ändert. Zur Ret­tung unse­rer Umwelt ist es uner­läss­lich, dass wir uns alle wie­der mehr mit der Natur befas­sen. Denn nur wenn mög­lichst vie­le Men­schen die Ver­än­de­run­gen in der Umwelt erken­nen und ihr Kon­sum­ver­hal­ten ent­spre­chend ver­än­dern, kann das zuneh­men­de Arten­ster­ben gestoppt wer­den und damit unser aller Lebens­grund­la­ge auf Dau­er erhal­ten werden.

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